Drei Generationen Rote Armee Fraktion
Der Roten Armee Fraktion (RAF) sind mehr als 30 Menschen zum Opfer gefallen, darunter hohe Repräsentanten von Wirtschaft und Politik. Die „erste Generation“ um den Kaufhaus-Brandstifter Andreas Baader, seine Freundin Gudrun Ensslin und die Journalistin Ulrike Meinhof konzentrierte ihre Gewalttaten bis 1972 aus Protest gegen den Vietnam-Krieg vor allem auf US-amerikanische Einrichtungen.
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Aus der engagierten Publizistin Meinhof wurde die meistgesuchte Frau Deutschlands. Meinhof galt als ideologischer Kopf der Gruppe. Auch der gebürtige Münchner Baader war von Beginn an einer der führenden Köpfe der RAF. Anfangs wurde die Gruppe nach ihm und Meinhof auch „Baader-Meinhof-Bande“ genannt.
Begonnen hatte alles im April 1968 in Frankfurt, als Baader, Ensslin und zwei Komplizen „mit primitiven selbst gebastelten Brandsätzen“ in einem Kaufhaus Feuer legten, um ein Zeichen gegen den Vietnam-Krieg zu setzen. Baader wurde 1970 verhaftet und wenige Wochen später unter anderem von Meinhof befreit - für sie war das der Schritt in die Illegalität.
Die „Befreiung der Volksgenossen“
Diese Aktion war der Beginn des „bewaffneten Kampfes“ im Untergrund, für den sich die RAF von palästinensischen Freischärlern ausbilden ließ. Nachdem 1972 der „harte Kern“ der RAF mit Meinhof, Baader, Ensslin, Carl Raspe und Holger Meins festgenommen worden war, trat die Befreiung der Gesinnungsgenossen in den Vordergrund.
Der „Befreiungskampf“ kulminierte in der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback, dessen Begleitern und des Dresdner-Bank-Chefs Jürgen Ponto und schließlich in der Geiselnahme von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer am 5. September 1977 in Köln. Mehr als sechs Wochen lang hielt die darauf folgende Terrorwelle der „zweiten Generation“ die Bundesrepublik Deutschland in Atem und ging als „Deutscher Herbst“ in die Geschichte ein.

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Die „erste RAF-Generation“: A. Baader, U. Meinhof, G. Ensslin, R. Augustin (v.l.n.r. oben); J.-C. Raspe, K. Juenschke, I. Stachowiak, I. Mueller (v.l.n.r. unten)
Regierung blieb hart
Einen Tag nach der Entführung Schleyers, bei der seine vier Begleiter ermordet worden waren, forderte die RAF die Freilassung inhaftierter Terroristen und deren Abreise in ein Land ihrer Wahl. Die deutsche Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war jedoch nicht gewillt, auf die Forderung einzugehen.
Nach Bekanntgabe eines Ultimatums und einem Polizistenmord durch die RAF in den Niederlanden kaperten am 13. Oktober vier palästinensische Terroristen ein Flugzeug. Die Lufthansa-Maschine „Landshut“ war mit 91 Menschen an Bord auf dem Weg von Mallorca nach Deutschland, als sie nach Somalia entführt wurde. Wenig später wurde der Flugkapitän Jürgen Schumann erschossen.
Todesnacht in Stammheim
Die Terroristen forderten die Freilassung der RAF-Inhaftierten und 15 Millionen US-Dollar. Im Falle der Nichteinlösung drohten die Entführer mit der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten und aller Flugzeugpassagiere. Letzteres konnte durch ein Kommando des Bundesgrenzschutzes, der Grenzschutzgruppe GSG 9, verhindert werden. Die Geiseln wurden am 18. Oktober in Mogadischu befreit.
Wenige Stunden später wurden die Leichen der drei RAF-Anführer Baader, Ensslin und Raspe im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim gefunden. Das Trio hatte - wie bereits ein Jahr zuvor Meinhof - Selbstmord begangen. Am 19. Oktober 1977 wurde Schleyer im Kofferraum eines Autos ermordet aufgefunden.
Klar und Mohnhaupt führen „zweite Generation“
Als Anführer der „zweiten Generation“ gelten die früheren Philosophie-Studenten Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt. Sie gehörten schon Anfang der 70er Jahre zum Kreis der RAF. 1982 ging sie der Polizei in Hessen ins Netz, als sie im Wald ein Waffendepot ausheben wollte. Im März 2008 wurde Mohnhaupt aus der Haft entlassen. Klar wurde im November 1982 gefasst und 1985 wegen gemeinschaftlich verübten Mordes an Schleyer, Buback und Ponto sowie deren Begleitern zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Dezember 2008 wurde er nach 26 Jahren Haft entlassen.
Auflösung 1998
Danach formierte sich die „dritte Generation“ der RAF mit einer gut abgeschotteten und namentlich kaum bekannten „Kommandoebene“. Auf ihr Konto sollen mehrere professionell geplante Morde gehen - etwa an dem Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen 1989 und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder 1991. Bis heute wissen die Ermittler nicht, wer genau die Täter waren. 1998 verkündete die RAF ihre Auflösung.