Konferenz drohte zu scheitern
In letzter Sekunde gelang auf der UNO-Naturschutzkonferenz im japanischen Nagoya, was fast unmöglich schien. Die 193 Vertragsstaaten einigten sich in den drei Zielen Artenschutz, naturgemäße Nutzung und gerechte Verteilung. Der Verlust der Artenvielfalt soll bis 2020 gestoppt werden.
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Viele Umweltverbände und Politiker jubeln und sehen einen großen Fortschritt und einen „ambitionierten Rettungsplan“ für die biologische Vielfalt. Greenpeace verwies aber darauf, dass schon die bisher vereinbarten Schutzziele nicht eingehalten worden seien.
Naturschutzgebiete ausgeweitet
Am Freitagabend hatten sich 193 Staaten im japanischen Nagoya nach schwierigen Verhandlungen auf ein umfassendes Paket zum Erhalt der Artenvielfalt geeinigt. Das Abkommen nennt als Ziel, „wirkungsvolle und dringende“ Maßnahmen zu ergreifen, um bis 2020 den weiteren Verlust der Artenvielfalt zu verhindern und den Erhalt der Ökosysteme sicherzustellen.
Zentrale Punkte der Einigung sind die Ausweitung der Naturschutzgebiete auf 17 Prozent des Landes und zehn Prozent der Ozeane. Bisher stehen nur 13 Prozent des Landes und ein Prozent des Meeres unter Schutz, um insbesondere Regenwälder und Korallenriffe zu bewahren. Zudem sollen bis 2020 15 Prozent der beschädigten und bedrohten Ökosysteme wieder hergestellt und Äcker, Wälder und Meere nachhaltig bewirtschaftet werden.
Verhandlungserfolg Japans
Der Erfolg der Verhandlungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern hatte bis zuletzt von einer Einigung auf ein Protokoll zur gerechten Verteilung der Gewinne aus biologischen Ressourcen abgehangen. Besonders Brasilien hatte seine Zustimmung zu dem 20-Punkte-Plan von der Verabschiedung des Access-and-Benefit Protokolls (ABS) abhängig gemacht.
Dieses sieht nun vor, dass Unternehmen für die Nutzung genetischer Ressourcen einen Teil ihrer Gewinne an die Herkunftsländer zurücküberweisen - beispielsweise für die Nutzung von wilden Pflanzen bei der Produktion von Medikamenten und Kosmetika.
Die Einigung gelang durch einen Last-Minute-Coup der Japaner. Bis in die Nacht hatten Minister der Entwicklungs- und Industrieländer diskutiert - ohne einen Kompromiss in Reichweite. Kurzerhand kündigte dann der japanische Umweltminister Ryu Matsumoto einen eigenen Entwurf an. Die Japaner hätten sich stark für diesen Erfolg eingesetzt, bestätigten Umweltverbände. In letzter Minute wurde das Scheitern abgewendet.
Ziele schon einmal nicht eingehalten
Dabei gerät in den Hintergrund, dass sich die internationale Gemeinschaft bereits einmal dazu verpflichtet hatte, den Verlust der Artenvielfalt zumindest deutlich zu bremsen. Das sollte bis 2010 geschehen. Mit diesem Ziel sind die Vereinten Nationen aber weitgehend gescheitert. Das räumte der Chef der UNO-Konvention über Biologische Vielfalt, Ahmed Djoghlaf, zu Beginn des Jahres ein: „Nicht ein Land hat dieses Ziel erreicht.“
Der Leiter des WWF-Teams in Nagoya, Günter Mitlacher, wies darauf hin, dass sich viele nationale Behörden mangels politischen Willens oft wenig um die biologische Vielfalt scheren. „In der Beurteilung, dass das 2010-Ziel nicht erreicht wurde, war herausgekommen, dass die erforderlichen Mittel gefehlt haben“, sagte er nach der Konferenz. Die Beschlüsse aus Nagoya müssen nun in den Ländern umgesetzt werden.
Knackpunkt Subventionen
Ein Knackpunkt sind etwa Subventionen. Zum ersten Mal wurde in Japan die Vereinbarung getroffen, schädliche Zahlungen des Staates bis zum Jahr 2020 einzustellen. Das betrifft beispielsweise Zuschüsse für schädliche Produktionsweisen in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft. Subventioniert werden unter anderem Fischer. Dank des Geldes kaufen sie Diesel für ihre Schiffe und ziehen auch noch die letzten Fischschwärme an Bord.
Auch wird in vielen Teilen der Erde zu viel Stickstoffdünger verwendet. Forscher gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte davon nicht von den Pflanzen aufgenommen wird. Der Dünger gelangt über die Flüsse letztlich ins Meer - sauerstoffarme „Todeszonen“ sind oft die Folge.
Der Abschied von schädlichen Subventionen, Anbaumethoden oder der Überfischung macht in vielen Ländern nicht weniger als ein grundsätzliches Umsteuern im Umgang mit der Natur nötig - zehn Jahre sind eine kurze Zeit für einen solchen Bewusstseinswandel.
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