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Expertengespräche sollen Klarheit bringen

Irland wehrt sich gegen allzu strenge Auflagen für die benötigte internationale Finanzhilfe. „Wir könnten Hilfen von unseren internationalen und europäischen Kollegen benötigen“, sagte Informationsminister Eamon Ryan am Donnerstag in Dublin. „Aber wenn wir das tun, müssen die Bedingungen stimmen, so dass sie dem Interesse der irischen Menschen entsprechen.“

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Die Regierung befürchtet unter anderem, dass sie als Gegenleistung für die Hilfsgelder die Steuern anheben muss. Am Donnerstag sollen in Dublin Gespräche zwischen Vertretern Irlands und einem Team von Experten der EU, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) starten. Tags zuvor hatten die EU-Finanzminister in Brüssel klargestellt, dass Hilfe für Irland bereitsteht, wenn sie gebraucht wird.

„Beträchtlicher Kredit nötig“

Irland steuert in diesem Jahr auf ein Haushaltsdefizit von 32 Prozent der Wirtschaftsleistung zu. Der Chef der irischen Zentralbank, Patrick Honohan, hat bevorstehende Milliardenhilfen aus Brüssel für Irland angedeutet. Er erwarte, dass die irische Regierung in Kürze „einen sehr beträchtlichen Kredit“ akzeptieren werde, sagte er am Donnerstag dem irischen Sender RTE. Das Darlehen werde nach seiner Darstellung deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen.

Honohan sagte, es werde sich bei dem Hilfspaket nicht um eine Rettungsaktion für einen Staat handeln, wie sie aus Griechenland bekannt ist. Der Zentralbankchef sprach von einem „Kredit, der bereitgestellt wird und bei Bedarf abgerufen werden kann“.

Bis zu 100 Millionen?

Nach Expertenschätzung könnten sich die Hilfen auf 60 bis 100 Milliarden Euro summieren - ähnlich hoch wie das 110 Milliarden Euro schwere Hilfspaket für Griechenland, das allerdings nicht aus dem Euro-Rettungsschirm stammt. Allein für die Sanierung seiner kriselnden Banken benötigt Irland bis zu 50 Milliarden Euro. Nach Ansicht von Kapitalmarktexperten könnte die Summe sogar noch höher ausfallen. Die Finanzmärkte reagierten nach der Aufregung gelassen: „Irland wird so oder so geholfen“, hieß es.

Cowen will Gespräche abwarten

Irlands Ministerpräsident Brian Cowen hatte am Mittwoch seinen Standpunkt untermauert, er habe keine Hilfen aus Brüssel beantragt. Die irische Regierung vertritt die Ansicht, Hilfen für den Staatshaushalt seien trotz des erheblichen Schuldenberges nicht notwendig, das Land sei bis Mitte 2011 durchfinanziert.

Er wolle sich erst nach Gesprächen mit Experten der EU, des IWF und der EZB über die Notwendigkeit von Finanzhilfen äußern. „Wir haben noch immer nicht um Hilfen gebeten und bisher keinerlei Verhandlungen begonnen“, sagte Cowen am Mittwochabend dem TV-Sender RTE. „Wir müssen zunächst darüber entscheiden, welches die beste Option für uns ist“, fügte er hinzu.

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