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„Das fürchterlichste Erlebnis“

Es war wohl der schwerwiegendste Zwischenfall des seit drei Jahren im Einsatz befindlichen Riesenairbus A380 - und für die 459 Menschen an Bord dramatische Minuten.

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„Ich hörte nur diesen lauten Knall, wie wenn ein Gewehr losgeht“, beschrieb der Passagier Tyler Wooster den schweren Zwischenfall gegenüber dem australischen TV-Sender Network Nine. „Teile der Hülle wurden weggerissen, und man konnte den Isolierschaum darunter sowie heraushängende Kabelenden sehen.“ Es sei das „fürchterlichste Erlebnis“ gewesen, das er je in seinem Leben gehabt habe, so der Augenzeuge.

Passagiere verlassen das Flugzeug

Reuters/Vivek Prakash

Passagiere verlassen den A380 nach der Notlandung.

Passagiere blieben ruhig

Der in Singapur mit Triebwerkschaden notgelandete Airbus A380 der australischen Fluglinie Qantas war praktisch voll besetzt. In der Economyclass saß auch der Deutsche Ulf Waschbusch (33), der sich auf seinen Urlaub in Australien freute: „Der Start verlief ganz normal, ich saß auf der linken Seite direkt am Flügel der Maschine auf einem Fensterplatz und sah hinaus“, so Waschbusch, der seit März in Singapur als Produktionsleiter für eine Computerspiele-Plattform arbeitet, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Zerstörtes Triebwerk

Reuters/David Loh

Die defekte Turbine

„Nach fünf Minuten hörten wir dann plötzlich einen Knall, von links. Ich sah dort dann Teile aus dem Flügel brechen.“ Es sei wie im Film gewesen, „ganz surreal, nur dass man nicht im Kino sitzt und einen Horrorfilm anschaut“, sagte er.

Nur einen kurzen Moment sei der Gedanke „Nun ist alles aus“ da gewesen, sagt Waschbusch. „Man bekommt erst einmal Panik und fragt sich sofort: Was passiert als Nächstes?“ Die Maschine sei aber völlig ruhig weitergeflogen. „Es hat nichts geruckelt, so waren wir alle ziemlich schnell beruhigt“, sagte Waschbusch weiter. „Niemand ist schreiend aufgesprungen oder so.“ Die Passagiere hätten sich unterhalten und abgewartet. „Man denkt: Es wird schon irgendwie gehen.“

Aufregung nach der Landung

Die Piloten hätten die mehr als 400 Passagiere an Bord ständig auf dem Laufenden gehalten. „Wir wussten dann, dass wir noch kreisen mussten, um Benzin abzulassen." Die Landung etwa eine Stunde nach dem Brand im Triebwerk sei schließlich völlig unspektakulär verlaufen. Die Maschine rollte allerdings bis ans Ende der Landebahn und nicht zum Terminal.

Airbus auf Rollfeld

Reuters/Vivek Prakash

Der A380 wurde sicherheitshalber am Ende der Landebahn geparkt.

Weil aus dem Triebwerk Kerosin auslief, mussten die Passagiere zunächst noch mit dem Aussteigen warten. "Da wurden viele Leute nervöser als vorher“, sagt Waschbusch. Die Klimaanlage des Flugzeugs fiel aus, und die Temperatur an Bord stieg in dem tropischen Klima schnell.

Waschbusch, der fünf Tage in Sydney und Auckland in Neuseeland verbringen wollte, hat genug vom Urlaubmachen. „Wenn einem im Flugzeug unterwegs ein Stück vom Flügel abfällt, vergeht erst einmal die Urlaubsstimmung“, sagt er. „In diesem Jahr wird das wohl auch nichts mehr.“ Vom Fliegen lasse er sich nicht abhalten. „Aber es muss ja nicht gleich morgen sein“, meinte er.

Auch Österreicher an Bord

Wie bekannt wurde, waren auch neun Österreicher an Bord der Passagiermaschine vom Typ Airbus. Einen entsprechenden Bericht der „Kronen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) bestätigte Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal am Donnerstagabend der APA. Alle seien wohlauf und wurden in Hotels untergebracht.

Qantas kündigte an, dass die Passagiere zunächst in Singapur übernachten würden. Am Freitag werde dann ein anderes Flugzeug für den Weiterflug bereitstehen.

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