Themenüberblick

Ausstieg über Notrutschen

Bei einem Testflug der neuen Boeing 787 „Dreamliner“ hat sich am Dienstag Rauch in der Kabine entwickelt. Die Maschine habe im US-Staat Texas auf dem Flughafen Laredo notlanden müssen, teilte die US-Luftverkehrsaufsichtsbehörde FAA mit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Besatzung sei über Notrutschen in Sicherheit gebracht worden. Zunächst war unklar, ob jemand verletzt wurde und warum sich der Rauch entwickelt hatte. Boeing war zwischenzeitlich für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Zwischenfall verstärkt die Zweifel, ob der Airbus-Rivale den Zeitpunkt für die Erstauslieferung seines Hoffnungsträgers 787 im ersten Quartal 2011 einhalten kann. Nach mehreren Verschiebungen hinkt der „Dreamliner“ bereits fast drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan hinterher. Boeing hat 847 Bestellungen erhalten.

Bis zu zehn Monate später?

Boeing setzte die Testflüge des Hoffnungsträgers 787 zunächst aus. Die Ursache des Feuers im Cockpit müsse zunächst geklärt werden, sagte eine Sprecherin des Airbus-Konkurrenten. Wie lange die Testflüge ausgesetzt würden, sei noch unklar. In der Zwischenzeit konzentrierten sich die Teams auf Tests am Boden.

Erst am Wochenende hatte die Fachzeitschrift „Aviation Week“ berichtet, einzelne Fluggesellschaften müssten noch länger auf den Boeing-Langstreckenjet warten. Schlimmstenfalls könne die neuerliche Verzögerung zehn Monate betragen, berichtete „Aviation Week“ unter Berufung auf Branchenkreise.

Boeing äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Bereits seit Monaten gibt es aber Spekulationen, dass sich die Auslieferung weiter verzögern wird. Es tauchen immer neue Probleme auf. Einmal haben Kunden zeitaufwendige Sonderwünsche, einmal kommen die neuen Rolls-Royce-Triebwerke zu spät, einmal schlampt ein italienischer Zulieferer beim Höhenleitwerk.

Auslieferung ab Februar geplant

Nach offizieller Aussage soll der erste „Dreamliner“ um den Februar herum an die japanische All Nippon Airways gehen. Laut „Aviation Week“ haben andere Kunden weniger Glück: So könne Japan Airlines seine 787 erst mit drei Monaten Verzögerung im Juni 2011 in Empfang nehmen, Air India müsse schlimmstenfalls weitere sechs Monate bis zum Oktober 2011 warten und Korean Air sogar zehn Monate bis zum August 2012.

Der „Dreamliner“ ist Boeings Hoffnungsträger und Sorgenkind zugleich. Dank einer neuartigen Konstruktion aus leichten Verbundmaterialien erhoffen sich Boeing und die von hohen Spritpreisen geplagten Airlines deutliche Treibstoffeinsparungen. Gerade die neuen Materialien machten aber von Anfang an Probleme. Auch der neue, verlängerte Jumbojet 747-8 wird verspätet ausgeliefert.

Pannen kosten Milliarden

Die Pannenserie hat Boeing einen Milliardenbetrag gekostet. Etliche Kunden sprangen ab, andere verlangten Schadenersatz für die lange Wartezeit. 847 Maschinen sind bisher verkauft; seit dem Sommer kam kein neuer Auftrag hinzu. Von den Maschinen gehen 15 Stück an Air Berlin; ursprünglich waren es 25 Bestellungen gewesen.

Links: