China treibt Nachfrage nach oben
Baumwolle wird zum Luxusgut. Nicht zuletzt aufgrund schlechter Ernten in wichtigen Anbaugebieten wie China und in den Überschwemmungsgebieten in Pakistan wurde das Angebot knapp. In den USA, dem größten Baumwollexporteur, wurde die Anbaufläche zwar deutlich ausgeweitet. Die Nachfrage ist aber auch enorm gestiegen.
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Insbesondere in China gibt es einen anhaltend starken Bedarf. Nach Angaben der China Cotton Association (CCA) stieg der Import von Baumwolle im September um 97 Prozent auf 201.000 Tonnen. Das wirkt sich auf die Kosten aus. Der seit Monaten anhaltende Anstieg des Baumwollpreises stieg Ende vergangener Woche auf ein neues Rekordhoch. Der Dezemberkontrakt verteuerte sich erneut um bis zu 4,3 Prozent auf 1,198 Dollar (85 Cent) pro Pfund.
Veränderter Baumwollmarkt
Der Baumwollmarkt hat sich in den vergangenen 15 Jahren verändert. Während in den USA, dem größten Exporteur von Baumwolle, mittlerweile zahlreiche Textilfabriken schlossen, wuchsen Länder wie China, Indien und Bangladesch, die Türkei und Vietnam als wichtige Nachfrager.
„Das weltweite Angebot ist so knapp wie seit 1994/1995 nicht mehr, als der bisherige Rekord markiert wurde“, sagte Luke Mathews der Commonwealth Bank of Australia gegenüber Reuters. Selbst bei einer besseren US-Ernte werde sich an der Versorgungslage so bald nichts ändern. Experten rechnen damit, dass der Engpass in den kommenden zwölf Monaten bleiben wird. Nach Einschätzung von Rohstoffexperten sind für einen Teil des Anstiegs zunehmend Spekulanten verantwortlich.
Ende der Ära billiger Kleidung?
Die steigenden Preise wirken sich auf die Textilindustrie aus und könnten das Ende der Ära billigerer Kleidung von Marken wie Zara und H&M einleiten, warnen Experten. Seit 2008 hat sich der Preis von Baumwolle mehr als verdoppelt. Auch seit dem Frühling sind die Preise gestiegen.
Die deutsche Modekette S. Oliver etwa benötigt für die Herstellung eines T-Shirts rund 200 Gramm Baumwolle - insgesamt 20.000 Tonnen. Für ein Pfund musste das Unternehmen Anfang Oktober im Durchschnitt rund 72 Cent bezahlen, im Frühjahr waren es noch 55 Cent. Mittlerweile liegt der Pfundpreis bereits bei umgerechnet rund 85 Cent.

Reuters Graphic/Christina Chan
Die Top Fünf der Baumwollimporteure und -exporteure
Kunstfaser statt Baumwolle
Einige Textilunternehmen wollen Preiserhöhungen vermeiden und versuchen, stärker auf Kunstfasern auszuweichen. Vertreter der Textilbranche rechnen aber in einigen Fällen auch mit Preissteigerungen von bis zu fünf Prozent. Auch die österreichische Textilindustrie kämpft mit der Verknappung des Rohstoffes.
Besonders schwierig, die Preiserhöhungen nicht an die Kunden weiterzugeben, sei es für jene Unternehmen, „die in der Wirtschaftskrise ihre Lager leergeräumt haben und zu teureren Preisen einkaufen müssen“, sagte der Präsident des Fachverbandes für Textil- und Bekleidungsindustrie in der Wirtschaftskammer, Reinhard Backhausen, schon vor wenigen Wochen.
International reagierten einige Unternehmen bereits. Der Jeanshersteller Levi Strauss & Co. und der britische Händler Next etwa kündigten bereits Verteuerungen an, wie die „Financial Times“ berichtete. Für die Baumwollanbauer ist die Verteuerung des Rohstoffes eine Wohltat. Viele waren in den vergangenen Jahren immer wieder in Versuchung, zu lukrativeren Anbausorten wie Mais und Sojabohnen zu wechseln.
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