Plan B für die Zukunft
Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) hat, nachdem ihre Partnersuche nicht von Erfolg gekrönt war, nun einen Plan B für ihre Zukunft erarbeitet. Motto: Verkleinerung. Im Visier dabei könnte laut der Tageszeitung „Der Standard“ (Samstag-Ausgabe) das Ostgeschäft stehen.
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Ihre Zukunftsstrategie will sich das Spitzeninstitut des Sektors Mitte Dezember absegnen lassen, so der „Standard“. Die Gespräche über ein Zusammengehen mit der BAWAG waren ja vor dem Sommer gescheitert. Der Sektor - die rund 60 Volksbanken, die die Mehrheit an der ÖVAG halten - war nicht bereit, Durchgriffsrechte zu gewähren. Andere Partner fanden sich nicht.
In neun osteuropäischen Ländern aktiv
Um sich die Stand-alone-Lösung leisten zu können, wird die ÖVAG nun weiter redimensioniert. Diverse Retailbanken und die Immogesellschaft Europolis sind wie bekannt schon verkauft. Nun werde sich die ÖVAG doch von ihrem 51-Prozent-Anteil an der Volksbank International (VBI) trennen, so die Zeitung.
Das Institut, an dem auch die deutsche DZ-Bank-Gruppe und die französische Groupe Banques Populaires zu je 24,5 Prozent beteiligt sind, ist in neun osteuropäischen Ländern aktiv. Bilanzsumme: 14 Mrd. Euro. Kreditengagement: Zehn Mrd. Euro. Die VBI schrieb im Vorjahr 47,5 Mio. Euro Gewinn, mehr als ihre Wiener Mutter ÖVAG.
Rückzug auf Sperrminorität?
Dem Vernehmen nach geht es darum, zumindest die Kapitalmehrheit aus der Bilanz zu bringen. Im Sektor wurde nach APA-Informationen seit Sommer geprüft, ob es einen Rückzug auf eine 25-prozentige Sperrminorität wird oder, wie der „Standard“ schrieb, ein gänzlicher Verkauf der Ostsparte.
Vorstand: Signal von Ministerium
Auch die deutsche DZ Bank, Minderheitsaktionär der ÖVAG, zeigte kein Verständnis dafür, dass die ÖVAG-Spitze die Osttochter VBI als sakrosankt erklärte. Da dürfe es keine Tabus geben, hieß es von der DZ-Spitze dazu zur APA.
„Wir haben das klare Signal vom Ministerium, dass man unseren jetzigen Weg der Fokussierung und Risikoabsenkung gutheißt“, zitiert der „Standard“ ÖVAG-Vorstandsmitglied Michael Mendel. Dem Blatt zufolge machten der Bund (die ÖVAG hat Staatshilfe erhalten) und die Notenbank Druck, die Risiken zu verringern.
„Tabus gibt es keine“
Die ÖVAG wollte sich Freitagabend zum Thema Verkauf bzw. Abbau der Mehrheit der VBI offiziell nur indirekt äußern. „Wir prüfen im Sinne einer nachhaltigen Sicherung der Bank alle strategischen Optionen, die uns helfen, den nachhaltigen Erfolg der Bank zu sichern“, formulierte Banksprecher Walter Gröblinger. Nachsatz: „Tabus gibt es keine.“
Darüber hinaus gab es zum Stand dieser Sondierungen am Abend keine Angaben. Die Bank prüfe zurzeit eingehend, welche neuen Belastungen aus der neuen Bankensteuer, der neuen Einlagensicherung und den neuen Eigenkapitalvorschriften (Basel III) auf sie zukommen, hieß es aus der ÖVAG.
Kapitalerhöhung soll abgesegnet werden
In einer Aufsichtsratssitzung am 16. Dezember sollen die entsprechenden Beschlüsse fallen. Auch eine bereits einmal verschobene Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro werde da fixiert. Interessenten für die Ostbank gibt es, im Sektor ist seit langem von französischen und auch italienischen Schwesterinstituten die Rede.
Der Buchwert der VBI liegt bei 600 Mio. Euro, ein Verkauf zum doppelten Buchwert sei möglich, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Quellen in der Bank. Mit dem Verkaufserlös bzw. frischen Kapital soll ein erster Teil der Staatshilfe getilgt werden. 2011 wird eine erste Tranche fällig.
ÖVAG in Verlustzone
Das Mutterunternehmen ÖVAG hat 2009 einen Konzernverlust von einer Milliarde Euro eingefahren und eine Milliarde Euro Partizipationskapital (PS-Kapital) in ihren Büchern. Die Zinsen dafür kann sie nicht zahlen. Das wird sich auch heuer nicht ändern, obwohl die ÖVAG mit einem Konzerngewinn zwischen 90 und 110 Mio. Euro rechnet. Denn: Die ÖVAG als Einzelinstitut (das das PS-Kapital aufgenommen hat) wird auch heuer einen Verlust schreiben, die Gewinne kommen von VBI und Investkredit. Der Unternehmensfinanzierer wird Mitte 2011 in die ÖVAG fusioniert.
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