Geheimdienst stellt erstmals Stalins Datscha vor
Russische Geheimdienstler haben 57 Jahre nach dem Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin erstmals dessen Moskauer Anwesen in Kreml-Nähe offiziell geöffnet. Die Datscha habe auch einen 1942 gebauten Schutzbunker, sagte der Historiker Sergej Dewjatow vom Föderalen Wachdienst (FSO) heute vor handverlesenen russischen Journalisten.
Eine U-Bahn-Linie oder einen Tunnel vom Kreml - wie oft behauptet - gebe es aber nicht, sagte Dewjatow nach Angaben von Agenturen. In der „Blischnjaja Datscha“ im westlichen Moskauer Stadtteil Kunzewo war Stalin am 5. März 1953 gestorben.
Bis heute unkritischer Umgang
In Russland hält sich bis heute in großen Teilen der Bevölkerung eine Faszination für Stalin, der am Tod von Millionen von Menschen die Schuld trägt. Historiker und Bürgerrechtler beklagen einen unkritischen Umgang mit dem „Massenmörder“, der vor allem wegen des Sieges der Sowjetarmee über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg weiter verehrt wird.
Viele Geschenke von Mao Tsetung
Reporter beschrieben die Innenausstattung der Datscha als wenig luxuriös mit persischen und turkmenischen Teppichen. Auffällig seien auch die vielen Geschenke des chinesischen Revolutionsführers Mao Tsetung. Zudem habe Stalin die Wände mit Fotografien aus sowjetischen Journalen geschmückt, deren Vergrößerung er selbst bezahlt habe.
Die Kommunistische Partei der Sowjetunion hatte das Haus mit mehr als 1.000 Quadratmeter Fläche nach Ende des Personenkults um Stalin zeitweise als Hotel freigegeben. Allerdings durfte das Personal nie über die Vergangenheit sprechen.
„Zeit noch nicht gekommen“
1991 war die Anlage dem russischen Geheimdienst FSO überstellt worden. Vor 15 Jahren besuchte der damalige US-Vizepräsident Al Gore die Datsche.
Eine Öffnung der zwölf Autominuten vom Kreml entfernt in einem dichten Wald liegenden Datscha für ein breites Publikum ist weiter nicht in Sicht. „Dafür ist die Zeit noch nicht gekommen“, so FSO-Vizedirektor Viktor Tarassow, ohne das zu begründen.