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Große Bedeutung für Entwicklungsländer

Bei der zehnten UNO-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP 10), die am Montag in Japan begonnen hat, geht es nicht nur um die Erhaltung der Arten, sondern auch um die gerechte Aufteilung von Gewinnen der Biopiraterie. Bei dem zweiwöchigen Treffen der über 190 Vertragsstaaten soll in Nagoya ein verbindliches Protokoll dazu verabschiedet werden.

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Ziel des ABS-Protokolls (Access and Benefit-Sharing/Aufteilung von Zugriff und Gewinn) ist es, künftig den Erlös aus genetischen Ressourcen wie biologischen Wirkstoffen gerecht zu verteilen. Demnach müssten etwa Pharmakonzerne, die Arzneien aus tropischen Pflanzen gewinnen, der Bevölkerung des Ursprungslandes der Pflanze einen Teil des Profits abgeben.

Bei der UNO-Konferenz sind rund 8.000 Delegierte aus 193 Ländern anwesend. Am Ende der zweiwöchigen Verhandlungen soll die Festlegung auf 20 strategische Ziele stehen. Als einziger Industriestaat lehnen die USA die Artenschutzkonvention ab.

Besonders die Entwicklungsländer sprechen dem ABS-Protokoll eine große Bedeutung zu. Für sie könnte diese Vereinbarung die Chance auf einen vertraglich geregelten Technologietransfer oder zusätzliche Zahlungen aus den Industrieländern sein. Doch es gibt noch einige Probleme. So steht beispielsweise nicht fest, ob das Protokoll rückwirkend, sofort oder zukünftig in Kraft treten soll. Unklar ist, was mit biologischen Ressourcen erfolgen soll, die sich in staatenfreien Zonen befinden, etwa im Ozean.

Auf dem Verabschieden eines Biopiraterie-Protokolls wird größte Wichtigkeit zugesprochen. Es könnte der Schlüssel dafür sein, dass die Entwicklungsländer der ebenfalls in Nagoya auf dem Tisch liegenden globalen Artenschutzstrategie zustimmen.

„Größtes Artensterben seit den Dinosauriern“

Der Erde droht nach Ansicht von Wissenschaftlern das größte Artensterben seit der Ausrottung der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Begleitet von dieser Warnung und weiteren eindringlichen Appellen, mehr für den Artenschutz zu tun, begann die Konferenz.

Bereits 2002 hatten sich Staats- und Regierungschefs auf dem Weltgipfel in Johannesburg zum Ziel gesetzt, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen. Das Ziel wurde nicht erreicht. Bei den Beratungen soll nun ein neues Ziel für den Erhalt von Tier- und Pflanzenarten bis 2020 gesteckt werden, die unter anderem durch das Wachstum der Weltbevölkerung zunehmend gefährdet sind.

Tiger

Reuters/Peter Andrews

Der Tiger gehört zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten.

Djoghlaf: „Zeit zu handeln“

Trotz aller Absichtserklärungen hat sich die Weltgemeinschaft noch nicht auf eine große Initiative zum Artenschutz einigen können. „Wir haben es nicht geschafft, erfolgreich die Botschaft zu vermitteln, dass unsere Gesellschaft und unsere Volkswirtschaften letztlich von dieser biologischen Vielfalt abhängen“, sagte Bill Jackson, stellvertretender Generaldirektor der Weltnaturschutzunion (IUCN).

„Im internationalen Jahr der Artenvielfalt ist Business as usual keine Option mehr“, sagte der Chef der Biodiversitätskonvention, Ahmed Djoghlaf. „Jetzt ist die Zeit, um zu handeln, und hier ist der Ort dafür.“ Auch der japanische Umweltminister Ryu Matsumoto warnte vor weiterem Artenverlust und rief zu schnellem Handeln auf. Matsumoto ist seit Konferenzeröffnung neuer Präsident der Konvention.

Flasbarth: Kleine Fortschritte

„Wir verlieren immer noch die Vielfalt, den Reichtum, die Schönheit und das Kapital unseres Planeten“, sagte der Chef des deutschen Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, in der Eröffnungsrede zur Konferenz. Er hatte die vorangegangene UNO-Artenschutzkonferenz 2008 in Bonn geleitet und war seitdem Präsident der Biodiversitätskonvention.

Bisher habe die Weltgemeinschaft ihre Artenschutzziele verfehlt. Flasbarth wies aber auch darauf hin, dass Fortschritte im Artenschutz erkennbar seien, so seien die Verluste von Waldflächen in einigen Regionen zurückgegangen. Viele Länder hätten nationale Strategien für den Schutz der Artenvielfalt entwickelt.

Auch schädliche Subventionen ein Thema

Besonders die Industrieländer sind jetzt in der Pflicht. Das wird auch beim Thema schädliche Subventionen klar, das ebenfalls in Nagoya verhandelt werden soll. So floss bisher Geld als Entwicklungshilfe etwa in den Aufbau von Garnelenfarmen in Südostasien. Die Einheimischen rodeten ihre Mangrovenküstenwälder, die die Küste normalerweise vor Wirbelstürmen schützen, und sie legten Aquafarmen an. Nur wenige Jahre später waren die Küsten ökologisch tot.

Schädliche Subventionen umfassen jedoch nicht nur die Gelder, die in die Entwicklungshilfe fließen, sondern auch solche, die eine Entwicklung der ärmeren Staaten unterbinden. Die EU-Subvention des Zuckerexports ist ein Beispiel dafür, weshalb es den Rohrzuckernationen nicht gelingt, faire Preise auf dem Weltmarkt zu erhalten.

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