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„Yes, we can but ...“

Ein breites Lächeln, hier und da ein kleiner Witz und möglichst viel Kumpelei mit dem Moderator: Mit einem Auftritt in der populären TV-Show von Kultkomiker Jon Stewart hat US-Präsident Barack Obama kurz vor den Kongresswahlen noch einmal versucht, verloren gegangene Jungwähler wieder auf seine Seite zu ziehen.

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Doch die ungewöhnliche Begegnung des Staatsoberhaupts mit einem der schärfsten Politsatiriker des Landes am Mittwochabend in der „Daily Show“ zeigte vor allem eines: Angesichts der drohenden Wahlniederlage ist dem Präsidenten nicht so recht zum Spaßen zumute. Eine halbe Stunde war Obama bei Stewart, ein ungewöhnlich langer Gastauftritt für die als Nachrichtensendung aufgemachte Comedyshow, die in den USA Kultstatus hat.

Weder Witz noch Schärfe

Lustige Szenen, ironische Wortgefechte - dafür wird die Sendung von ihren Fans geliebt. Diesmal blieben sie jedoch Mangelware. Fast demütig zeigte sich der Präsident, als Stewart ihn fragte, ob er mit seiner Politik zufrieden sei. „Wir haben Dinge gemacht, von denen die Leute nicht einmal etwas wissen“, lautete Obamas ungelenke Antwort, die der Moderator prompt für eine Retourkutsche nutzte: „Planen Sie eine Überraschungsparty für uns?“

Über weite Strecken dozierte Obama im feinen Anzug mit blau-karierter Krawatte wie ein Professor, sprach bierernst von den schwersten zwei Jahren für das Land seit der Großen Depression. Sachlich arbeitete er seine übliche Erfolgsliste von der Gesundheits- bis zur Finanzreform ab. „Ist das nicht genug?“ Um angesichts schwindender Umfragewerte dann doch postwendend einzugestehen: „Die Leute sind frustriert.“

Zeitweise verlor sich der Präsident mit dem Moderator in Fachsimpelei über die Gesundheitsreform. Beißende, mutige Nachfragen mit ironischem Unterton, eigentlich Stewarts schärfste Waffe gegen Politiker, gab es kaum. Nur zweimal lockte er Obama ein wenig aus der Reserve, als er ihn mit „Dude“ (Kumpel) ansprach und seine Politik als „zaghaft“ bezeichnete. „Jon, ich liebe deine Show, aber in diesem Punkt stimme ich überhaupt nicht mit dir überein“, erwiderte Obama.

Appell an Wähler

Dabei war der Auftritt in den USA mit Spannung erwartet worden: Würde es Obama schaffen, im Wahlkampfendspurt endlich einmal wieder seine joviale Seite hervorzuholen? Als Präsidentschaftskandidat war ihm das vor genau zwei Jahren an selber Stelle noch gelungen. Als Präsident ließ er die Chance weitgehend verstreichen. Den lautesten Lacher erntete er mit eher ungewollter Komik, als er nach drängenden Fragen von Stewart seinen berühmten Wahlkampfslogan „Yes, we can“ unvorteilhaft mit „but“ ergänzte. „Yes, we can (...), aber es wird nicht über Nacht passieren“, sagte Obama.

Fast ungestört konnte der Präsident seine bekannten Wahlkampfthesen abliefern. Und das hat er auch nötig, denn bei den Wahlen steht für ihn allerhand auf dem Spiel: Umfragen sagen ihm eine herbe Schlappe voraus. Die Demokraten könnten in einer oder gar in beiden Parlamentskammern die Mehrheit verlieren. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Mobilmachung der Menschen unter 49 Jahren - genau Stewarts Klientel. An sie richtete Obama den eindringlichen Appell, am 2. November ihm die Stimme zu geben.

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