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Saudi-Arabien lieferte den Tipp

Nach dem Fund von Sprengsätzen auf zwei Flughäfen in Dubai und Großbritannien wächst in den USA die Angst vor neuen Terroranschlägen. In zwei Luftfrachtladungen waren in der Nacht auf Freitag zwei Pakete sichergestellt worden, die laut US-Präsident Barack Obama und Großbritanniens Innenministerin Theresa May Sprengstoff enthielten.

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Obama sprach danach von einer „glaubwürdigen terroristischen Bedrohung“ für die USA. Die Sendungen waren an zwei jüdische Einrichtungen in Chicago adressiert und kamen offenbar aus dem Jemen. Die US-Behörden verschärften noch am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen im Land.

Dieser „zusätzliche Schutz“ bleibe so lange wie nötig aufrecht, erklärte Obama in Washington. Der ranghöchste republikanische Abgeordnete im Heimatschutzausschuss des Senats, Peter King, sprach angesichts des Sprengstofffundes von einem „Weckruf“. Allerdings sei die Regierung „hellwach“ gewesen, „das muss ich ihr lassen“.

„Irgendeine Art von Attacke“

Was in den Paketen gefunden wurde, „sollte Schaden anrichten“, sagte Obamas Sicherheitsberater im Weißen Haus, John Brennan. Die Sendungen seien präpariert gewesen, „um irgendeine Art von Attacke auszuführen“. Gefunden worden waren sie in zwei Frachtladungen auf dem Flughafen von Dubai und dem East-Midlands-Flughafen bei Nottingham in Großbritannien. Eine Bombe war in einem Computerdrucker versteckt, eine in einer Tonerpatrone.

Den entscheidenden Tipp hatte offenbar der saudi-arabische Geheimdienst gegeben. Von dort habe es „sehr spezifische Informationen“ gegeben, auf deren Grundlage US-Terrorfahnder die Päckchen hätten abfangen können, bevor sie ihr Ziel erreichen, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf das Weiße Haus. Dass das gelang, zeigt nach den Worten Brennans, dass das Sicherheitssystem „sehr, sehr gut“ gearbeitet habe. „Wir arbeiten gerade daran, sicherzustellen, dass wir so wachsam wie möglich bleiben.“ Laut US-Medienberichten enthielten die beiden Pakete den Sprengstoff Pentrit.

„Aufmerksamkeit testen“

„Ganz offensichtlich wollten Terroristen die Aufmerksamkeit unserer Behörden testen“, sagte ein US-Sicherheitsexperte im TV-Sender Fox News. Gegenüber CNN mutmaßte ein Kongressabgeordneter, dass sich die Sicherheitsbehörden zuletzt zu sehr auf Passagierflugzeuge konzentriert hätten. „Das war ja auch gut so. Aber wir dürfen die Frachter nicht vergessen, wenn über sie Bomben zu uns gebracht werden können.“

Wer hinter dem Anschlagsversuch steht, war bis Samstag nicht klar. Die USA vermuten die Drahtzieher im Jemen. Konkret haben sie den dortigen Ableger von Osama bin Ladens Terrornetzwerk Al-Kaida im Verdacht. Obama telefonierte noch in der Nacht auf Samstag mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh, der den USA seine volle Unterstützung zugesagt habe, hieß es. Zugleich warnte Saleh vor „Vorverurteilungen“. Kein Frachtflugzeug des Frachtdienstleisters UPS habe den Jemen verlassen. Es habe außerdem weder direkte noch indirekte Flüge zu britischen und amerikanischen Flughäfen gegeben.

Mehrfacher Terroralarm in den USA

Nach dem Fund wurden in den USA Dutzende Frachtflugzeuge der Gesellschaften UPS, DHL und FedEx untersucht. In Philadelphia und Newark bei New York wurden insgesamt drei Cargomaschinen auf abgelegene Parkpositionen gezogen, um die Fracht unter die Lupe zu nehmen. Ein UPS-Lastwagen wurde ebenfalls gestoppt und durchsucht. FedEx teilte mit, in Rücksprache mit dem FBI den Versand von Paketen aus dem Jemen ausgesetzt zu haben. Das verdächtige Paket in Dubai war mit FedEx verschickt worden.

UPS-Maschine und deren Ladung

Reuters/Tim Shaffer

Das Frachtgut eines UPS-Transportflugzeugs wurde auf dem Flughafen Philadelphia durchsucht.

Die US-Luftwaffe fing außerdem ein Zivilflugzeug aus Dubai mit Ziel New York ab. Nach Informationen des TV-Senders CNN wurde der Einsatz angeordnet, weil an Bord Frachtgut aus dem Jemen vermutet wurde. Nach der Landung auf dem New Yorker JFK-Flughafen wurde das Flugzeug von Dutzenden Polizeifahrzeugen umstellt. Der US-Luftwaffe zufolge hatten kanadische Abfangjäger die Maschine in kanadischem Luftraum in Begleitschutz genommen, bevor sie über den USA von den beiden US-Kampfflugzeugen bis nach New York eskortiert wurde.

Fahndung nach Drahtziehern im Jemen

Angesichts der Herkunft der beiden Pakete aus dem Jemen kündigte Obama an, die US-Regierung werde ihre Zusammenarbeit mit dem arabischen Land noch verstärken, um Attentate zu verhindern und den dort ansässigen Arm von Al-Kaida zu „zerstören“. Der gilt als Drahtzieher eines gescheiterten Anschlags auf ein US-Passagierflugzeug im Landeanflug auf Detroit Ende Dezember des Vorjahres. Laut Fox News läuft im Jemen bereits eine groß angelegte Fahndung nach den Hintermännern der Sprengstoffsendungen.

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