Angebot des Papstes angenommen
In Großbritannien wollen fünf anglikanische Bischöfe zur katholischen Kirche übertreten. Damit nahmen sie ein Angebot von Papst Benedikt XVI. an. Sie wenden sich vor allem gegen die Entscheidung der Church of England, Frauen für das Bischofsamt zuzulassen. Auch nach dem Wechsel sollen sie einige ihrer anglikanischen Traditionen beibehalten und sogar verheiratet bleiben dürfen.
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Bei den Kirchenwechslern handle es sich um zwei pensionierte und drei noch im Amt stehende Bischöfe, teilte die römisch-katholische Kirche in England und Wales am Montag mit.
Neues Ordinariat soll eingerichtet werden
Nach den im vergangenen Herbst vom Papst verfügten Normen wollen sie in einem für Ex-Anglikaner einzurichtenden neuen Ordinariat, einer Art nicht-territorialer Diözese, in volle Gemeinschaft mit Rom treten, dabei aber ihre bisherigen kulturellen und liturgischen Traditionen behalten. Es handle sich dabei um die Bischöfe Andrew Burnham, Keith Newton, John Broadhurst, Edwin Barnes und David Silk, teilte die katholische Bischofskonferenz von England und Wales am Montag mit, wie Kathpress meldete.
Die Bischofskonferenz werde bei ihrer Vollversammlung nächste Woche über Fragen zur Einrichtung eines ersten solchen Ordinariats entscheiden, heißt es in der vom Londoner Weihbischof Alan Hopes herausgegebenen Mitteilung. Der erste Ordinarius könnte aus dem Kreis der fünf konvertierten Bischöfe kommen, es kann aber auch ein anderer Kirchenmann sein.
Es handelt sich somit um die erste Gruppe von anglikanischen Bischöfen, die sich von ihrer bisherigen Gemeinschaft trennen und ihren Übertritt zur römisch-katholischen Kirche im Rahmen der künftigen Ordinariate ankündigen. Papst Benedikt XVI. hatte mit der Konstitution „Anglicanorum coetibus“ vom 9. November 2009 die Modalitäten festgelegt, die es möglich machen, dass Anglikaner auch als Gruppen - etwa als Pfarren, Gemeinschaften und Orden - in die katholische Kirche übertreten können.
Folgt Welle an Wechseln?
Bei Burnham, Newton und Broadhurst handelt es sich um drei der vier „fliegenden“ Bischöfe der anglikanischen Kirche von England, die bisher für jene Gläubigen zuständig waren, die die Frauenordination ablehnen. Alle drei, allen voran Broadhurst, Vorsitzender der konservativen anglikanischen Bewegung Forward in Faith, hatten den Schritt bereits angekündigt.
Das Amt der „fliegenden“ Bischöfe - die also keiner echten territorialen Diözese vorstehen - von Ebbsfleet, Richborough, Fulham und Beverley war in der Kirche von England eingerichtet worden, nachdem 1992 die Priesterweihe für Frauen in der Kirche beschlossen wurde.
Edwin Barnes schließlich ist emeritierter Bischof von Richborough und David Silk emeritierter Bischof von Ballarat in Australien. Mit Spannung wurde erwartet, wie viele Gläubige, vor allem aber Priester und gar weitere Bischöfe dem Beispiel folgen werden. Die Zeitung „Daily Telegraph“ berichtete am Montag, rund 500 Anglikaner dürften sich in einer ersten Welle von Kirchenübertritten Rom anschließen.
Erzbischof von Canterbury bedauert Schritt
Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der geistliches Oberhaupt der Church of England ist, bedauerte die Entscheidung der fünf Bischöfe. Er habe die Rücktrittsgesuche von bisher zwei Bischöfen „mit Bedauern“ akzeptiert. Die beiden hätten entschieden, dass ihre Zukunft im christlichen Amt in den „Strukturen, die vom Vatikan angeboten werden“, liegen.
Der katholische Bischof Hopes der Diözese Westminster sagte, man werde die fünf mit offenen Armen willkommen heißen. „Bei unserer Vollversammlung nächste Woche wird die Katholische Bischofskonferenz die Errichtung des Ordinariats untersuchen. Und wir werden ein herzliches Willkommen an alle richten, die sich daran beteiligen wollen. Weitere Informationen werden wir nach dem Treffen geben“, hieß es in der Erklärung Hopes’.
Schwere Spannung durch Frauenpriestertum
Die Einführung des Frauenpriestertums in der Kirche von England führte Anfang der 1990er Jahre zum Übertritt des inzwischen verstorbenen Londoner Bischofs Graham Leonard und Hunderter weiterer anglikanischer Geistlicher zur römisch-katholischen Kirche. Derzeit führen gerade die Bestrebungen, auch das Bischofsamt in der Kirche von England für Frauen zu öffnen, zur Verschärfung der Gegensätze innerhalb der Kirche von England. Außerdem wird darüber diskutiert, homosexuelle Priester und gleichgeschlechtliche Heiraten zuzulassen.
Der Bischof von Lewes, Wallace Benn, sagte bereits Anfang November laut „Times“, man müsse sich bewusst sein, dass „ernsthafte Kampfhandlungen“ bevorstünden und an einigen Orten bereits begonnen hätten. Er fühle sich dabei wie „im Jänner 1939“ vor dem Krieg gegen Deutschland, sagte Benn auf einer Veranstaltung von Gegnern der Frauenordination.
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