Themenüberblick

Lage „massiv verschlechtert“

Die Sanierungsbemühungen um die angeschlagene Anlagentochter der insolventen A-Tec, AE&E, sind gescheitert. A-Tec-Mehrheiteigentümer Mirko Kovats ist es nicht gelungen, einen Investor für die AE&E zu finden. Das Management der AE&E stellte daher am Mittwoch beim Handelsgericht Wien einen Antrag auf „Sanierung ohne Eigenverwaltung“, wie in einer Aussendung mitgeteilt wurde.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Von der Insolvenz sind in Österreich 600 Mitarbeiter in Graz und Wien betroffen. Der Antrag wurde damit begründet, dass sich in den vergangenen vier Wochen die wirtschaftliche Lage für die AE&E massiv verschlechtert habe. Die Banken hatten die Kreditlinien gestrichen. Der Kraftwerksbauer war durch Verluste bei Projekten in Australien in Schieflage geraten. Das war der Auslöser für die Schwierigkeiten der Konzernmutter. Die A-Tec konnte eine Anleihe mit einem Volumen von 90 Millionen Euro nicht mehr refinanzieren und beantragte daher ein Sanierungsverfahren. Und das schlug sich nun auf das Tochterunternehmen nieder.

Noch Chancen für AE&E-Ableger?

Die Passiva der AE&E belaufen sich laut aktuellem Status auf 558 Mio. Euro, davon entfallen 355 Mio. Euro auf Haftungen und rund 169 Mio. Euro auf Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen. Die Bankforderungen betragen rund vier Mio. Euro, und die Lieferantenforderungen belaufen sich auf 1,2 Mio. Euro. Den Verbindlichkeiten stehen Aktiva von 137 Mio. Euro gegenüber, teilte der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) der APA mit.

Die AE&E Group mit rund 50 Mitarbeitern ist die Dachgesellschaft für alle operativen AE&E-Töchter, die nicht insolvent sind und um die noch gerungen wird, so Gläubigersprecher Hans-Georg Kantner (KSV) vor der Gläubigerausschusssitzung am Mittwoch. Die AE&E-Group bietet ihren Gläubigern mit 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, nur die gesetzliche Mindestquote an. Diese soll durch den Verkauf von Beteiligungen finanziert werden, so der KSV: Betroffen von dem Verfahren sind 128 Gläubiger und 52 Dienstnehmer.

Projekt in Australien als Auslöser

Als Grund für die AE&E-Insolvenz nennt das Unternehmen in einer Aussendung Überschuldung und das Fehlen einer positiven Fortbestandsprognose. Ausgangspunkt der aktuellen wirtschaftlichen Situation der AE&E-Gruppe sei vor allem die Verlustfinanzierung einiger Problemprojekte, allen voran das Projekt Worsley in Australien, aber auch der sehr schwache Auftragseingang der Gruppe in den vergangenen Quartalen.

Dadurch notwendig gewordene Finanzierungsgespräche seien durch die Einleitung des A-Tec-Industries-Sanierungsverfahrens am 20. Oktober zusätzlich erschwert worden, so die AE&E-Geschäftsführung am Mittwoch.

Banken wollten nicht weiterfinanzieren

Die involvierten Banken und Kreditversicherer konnten sich trotz intensiver Verhandlungen nicht dazu durchringen, den Fortbestand der AE&E-Gruppe zumindest bis zum Abschluss einer Due-Diligence-Prüfung durch namhafte Interessenten zu finanzieren, teilte die A-Tec am Mittwoch mit. Das sei bedauerlich, da einige potente Interessenten wie der südkoreanische Mischkonzern Doosan und Andritz mehrfach ihr großes Interesse an einem Kauf zum Ausdruck gebracht haben.

Noch vor den Verhandlungen mit den Interessenten waren die Gespräche mit den Banken über eine Brückenfinanzierung trotz Zustimmung von Sanierungsverwalter und Gläubigerausschuss gescheitert, da nicht alle Konsortialbanken grünes Licht gaben.

Bedauern über Entwicklung

Auch mit dem von den Banken präsentierten und favorisierten Interessenten Mass Financial Corp (MFC) aus Hongkong wurde tagelang verhandelt und auch weitgehend Einigung erzielt. Bevor es jedoch zur Vertragsunterzeichnung kam, wurde bekannt, dass sich Mass nicht mit allen Konsortialbanken auf den Bankenbeitrag zur Sanierung einigen konnte.

Die Geschäftsführung bedauert in der Aussendung die aktuellen Entwicklungen sehr, da sich alle involvierten Parteien in den vergangenen Wochen intensiv bemüht hätten, eine Fortführung der AE&E-Gruppe zu sichern. Die AE&E Group GmbH werde ab sofort von einem Sanierungsverwalter geführt, wobei dieser vom bisherigen Management-Board nachhaltig unterstützt werde.

Mehr Belastung für A-Tec

Die AE&E hätte kurzfristig rund 100 Mio. Euro gebraucht, um weiterarbeiten zu können. Darüber hinaus hätten die bestehenden Verluste im mittleren zweistelligen Millionenbereich abgedeckt werden müssen. Eine Insolvenz der AE&E belastet die A-Tec mit weiteren 80 bis 100 Mio. Euro. Die A-Tec muss im Rahmen des Sanierungsverfahrens an ihre Gläubiger (vor allem Anleihegläubiger) 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren bezahlen.

Der Aktienkurs des früheren Prime-Market-Titels A-Tec stürzte am Mittwoch erneut schwer ab. Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags der AE&E stürzte das Papier von 2,49 auf bis zu 1,62 Euro ab. Gegen 14.30 Uhr lag der mittlerweile auf dem Standard Market notierende Titel mit einem Minus von 20,8 Prozent bei 1,95 Euro. Vor einem Jahr hatte die Aktie noch bei mehr als zehn Euro notiert.

Wie soll die Holding saniert werden?

Ein Sanierungsplan liege derzeit aber noch nicht vor, so Glaubigersprecher Kantner. Es werde auch nicht so leicht sein, die dafür nötigen Mittel aufzubringen, denn die Holding verfüge über kein Umlaufvermögen, sondern nur über ein Anlagevermögen. Ohne Eigenleistung der Eigentümer werde es wohl nicht gehen, so Kantner. Bei einer Sanierung müsste die Quote deutlich über einem Liquidationsergebnis liegen. Es werde einen Sanierungsplan für die A-Tec geben, sagte A-Tec-Sanierungsanwalt Norbert Abel am Dienstag. Wenn das Bewertungsgutachten von Deloitte vorliege und man wisse, was vorhanden ist, werde man den Gläubigern ein verbessertes Quotenangebot machen.

Links: