Scharfe Kritik an Integrationspolitik
Der türkische Botschafter in Wien, Kadri Ecved Tezcan, hat in einem Interview mit der „Presse“ Anfang November ungewöhnlich scharfe Kritik an der österreichischen Integrationspolitik sowie an Österreich und seiner Bevölkerung geübt.
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Der Botschafter macht Österreich für die mangelnde Integration seiner Landsleute mitverantwortlich: „Wenn Türken in Wien Wohnungen beantragen, werden sie immer in dieselbe Gegend geschickt, gleichzeitig wirft man ihnen vor, Ghettos zu formen. Und österreichische Familien schicken ihre Kinder nicht an Schulen, in denen ethnische Minderheiten die Mehrheit stellen. So werden Türken in die Ecke gedrängt.“
„Die Türken sind glücklich, sie wollen nichts von euch. Sie wollen nur nicht wie ein Virus behandelt werden“, so der Botschafter. Den Österreichern bescheinigte Tezcan, sich nur im Urlaub für fremde Kulturen zu interessieren.
Kopftuchverbot: „Ihr habt da nichts zu sagen“
In Sachen Kopftuch greift Tezcan Österreich ebenfalls an: „Die Leute wollen hier keine Frauen mit Kopftüchern sehen. Ist das denn gegen das Gesetz? Nein, ihr habt da nichts zu sagen. Es steht jedem frei, was er auf dem Kopf trägt. Wenn es hier die Freiheit gibt, nackt zu baden, sollte es auch die Freiheit geben, Kopftücher zu tragen.“ Dass zu wenige türkische Frauen arbeiten gehen, streitet der Diplomat ab, denn: „Hausfrau zu sein ist auch ein Job.“
Doch auch seine Landsleute nimmt er nicht von Kritik aus. „Ich sage meinen Leuten immer wieder: ‚Lernt Deutsch und haltet die Regeln hier ein.‘“ Tezcan sprach sich auch dafür aus, Lehrer aus der Türkei zu holen, um die Kinder in Türkisch zu unterrichten.
„Wenn ihr keine Ausländer wollt, jagt sie fort“
Internationalen Organisationen riet der türkische Botschafter indirekt, das Land zu verlassen. Wäre er der Generalsekretär der UNO, der OSZE oder der OPEC, er würde nicht hierbleiben, sagte er im Interview. „Wenn ihr keine Ausländer hier wollt, dann jagt sie doch fort. Es gibt viele Länder auf der Welt, in denen Ausländer willkommen sind. Ihr müsst lernen, mit anderen Leuten zusammenzuleben. Was für ein Problem hat Österreich?“
Fehlende offene Geisteshaltung von Fekter
Klare Worte findet Tezcan auch für Innenministerin Maria Fekter (ÖVP). „Sie ist in der falschen Partei.“ Er vermisse eine liberale und offene Geisteshaltung bei ihr. Sie solle „aufhören, in den Integrationsprozess zu intervenieren. Wenn man dem Innenministerium ein Problem gibt, wird dabei eine Polizeilösung rauskommen.“
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