„Comeback“ rasch wieder beendet
Der Protesttag der Universitäten gegen befürchtete Budgetkürzungen hat Mittwochfrüh mit der Räumung des Audimax, des größten Hörsaals der Uni Wien, geendet. Nach einem Sternmarsch mit Tausenden Teilnehmern drangen Studierende in die Universität ein und nahmen – wie schon vor knapp einem Jahr – den Hörsaal in Beschlag. Polizisten eskortierten die Studierenden hinaus.
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Gegen 8.15 Uhr erschienen die Polizeibeamten, die von wartenden Jusstudenten mit „Ein Hoch auf die Exekutive“ begrüßt wurden. Unmittelbar danach begann wieder der Vorlesungsbetrieb mit einer Lehrveranstaltung des Jusdekans Heinz Mayer. Auch in allen anderen kurzfristig besetzten Hörsälen finden wieder reguläre Veranstaltungen statt.
Kritik an Besetzung
Zuvor hatten die Teilnehmer der als „alternative Vollversammlung“ titulierten Veranstaltung über Nacht den Saal in Beschlag genommen. Eine „Volksküche“ wurden eingerichtet, ein DJ legte Musik auf. Die Besetzung hatte nicht nur beim Rektorat für Kritik gesorgt. Auch Jusstudenten protestierten gegen die „Besetzung“ mit Zwischenrufen wie „Setzt euch rüber zu McDonald’s“ und „Die Philosophiefakultät ist weiter drüben“. Die Besetzer konterten mit „Das ist ein öffentlicher Raum“.
„Aktionen wie diese schaden den heute gemeinsam formulierten Zielen und den bevorstehenden Verhandlungen“, war einer in der Nacht auf Mittwoch auf der Homepage der Uni Wien veröffentlichten Mitteilung zu entnehmen. Eine entsprechende Anzeige sei bei den Sicherheitsbehörden bereits eingebracht worden, war weiter zu lesen.
Demo vor Hauptuni aufgelöst
Nach der Beendigung der kurzfristigen Audimax-Besetzung versammelten sich am Mittwochvormittag rund 50 Studenten zu einer Demonstration vor dem Hauptgebäude der Uni Wien. Die Gruppe blockierte zunächst den Ring und skandierte „Erst freie Bildung, dann freie Straßen“. Nachdem die Polizei die Veranstaltung für aufgelöst erklärte, wollte die Gruppe weiter in Richtung Minoritenplatz ziehen. Vor dem Burgtheater wurde ein Teil der Teilnehmer allerdings von der Polizei, die den Demonstranten zahlenmäßig deutlich überlegen war, umkreist.

ORF.at/Peter Prantner
Protestveranstaltung auf Wiener Ringstraße
Am Mittwochnachmittag findet ein „Plenum“ in der Aula der Akademie der Bildenden Künste unter dem Motto „Die Unis werden ausgebrannt - Die #unibrennt wieder!“ statt, wo über mögliche weitere Studentenproteste diskutiert werden soll.
20.000 bei Demo am Dienstagabend
Dienstagabend hatten in der Wiener Innenstadt laut Hochschülerschaft (ÖH) 20.000 demonstriert, laut Polizei 7.000 - und damit jedenfalls mehr als von der Exekutive erwartet. Die größte Gruppe kam von der kurz davor zu Ende gegangenen Vollversammlung der Uni Wien im Juridicum.

APA/Herbert Neubauer
Mit Luftballons vor der Hauptuniversität
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Ballhausplatz erinnerten Vertreter der verschiedenen Wiener Unis und die Spitze der ÖH daran, dass die Studierenden bereits im vergangenen Herbst wegen der Unterfinanzierung der Hochschulen auf die Straßen gegangen waren. Gebessert habe sich die Situation trotz schöner Sonntagsreden der Politiker nicht, beklagte ÖH-Chefin Sigrid Maurer (Grüne und Alternative StudentInnen, GRAS). „Die Unis und die Fachhochschulen brennen wieder“, warnte ÖH-Vizechef Thomas Wallerberger (Fraktion Engagierter Studierender, FEST).

APA/Herbert Neubauer
Protest auf dem Ballhausplatz
Keine Einigkeit bei Versammlung
Am Nachmittag hatten mehrere Tausend Studierende und Lehrende im und vor dem Juridicum der Universität Wien an der Vollversammlung der größten Hochschule des Landes teilgenommen. WIFO-Chef Karl Aiginger stieß als Gast bei seinem Plädoyer für Studiengebühren und für sein Statement, dass ein „Abschätzen der Qualitäten“ am Beginn des Studiums helfen würde, auf Unverständnis bei den Studierenden.
Mehr Zuspruch erntete er für seine Einschätzungen zur Situation der Unis: Österreich sei eines der reichsten Länder der Welt, nehme aber nur eine mittlere Position bei den Zukunftsausgaben ein.
Auch die Passivität der Unichefs bei den Protesten im vergangenen Herbst wurde kritisiert. Die ÖH schoss sich zudem auf Uni-Wien-Rektor Georg Winckler ein, weil die Versammlung – offenbar aus berechtigter Angst vor einer neuerlichen Besetzung - nicht im Audimax der Uni stattfand. Auch an der TU Wien und der Medizinuni Wien nahmen rund 1.000 Personen an Versammlungen teil - mehr dazu in wien.ORF.at.
„Uns platzt der Kragen“
Großen Zulauf brachten auch die Vollversammlungen an den steirischen Universitäten. Die Rektoren befürchten Personalabbau und weniger Forschung: „Uns platzt der Kragen“, hieß es dort. Bei der Kundgebung durch die Grazer Innenstadt nahmen 2.400 Studierende, Professoren und Universitätsmitarbeiter teil, hieß es seitens der Behörden - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
In Salzburg gingen rund tausend Studenten und Lehrende der Paris-Lodron-Universität gemeinsam mit Kollegen der Kunstuniversität Mozarteum gegen den Sparkurs der Regierung auf die Straße - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Rege Beteiligung in Innsbruck, Linz und Klagenfurt
Auch in Innsbruck gingen Rektoren, Lehrende und Studierende der Uni und der MedUni am Dienstag gemeinsam auf die Straße. Das Motto war „Uni in Not“. 1.500 waren dabei - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Mehr als 1.000 Studierende und Lehrende nahmen an der Vollversammlung an der Uni Linz teil. Zu der Vollversammlung hatte das Rektorat gemeinsam mit der ÖH und der Plattform #unibrennt geladen, neben Vertretern dieser Gruppen nahmen noch welche des Unibetriebsrats teil. Anwesende berichteten, der Hörsaal sei „brechend voll“ gewesen. In Klagenfurt gab es am Uniprotesttag zwar keine Demonstrationen, die Vollversammlung war mit rund 650 Teilnehmern aber sehr gut besucht - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
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