Der Kampf gegen die Zeitumstellung
In der Nacht des letzten Oktobersonntags ist auch heuer wieder die Sommerzeit zu Ende gegangen und die Uhren mussten wieder um eine Stunde auf Normalzeit zurückgestellt werden. Von einem „notwendigen Übel“ wollen Gegner der Zeitumstellung aber auch 30 Jahre nach deren Einführung nichts wissen.
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Vielmehr stelle sich mehr denn je die Frage nach dem Sinn der offiziell aus Energiespargründen eingeführten Maßnahme, meinen die Gegner der Zeitumstellung. So wird in Medien in Halbjahresfolge darauf verwiesen, dass sich die Einführung der Sommerzeit aus ökonomischer Sicht größtenteils als unsinnig erwiesen habe. Selbst das deutsche Umweltministerium ist laut der Zeitung „Die Welt“ mittlerweile zu diesem Schluss gekommen.
Sinnhaftigkeit nicht bewiesen
Vielmehr herrsche Einigkeit darüber, dass „die Kosten für die Umstellungen die Einspareffekte weit überwiegen“. Mäßige Erfolge wurden der Zeitumstellung auch von der Europäischen Union (EU) bescheinigt. Demnach seien die tatsächlich erzielten Einsparungen nur schwer zu bestimmen und als gering einzuschätzen.
Dennoch wurde das Verfahren der Sommerzeit von der EU-Kommission 2007 bestätigt, nachdem sich nach einem Aufruf an alle Mitglieder kein Land für eine Abschaffung aussprach. Politische Gründe spielten aber auch bei der Einführung bereits eine tragende Rolle. So wurde die Sommerzeit nicht nur in Österreich und Deutschland zeitgleich eingeführt - Deutschland sah erst nach einem Schwenk der DDR Anlass zur Einführung, da man nicht zwei verschiedene Zeiten in den beiden deutschen Staaten wollte.
„Ticken wir noch richtig?“
Dabei reiche laut „Hamburger Abendblatt“ bereits die halbjährlich wiederkehrende Frage, ob die Uhren nun vor- oder zurückgestellt werden müssen, als Grund, „den Unsinn mit der Zeitumstellung endlich zu beenden“. Unter dem Titel „Ticken wir noch richtig?“ wurde zudem wenig Verständnis dafür gezeigt, dass nur noch von wenigen hinterfragt werde, warum man „auf Befehl von oben“ zweimal pro Jahr an den Uhrzeigern manipuliere.
Von einer „politisch optimierten“ Zeit ist auch in der „Welt“ die Rede. Energie werde durch die „anstrengenden, verwirrenden Zeitenwechsel“ jedenfalls keine gespart, weswegen „man das verwirrende Hin-und-her-Wechseln“ auch gleich bleibenlassen könne. Vielmehr könnten die „Möglichkeiten der technischen Zivilisation“ nun dafür genutzt werden, „um einen Zeitrhythmus zu finden, der sich nach unserem Tagesablauf richtet“.
Aus diesem Grund sei es auch wenig nachvollziehbar, dass Ende Oktober „ohne Not die dunklen Wintertage weiter verdunkelt“ werden, weswegen von der Zeitung die Debatte gleichzeitig mit der Forderung nach einer Abschaffung der Winterzeit bereichert wurde: „Man sollte vielmehr die Sommerzeit einfach weiterlaufen lassen.“
„Muss bereit sein, Dinge abzuschaffen“
Die Frage, warum die Uhren überhaupt noch umgestellt werden, beschäftigt aber auch immer wieder die Politik. Mit dem deutschen CDU-Abgeordneten Herbert Reul findet sich etwa im EU-Parlament ein erbitterter Gegner der Zeitumstellungen. Die Sommerzeit bringt laut Reul weder für die Menschen noch für die Unternehmen Vorteile. Demnach müsse man auch „bereit sein, Dinge, die sich nicht bewährt haben, wieder abzuschaffen“.
Für Ablehnung, aber auch Applaus sorgte laut „Basler Zeitung“ zuletzt die von der SVP-Nationalratsrätin Yvette Estermann in der Schweiz losgetretene Debatte über die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung. In dieser ortete die Politikerin den „Grund vielen Übels“.
„Warum, wieso, weshalb“
Für offene Fragen sorgt die Zeitumstellung laut einer Umfrage aber auch in Österreich. Rund 40 Prozent der Befragten konnten demnach laut dem Onlineportal Telekom-Presse nicht den Grund für die Einführung nennen.
Eigentlicher Anlass für die Einführung der Sommerzeit war 1973 die Ölkrise. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Österreich beschloss die Einführung allerdings erst 1979. Als Grund für die spätere Einführung wurden verwaltungstechnische Probleme genannt. Nicht zuletzt sollte in Österreich zudem die gleiche Uhrzeit wie in den Nachbarländern Schweiz und Deutschland gelten, wo die Sommerzeit auch erst 1980 eingeführt wurde.
In Österreich gab es vor 1980 bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter - auf Dauer erfolgloser - Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.
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