„20 Jahre, dann fällt sie auseinander“
In der westpolnischen Kleinstadt Swiebodzin (Schwiebus) steht die größte Christus-Statue der Welt. Mit einer feierlichen Feldmesse wurde die riesige Figur Sonntagnachmittag eingeweiht und überragt mit ihren 36 Metern sogar die bisher größte Jesus-Figur in Rio de Janeiro.
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Zusammen mit der vergoldeten Krone erreicht die Statue in Swiebodzin eine Höhe von 36 Metern und wiegt mehr als 400 Tonnen. Sie steht auf einem 16 Meter hohen Hügel. Die vor 80 Jahren in Brasilien errichtete Jesus-Figur „Cristo Redentor“ ist 30 Meter hoch und steht auf einem acht Meter hohen Sockel.
Idee des Gemeindepfarrers
Der Ideengeber des Projekts, der ehemalige Gemeindepfarrer Sylwester Zawadzki, machte nach dem Abschluss der Arbeiten keinen Hehl aus seiner Freude. Christus selbst habe ihm diese Aufgabe übertragen, sagte der Geistliche laut der Zeitung „Gazeta Wyborcza“. Er habe sich von der christlichen Symbolik leiten lassen, erläuterte Zawadzki. Die Figur sei ohne Krone 33 Meter hoch, die Zahl entspreche dem Alter, in dem Christus am Kreuz gestorben sei.

Reuters/Czarek Sokolowski
Fünf Jahre dauerten die Bauarbeiten für die gewaltige Statue.
Zawadzki hatte im Jahr 2000 Christus zum Schutzheiligen seiner Stadt erklären wollen, war aber am Widerstand der Kirchenführung gescheitert. Vor fünf Jahren leitete der Geistliche die Arbeiten an der Statue ein. Der Bau - der laut Medienberichten mehr als eine Million Euro kostete - wurde aus Spenden finanziert. Die Stadt hofft nun auf wachsende Pilgerzahlen und damit auf den wirtschaftlichen Aufschwung.
„Macht uns zum Gespött“
Das Projekt galt jedoch als sehr umstritten. Gegner nannten es größenwahnsinnig. Der leitende Bauinspektor erhielt sogar Drohungen, sein Auto wurde mit Ziegelsteinen beworfen. Waldemar Roszczuk, Herausgeber der Lokalzeitung „Gazeta Swiebodzinska“ leitete eine Kampagne gegen die Errichtung der Figur, die mit protzigen kommunistischen Bauikonen verglichen wird. „Es ist ein Monster von einer Statue, das nichts zu tun hat mit der christlichen Lehre“, sagte er laut der britischen Tageszeitung „Guardian“. „Es macht uns zum Gespött im ganzen Land.“
Zawadzki soll die beteiligten Arbeiter sehr schlecht bezahlt und von ihnen erwartet haben, die Arbeit als Zeichen ihres Glaubens zu erbringen. Selbst Insassen des lokalen Gefängnisses sollen herangezogen worden sein.
Fundament nicht tief genug?
Heftige Kritik äußerten auch Experten: Das Fundament der Statue sei nicht tief genug, berichtete der „Guardian“. Der Bau hätte außerdem begonnen, noch bevor er genehmigt gewesen wäre. „Wir geben ihr 20 Jahre, maximal, dann fällt sie auseinander“, sagte ein Bauexperte gegenüber polnischen Medien.

Reuters/Kacper Pempel
Der Kopf konnte erst im zweiten Anlauf aufgesetzt werden.
Genährt wurden solche Befürchtungen zuletzt durch Probleme bei der Fertigstellung: Erst nach Einsatz eines 700-Tonnen-Krans gelang es bei der Fertigstellung im zweiten Anlauf, die ausgestreckten Arme und den Kopf der Statue an den bereits früher errichteten Rumpf anzubringen. Kurz davor war die Aktion gescheitert, weil sich der Kran als zu klein für diese Last erwiesen hatte.
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