Verlor Turbine Motorabdeckung?
Die Notlandung des Riesenairbus A380 der australischen Airline Qantas ist der bisher schwerste Zwischenfall des weltweit größten Passagierflugzeugs. Die Ursachen sind bisher völlig ungeklärt. Eine Turbine fing Feuer, in eine Tragfläche wurde ein Loch gerissen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Laut der französischen Behörde für die Aufklärung von Flugunfällen (BEA) verlor einer der Motoren seine hintere Abdeckung. „Das ist ein ernster Zwischenfall“, sagte BEA-Leiter Jean-Paul Troadec. „Das ist sicher der schwerwiegendste Zwischenfall mit einem A380 seit dem Beginn der Inbetriebnahme für den kommerziellen Verkehr“, sagte auch der Flugfahrtexperte Tom Ballantyne.
Laut Airbus-Chef Tom Enders sei die Ursache für den Zwischenfall noch unklar. „Wir kennen die Ursache noch nicht. Und Spekulationen bringen uns nicht weiter“, sagte Enders der „Bild“-Zeitung (Freitag-Ausgabe). Airbus habe ein Team von Experten nach Singapur geschickt, um bei der Ursachenforschung zu helfen. Mit dem Triebwerkshersteller Rolls Royce sei ein Inspektionsplan aufgestellt worden.
Unmittelbare Gefahr für die 459 Menschen an Bord bestand nach dem Brand eines der Triebwerke offenbar nicht. Qantas stellte A380-Flüge vorerst ein. Die übrigen A380-Airlines Lufthansa, Air France und Emirates wollen den Betrieb ihrer Großraumflugzeuge ohne Einschränkungen fortsetzen.

Reuters/Ulf M. Waschbusch
Blick auf beschädigte Tragfläche aus Passagiersicht
Tragfläche beschädigt
In ersten Berichten und Reaktionen konzentrierte sich alles auf das in Brand geratene Triebwerk. Doch der deutsche Passagier Ulf Waschbusch (33), der sich auf seinen Urlaub in Australien freute, saß direkt am Flügel auf einem Fensterplatz und machte eine weitere Beobachtung, die er auch fotografierte: Etwa fünf Minuten nach dem Start habe man plötzlich einen Knall von links gehört. Und er habe „dort dann Teile aus dem Flügel brechen“ gesehen. Unklar ist, ob die Oberseite der Tragfläche möglicherweise von herumfliegenden Turbinenteilen aufgeschlitzt wurde.
Es sei wie im Film gewesen, „ganz surreal, nur dass man nicht im Kino sitzt und einen Horrorfilm anschaut“, sagte der Produktionsleiter, der für eine Computerspiele-Plattform arbeitet, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Alle Passagiere in Sicherheit
Die 459 Menschen an Bord des Riesenairbus kamen letztlich mit dem Schrecken davon. Die Passagiere, darunter auch neun Österreicher, wie das Außenamt einen Bericht der „Kronen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) bestätigte, wurden in Hotels untergebracht.
Unmittelbare Lebensgefahr bestand offenbar nicht. Laut Experte Ballantyne war es „nicht so, dass das Flugzeug einfach vom Himmel stürzt“. Die Flugzeuge seien so gebaut, dass sie mit zwei Turbinen fliegen könnten. Und die Piloten seien speziell für Notfälle wie den Ausfall einer Turbine ausgebildet.
Internationale Untersuchung
Ermittler aus Frankreich und Großbritannien werden die Untersuchungen begleiten. Eine Sprecherin der BEA sagte, gemäß internationalen Standards würden aus dem Herstellerland von Flugzeug und Triebwerk Experten hinzugezogen. Alle Untersuchungen würden von der australischen Luftfahrtbehörde ATSB geleitet. Da der Zwischenfall über Indonesien passierte, würden auch Ermittler dieses Landes daran beteiligt werden. Airbus sagte zu, alle Arbeiten aktiv zu unterstützen.
Das indonesische Verkehrsministerium betonte, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Turbinendefekt und der Explosion des Vulkans Merapi gibt. Der Zwischenfall sei „zu weit entfernt vom Vulkan passiert“.

APA/EPA/Agus Bagjana
Sichergestellte Teile des Triebwerks
„Dicker Rauch“ am Flügel
Erste Berichte über ein in Not geratenes Flugzeug waren von der indonesischen Insel Batam unweit von Singapur gekommen. „Wir haben eine laute Explosion gehört und dann am Flügel dicken schwarzen Rauch gesehen“, sagte ein Augenzeuge namens Reinhard dem Fernsehsender Metro TV. Die Einwohner von Bantam fanden bis zu einen Meter lange Trümmerstücke auf dem Boden, auf denen das Qantas-Logo zu erkennen war. Nach Angaben der indonesischen Flugsicherheitsbehörde ließ die Maschine vor der Notlandung über Indonesien Flugbenzin ab. Während der Notlandung strömte an der Unterseite des Flugzeugs Rauch aus.
37 A380 im Einsatz
Bereits im September 2009 musste ein Airbus A380 der Singapore Airlines mit 450 Insassen wegen eines Triebwerkschadens in Paris notlanden. Eines der Triebwerke war in der Luft stehengeblieben. Weltweit fliegen nach Airbus-Angaben 37 Maschinen des Typs A380, die zusammen bereits mehr als sieben Millionen Passagiere beförderten. Bisher waren die Maschinen bei etwa 20.000 Flügen rund 180.000 Stunden in der Luft.
Fünf Fluglinien haben Maschinen des Typs A380 in Betrieb: Qantas, Lufthansa, Singapur Airlines, Emirates aus Dubai und Air France. Die Fluglinie Qantas ist nach Emirates der zweitgrößte Kunde.
Links: