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Warnung vor Schlupflöchern

International wird an strengeren Regeln für den Finanzsektor gearbeitet. Eine weitere Krise soll dadurch verhindert werden. Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) etwa arbeiten an einer Bankenregulierung. Kürzlich wurde das Reformwerk „Basel III“ erlassen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert allerdings eine stärkere Koordination ein.

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Denn einige Länder gehen den Regulierungsprozess langsamer an als andere. Die USA hinken etwa bei den Beschlüssen des Ausschusses für Bankenaufsicht („Basel II“) hinterher. Strengere Vorschriften allein reichen laut IWF aber nicht aus. Er warnt in einem aktuellen Bericht vor Schlupflöchern, die von Finanzinstituten ausgenutzt werden könnten.

Die nationalen Regulierungsbehörden müssten eng zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass Banken Unterschiede in den Vorschriften einzelner Länder ausnutzten. Der Bericht „Impact of Regulatory Reforms on Large and Complex Financial Institutions“ (Auswirkungen der Regulierungsreformen auf große und komplexe Finanzinstitutionen) untersucht 62 dieser großen und komplexen Finanzinstitutionen.

Verlagerung auf unregulierte Sektoren

Der Bericht warnt davor, dasss große Investmentbanken sehr wahrscheinlich Wege finden könnten, um die neuen Vorschriften zu umgehen, indem sie in Länder mit weniger strengen Regeln ausweichen. Besonders müsse vermieden werden, dass Risiken in unregulierte Sektoren oder an weniger regulierte Orte verlagert würden. Das würde zu einem Anstieg des systemischen Risikos führen. Auch die internationale Kooperation müsse verstärkt werden, um eine grenzübergreifende Kontrolle des Finanzsystems zu ermöglichen.

Strengere Risikovorschriften

Erst vor wenigen Tagen einigten sich die G-20-Finanzminister auf schärfere Regeln für Banken und andere große Finanzinstitute. Durch strengere Risikovorschriften wie eine höhere Kernkapitalquote zur Absicherung von risikobehafteten Geschäften soll eine neuerliche weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise wie in den Jahren 2008 und 2009 vermieden werden.

„Basel III“

Nach den neuen Regeln, zusammengefasst in „Basel III“, sollen Kreditinstitute ihre Geschäfte mit mehr eigenem Kapital unterfüttern. Institute sollen für Kosten neuer Krisen stärker in die Pflicht genommen werden. Die neuen Regeln sollen beim G-20-Treffen Mitte November beschlossen werden.

Mitte Oktober nahm die Europäische Union nach Banken und Ratingagenturen auch die hochspekulativen Hedgefonds an die Kandare. Nach Plänen der EU-Finanzminister ist ein „Pass“ vorgesehen, der den Handel mit Hedgefonds in ganz Europa erlaubt sowie erstmals eine Überwachung durch Aufsichtsbehörden.

Bisher waren die Manager dieser Hedge- und Investmentfonds auf EU-Ebene unbeaufsichtigt. Insbesondere Großbritannien hatte Bedenken. Am Finanzplatz London sind 80 Prozent der in Europa tätigen Hedgefonds angesiedelt.

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