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Neun Millionen an somalische Seeräuber

Somalische Piraten haben für die Freilassung eines Supertankers nach eigenen Angaben ein Rekordlösegeld in Höhe von neun Millionen Dollar (6,4 Millionen Euro) erhalten. Das Geld wurde aus einem Hubschrauber abgeworfen und unter den Seeräubern aufgeteilt. Das unter südkoreanischer Flagge fahrende Schiff „Samho Dream“ war im April gekapert und die 24 Mann Besatzung als Geiseln genommen worden.

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Die somalischen Piraten ließen den 300.000-Tonnen-Tanker samt Besatzung unlängst nach Erhalt des Lösegelds frei. Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Organisation Ostafrikanisches Beistandsprogramm für Seefahrer (ESAP). Die „Samho Dream“ mit fünf Südkoreanern und 19 Philippinern an Bord hat Öl im Wert von 170 Millionen Dollar (121 Millionen Euro) geladen und war auf dem Weg vom Irak in die USA.

Mehr Schiffe gekapert als je zuvor

Schwerbewaffnete Piraten in Schnellbooten erbeuten jährlich mehrere Millionen Dollar an Lösegeld für im Golf von Aden und Indischen Ozean entführte Handelsschiffe. Für den Öltanker „Sirius Star“ waren im Jänner 2009 unterschiedlichen Quellen zufolge zwischen drei und acht Millionen Dollar (2,1 bis 5,7 Millionen Euro) gezahlt worden, für das Schiff „Maran Centaurus“ im Jänner 2010 zwischen 5,5 und neun Millionen Dollar (3,9 bis 6,4 Millionen Euro).

Jeder zweite Überfall

Somalische Piraten verüben die meisten Schiffsüberfälle. Laut Internationalem Seefahrtsbüro (IMB) gehen 44 Prozent aller Piratenakte auf ihr Konto. Zu neuen Risikogebieten entwickelten sich zuletzt die Südchinesische See, das Meer vor Bangladesch und indonesische Gewässer.

Den Vereinten Nationen zufolge gelingt es den Piraten immer häufiger, Schiffe in ihre Gewalt zu bringen. Einem am Dienstag veröffentlichten UNO-Bericht zufolge kaperten die Piraten trotz des Einsatzes einer internationalen Flotte von Kriegsschiffen vor der Küste Somalias in den ersten neun Monaten dieses Jahres 37 Schiffe. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 33 Schiffe. Dagegen nahm dem Bericht zufolge die Zahl der Piratenangriffe ab: Waren es zwischen Jänner und September 2009 noch 193 Angriffe, so wurden im gleichen Zeitraum 2010 nur 164 Angriffe gezählt.

Mitte Oktober befanden sich 18 Schiffe mit insgesamt 389 Seeleuten in der Gewalt der Piraten. Der seit fast 20 Jahren tobende Bürgerkrieg und die damit einhergehende Verarmung und Militarisierung Somalias haben den Angriffen den Nährboden bereitet. Internationale Versuche, durch eine erhöhte Militärpräsenz in der Region für mehr Sicherheit auf den Seehandelsrouten zu sorgen, blieben bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

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