Düstere Aussichten für die Erde
Die Menschheit lebt seit Mitte der 1970er Jahre über die Verhältnisse des Planeten: Sie verbraucht mehr Ressourcen, als die Erde nachhaltig, also ohne den Einsatz fossiler Energieträger, bereitstellen kann. Das Missverhältnis steigt weiter dramatisch, bis 2030 brauchten wir eigentlich zwei Planeten, so die Umweltorganisation WWF.
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Für den alle zwei Jahre präsentierten globalen Umweltbericht „Living Planet Report“ (LPR), der am Mittwoch vorgestellt wurde, wird unter anderem der ökologische Fußabdruck ermittelt. Dabei wird - vereinfacht gesagt - jene Fläche errechnet, die für die Aufrechterhaltung des aktuellen Konsumniveaus benötigt wird. Darin enthalten ist auch die Fläche, die notwendig wäre, um die eingesetzte Energie aus fossilen Quellen nachhaltig zu produzieren.

Reuters/Nasser Nuri
Trockenheit in Ägypten
Reiche zerstören die Welt mehr
„Derzeit dauert es eineinhalb Jahre, damit die Erde ersetzen kann, was wir ihr in nur einem Jahr abringen. Wir brauchen also einen halben Planeten zu viel“, so die WWF-Umweltexperten. Bis 2030 werden es laut den Prognosen zwei, bis 2050 drei Planeten sein. In den reicheren Staaten ist der ökologische Fußabdruck der Menschen etwa fünfmal so groß wie in den ärmeren Ländern, wobei sich der Raubbau der Industriestaaten in den Tropenländern besonders negativ auswirkt.
Schlechte Werte für Österreich
Der ökologische Fußabdruck Österreichs ist seit 2005 um vier Prozent gewachsen. Der Konsum der Österreicher beansprucht derzeit mehr als 44 Millionen globale Hektar. Ein Österreicher nimmt mit aktuellen 5,3 globalen Hektar fast doppelt so viel Biokapazität in Anspruch wie der Weltdurchschnitt. Würden alle Menschen so leben wie die Österreicher, wären bereits jetzt drei Planeten notwendig.
Was die Artenvielfalt auf der Erde angeht, sind laut LPR seit 1970 mehr als 30 Prozent der Arten geschwunden. Besonders dramatisch ist mit durchschnittlich 60 Prozent die Abnahme der Artenvielfalt in den Tropen. In den Ländern des Nordens haben sich dagegen viele Bestände erholt.
Tropische Flüsse besonders betroffen
Als besonders schlimm erachten die Experten den Verlust in den tropischen Flüssen, wo fast drei Viertel der Arten verschwunden oder vermindert wurden. Hauptursachen für den Artenverlust sind die Abholzung der tropischen Regenwälder, der Bau von Dämmen und der Klimawandel. Umweltverschmutzung, Überfischung und zerstörerische Fischereimethoden tragen ebenfalls zum Artenschwund bei.

Reuters
Abholzung in Brasiliens Regenwald
Wasser: Situation verschärft sich zunehmend
Ein dramatisches Bild zeichnet der Report für die Wasserressourcen des Planeten. So verfügen 900 Millionen Menschen über kein sauberes Trinkwasser, und 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Im Jahr 2025 werden laut den Prognosen 5,5 Milliarden Menschen mit Wasserknappheit kämpfen. Von 177 Flüssen weltweit, die länger als 1.000 Kilometer sind, fließen nur noch 64 frei. Zwei Millionen Tonnen giftiger Brühen vergiften jährlich die Meere und Flüsse der Erde. Indien, China und die USA haben den höchsten Wasserfußabdruck weltweit.
WWF: Weltbevölkerung darf nicht weiter wachsen
„Wenn wir als Menschheit überleben wollen, darf die Weltbevölkerung auf Dauer nicht weiter wachsen“, ist WWF-Naturschutzdirektor Andreas Wurzer überzeugt. Je früher die Trendumkehr geschafft werde, desto mehr Chancen hätten alle derzeit lebenden und zukünftigen Bewohner dieses Planeten. Weitere wichtige Maßnahmen seien die Reduktion des Konsums und des damit zusammenhängenden Ressourcenverbrauchs. Ein Beispiel: Für die Herstellung einer Tasse Milchkaffee mit Zucker braucht es fast 200 Liter Wasser.
Emissionen weiter reduzieren
Investitionen in die Energieeffizienz und die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger seien vordringliche Maßnahmen. Die Treibhausgasemissionen müssten bis 2050 um mindestens 80 Prozent reduziert werden, um ein weltweites Artensterben zu verhindern. Auch der Schutz der Meere und Flüsse brauche absolute Priorität. „Ohne einschneidende globale Maßnahmen wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen“, sind die Experten überzeugt.
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