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Religion nicht ausschlaggebend

Türkische Frauen haben in Österreich eine Erwerbsquote von 39 Prozent, Österreicherinnen ohne Migrationshintergrund hingegen von 66 Prozent, geht aus der Publikation der Statistik Austria „Migration&Integration 2010“ hervor. Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien nehmen zu 61 Prozent am Arbeitsmarkt teil.

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„Religion spielt bei der Entscheidung der Frauen, ‚zu Hause zu bleiben‘, weniger eine Rolle. Während türkische Frauen seltener erwerbstätig sind, sind die muslimischen Bosnierinnen ganz stark am Arbeitsmarkt integriert“, erläuterte Gudrun Biffl von der Donau-Universität Krems im Gespräch mit der APA.

Frauen aus Türkei stärker abgesichert

„Es sind Traditionen und Lebensmuster, die die Rollenbilder beeinflussen. Frauen aus der Türkei sind durch die Familie stärker abgesichert, der Zwang, arbeiten zu gehen, ist deshalb nicht so stark. Hingegen ist für Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien auch wegen der kommunistischen Geschichte Erwerbstätigkeit wichtig“ sagte Biffl.

Aus erster Generation stärker am Jobmarkt vertreten

Sie stellte auch fest, dass „türkischstämmige Mädchen zweiter Generation eher zu Hause bleiben und nicht arbeiten gehen“. Türkische Frauen der ersten Generation seien viel stärker erwerbstätig gewesen. Als Ursache sieht Biffl eine sich in Richtung Konservatismus verändernde Lebenseinstellung der zweiten Generation der Türken.

Laut Statistik Austria weisen aber auch Männer mit Migrationshintergrund in der ersten Generation eine niedrigere Erwerbsquote auf als Österreicher ohne Migrationshintergrund. Während 78 Prozent der „Einheimischen“ erwerbstätig sind, sind es nur 71 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund und dabei wieder nur 66 Prozent der Türken. EU-Bürger haben in Österreich eine gleich hohe Erwerbsquote wie Österreicher (78 Prozent).

Länger bis ins Alter erwerbstätig als Österreicher

Die Nase vorn bei der Erwerbsquote haben die Migranten nur im hohen Alter: Bei den über 50-jährigen sind sie häufiger noch im Beruf als die Österreicher. „Sie werden häufiger arbeitslos und können auch wegen der jahrelangen, anstrengenden Tätigkeiten häufiger ihren Beruf nicht durchgehend ausüben. Sie kriegen deshalb ihre Pensionsjahre nicht hin und müssen auch im höheren Alter arbeiten“ interpretierte Biffl diese Zahlen.

Anders sieht das Bild in der zweiten Generation aus. Bei den 35- bis 54-Jährigen sind kaum Unterschiede zwischen Einheimischen und Zuwanderern zweiter Generation zu sehen (jeweils 80 bis 90 Prozent). Männer in der zweiten Zuwanderungsgeneration sind sogar ab 25 Jahren häufiger erwerbstätig als Männer ohne Migrationshintergrund, zeigen die Zahlen der Statistik Austria. Bei den 45- bis 54-Jährigen beträgt die Erwerbsbeteiligung der Migranten zweiter Generation 96 Prozent, die der Österreicher 88 Prozent.

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