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Private Tiefschläge

Durch den Film „Erin Brockovich“ ist die gleichnamige Anwaltsgehilfin weltberühmt geworden. Ihr engagierter Kampf gegen den Großkonzern PG&E begeisterte Millionen und verhalf Brockovich zu Geld, einem neuen Job und jeder Menge Ruhm. Seitdem ist es um die mittlerweile 50-Jährige ruhiger geworden. Privat kämpfte sie um ihre Tochter, beruflich gegen Umweltsünder.

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Ein Drehbuchautor hätte ihr Leben nicht spannender schreiben können: Die geschiedene Mutter von drei Kindern kommt mehr schlecht als recht über die Runden. Als sie auch noch von einem Auto angefahren wird, hofft sie auf Schmerzensgeld. Doch der Geldsegen stellt sich nicht ein - dafür bekommt sie einen Job bei ihrem Anwalt Ed Masry. So beginnt nicht nur der Hollywood-Blockbuster mit Julia Roberts in der Hauptrolle, sondern auch das neue Leben von Brockovich.

Der Film über ihren Kampf gegen einen Energiekonzern, der jahrzehntelang das Grundwasser des kleinen Ortes Hinkley vergiftet hatte, wurde zum Kassenschlager. Mehr als 300 Millionen Dollar spielte der Film ein, wurde mit Auszeichnungen überhäuft und bescherte Roberts einen Oscar.

Finanzielle Probleme trotz Millionenentschädigung

Brockovich selbst hatte 1996 für ihren Sieg vor Gericht 2,5 Millionen Dollar (1,9 Mio. Euro) von Pacific Gas and Electric kassiert. „Aber das meiste davon ist weg“, erzählte sie dem Hamburger Magazin „stern“. Der Grund für ihre finanziellen Probleme waren vor allem die Drogenprobleme ihrer Tochter Elisabeth.

Die heute 19-Jährige begann schon mit zwölf Jahren, Marihuana zu rauchen, mit 14 nahm sie Kokain und verschreibungspflichtige Medikamente. Das alles in einer Zeit, in der Brockovich oft wochenlang auf Promotionstouren für den Film unterwegs war. „Die Berühmtheit meiner Mutter hat mich in die Abhängigkeit getrieben“, erzählte sie später ABC News. Es folgte ein langer Kampf gegen die Drogensucht und teure Aufenthalte in Entzugskliniken. Zwei Monate verbrachte Elisabeth in einem Center nahe Malibu. Allein dieser Aufenthalt kostete mehr als 80.000 Dollar.

Eigene TV-Shows

Trotzdem nutzte Brockovich die Popularität durch den Film geschickt für ihre persönliche Karriere. 2001 bekam sie bei ABC ihre eigene TV-Show. Dabei half sie einen alten Park in Manhattan, New York, wieder aufzubauen. Daraufhin folgte die Sendung „Gerechtigkeit mit Erin Brockovich“. Darin unterstütze sie Frauen, die Schicksalsschläge hinnehmen mussten. Daneben kämpfte sie gemeinsam mit Anwalt Masry weiter gegen Umweltsünder. 2003 reichte sie Klage gegen eine Reihe großer Ölkonzerne ein, die sie für die Krebserkrankung von Schülern einer renommierten Highschool in Beverly Hills verantwortlich macht.

Als Vorsitzende der Brockovich Research and Consulting ist sie auch an zahlreichen Umweltprojekten weltweit beteiligt, sie tritt regelmäßig als Rednerin bei internationalen Umweltkongressen auf und hat auch ein Buch verfasst. Erst jüngst hat sie sich bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu Wort gemeldet, wobei sie vor allem den Einsatz des Ölbindemittels Corexit anprangerte.

Die (fast) perfekte Superfrau

Heute lebt Brockovich mit ihren Ehemann, den Kindern und fünf Hunden im Süden Kaliforniens. In ihrem Lebenslauf schreibt sie, sie habe Beschwerden über Umweltvergiftungen aus jedem US-Bundesstaat, aus Australien und vielen anderen Ländern. Zudem arbeite sie an Fällen in Kalifornien, Texas, Florida, Michigan und Illinois. Nur einen einzigen Schwachpunkt gesteht der „Schrecken der Umweltkonzerne“ ein: Sie geht leidenschaftlich gern einkaufen.

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