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Erinnerung an Herbst 2009

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Besetzung des Audimax haben Studierende wieder den größten Hörsaal der Universität in Beschlag genommen - zumindest vorläufig. Wie am 22. Oktober 2009 war auch am Dienstag wieder eine Demonstration der Auslöser für die Aktion.

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Damals protestierten zunächst Studierende der Akademie der bildenden Künste gegen die Bologna-Struktur (Bachelor/Master/PhD), am Dienstag wurde zunächst beim eigentlich von den Rektoren ausgerufenen Protesttag gegen Budgetkürzungen demonstriert.

Ausgeklügelte Infrastruktur

2009 mündete die spontane Aktion schon nach der ersten Nacht in eine auf längere Zeit angelegte Protestform. Bereits in den ersten Tagen entstand eine Infrastruktur im Audimax: Ein basisdemokratisch organisiertes Plenum entschied über alle wichtigen Angelegenheiten, daneben konstituierten sich „Arbeitsgruppen“, Putztrupps, eine Presseabteilung und eine „Volxküche“.

Sympathisanten wurden via Facebook und Twitter auf dem Laufenden gehalten, erste Forderungskataloge erarbeitet. Unter anderem wendeten sich die Aktivisten gegen Studiengebühren bzw. Zugangsbeschränkungen und forderten „Bildung statt Ausbildung“. Die Aktion führte bald auch zu Besetzungen in anderen Universitätsstädten. Sogar nach Deutschland sprang der Funken über.

Politik saß Proteste aus

Die Politik reagierte mit Beschwichtigungsversuchen wie der Ausschüttung einer ohnehin für die Unis bestimmten „Notfallreserve“ und setzte aufs Aussitzen - mit Erfolg: Die unter dem Motto #unibrennt firmierende Protestbewegung verlor trotz zwischenzeitlicher Lebenszeichen wie der Unterbrechung einer Burgtheater-Vorstellung langsam an Zulauf, das „besetzte“ Audimax war immer häufiger leer bzw. nur spärlich gefüllt.

Langsam ausgedünnt

Schafften es die Besetzer mittels Konzerten und Vorträgen zunächst immer wieder, die Stimmung zum Kochen zu bringen, war der Hörsaal später meist nur noch Anlaufstelle für eine kleine Zahl von Aktivisten und - zunehmend - Obdachlose.

Die Universitätsleitung, die die Besetzung anfangs toleriert und Lehrveranstaltungen etwa ins Austria Center verlegt hatte, verschärfte im Dezember den Ton und ortete „Sicherheitsprobleme“ im Audimax. Nach 60 Tagen wurde am 21. Dezember in den frühen Morgenstunden die Räumung angeordnet: Verblieben waren zu diesem Zeitpunkt noch rund zehn bis 15 Studierende und 80 Obdachlose.

Nach dem Verlust ihres „Flaggschiffs“ blieb die Protestbewegung nur noch auf Sparflamme aktiv - bis zur ersten größeren Demonstration im Herbst, die neben dem harten Kern auch wieder zahlreiche Sympathisanten vereinte.

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