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Sanierer mit Licht und Schatten

Mirko Kovats ist eine der schillerndsten Figuren der heimischen Wirtschaft. Wie kaum ein anderer Industrieller scheidet Kovats die Gemüter: Wo die einen einen blendenden Taktiker erkennen, sehen die anderen einen unberechenbaren Pokerspieler. Er sieht sich als Sanierer, der marode Firmen mit Zuckerbrot und Peitsche vor dem Zusperren rettet.

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Durch sein Engagement bei der Norddeutschen Affinerie (NA) und der belgischen Cumerio wurde Kovats auch den Lesern deutscher Wirtschaftszeitungen ein Begriff. Der nun insolvente Mischkonzern A-Tec, der mit Brixlegg über wesentliche Kupferinteressen verfügt, wollte über diesen Umweg ein entscheidendes Wörtchen bei der Konsolidierung der europäischen Kupferindustrie mitreden.

Einige Schlappen

Das Kalkül, sich durch den Einstieg bei Cumerio einen Hebel für Verhandlungen mit den europäischen Branchengrößen zu verschaffen, ging nicht auf: Kovats musste auf Geheiß der deutschen Kartellwächter seine NA-Anteile verkaufen - der kleine Gewinn, den er damit gemacht hat, dürfte die Kapitalkosten kaum überstiegen haben. Kaum Erfolg hatte Kovats auch beim doppelt gescheiterten Kauf des serbischen Kupferkombinats RTB Bor.

In die Liste gescheiterter Übernahmen in Österreich gehören der Traiskirchner Reifenhersteller Semperit und das Wiener Grundig-Werk. Nichts geworden ist auch aus seinem - beinahe fertig ausgedealten - Plan, im Jahr 2005 die Bank Burgenland zu übernehmen. Erfolgreicher war er in seinem forschen Vorhaben, gemeinsam mit seinen langjährigen Partnern traditionelle Schweizer Industriekonzerne (Unaxis/Oerlikon) aufzumischen.

Erfolgslauf seit 1997

Begonnen hat die Geschichte seiner mittlerweile auf 11.500 Mitarbeiter geschrumpfte Industriegruppe 1997, als Kovats die Hälfte des Salzburger Maschinenbauers Emco übernahm. Nach 2000 kaufte Kovats zusammen mit seinem Partner Christian Schmidt den steirischen Elektromotorenhersteller ATB Austria Antriebstechnik sowie den steirischen Anlagenbauer AE&E, der später den Kern der A-Tec bildete. 2004, rechtzeitig vor dem Beginn des Kupferbooms, schlug A-Tec bei den Tiroler Montanwerken in Brixlegg zu.

VA Tech schnell wieder abgestoßen

Über die Wirtschaftsspalten hinaus war der Old-Economy-Investor 2003 bekanntgeworden, als er sich in den damals darniederliegenden Technologiekonzern VA Tech einkaufte, und dort nach und nach zum größten Aktionär aufstieg. Ende 2004 verkaufte Kovats, der zuvor betont hatte, er sei langfristig orientierter Investor, mit sattem Gewinn an Siemens.

Für Wirbel sorgte auch das 2006 stillgelegte Braunkohlekraftwerk Voitsberg III, für das A-Tec den Zuschlag erhalten hatte. Das Kraftwerk sollte auf Steinkohle umgerüstet werden, der Bundesumweltsenat entschied dabei gegen eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), was zu Protesten von Bürgerinitiativen und den Grünen führte

Rundumschlag als Buchautor

Kovats wurde am 3. August 1948 als Sohn ungarischer Einwanderer in Wien geboren. Der studierte Welthändler ist verheiratet und hat zwei Söhne. In seiner Freizeit widmet er sich alten Autos - darüber hinaus ist kaum etwas über sein Privatleben bekannt.

Erst vor kurzem eckte er wieder einmal an: mit seinem Ende September erschienen Buch „Die Sowjets hatten recht - 62 Thesen eines Querdenkers“, einem Hohelied auf Kapitalismus und Kapitalisten im Jahr 2010, auf ihre enorme Schöpferkraft und ihre ebensolche Brutalität. Gleichzeitig zieht er gegen „selbstherrliche Weltverbesserer“, „Staatsanwälte auf Prominentenhatz“, Freunde des Verschwenderförderalismus und Liebhaber des „asozialen Sozialstaats“ her.

„Unfähige“ Politiker

Kovats sieht sich selbst nicht als „Querulant“, sondern als Mann des „common sense“. Er hat am dicken Ende, auf das das alles hinausläuft, keinen Zweifel: Staatsbankrott, Deindustrialisierung und schleichende Verarmung sind für Kovats kaum vermeidbar. Hauptschuld daran hätten die Politiker, die nach extrem kurzfristig ausgerichteten Regeln ticken würden.

„Würde ich wie unsere Politiker handeln, würde mir das vermutlich zehn Jahre Gefängnis einbringen.“ Um aus der Malaise herauszukommen, seien sogar zeitlich beschränkte höhere Steuern zu akzeptieren - wenn auch nur, um die „Sanierung zu finanzieren“. Und weiter: „Als Unternehmen wäre Österreich ein eindeutiger Insolvenzfall“, diagnostiziert er – ein Schicksal, das ihn nun auch als Unternehmer eingeholt hat.

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