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Letzter Coup gescheitert

Die Serie von Bankomatdiebstählen im Osten Österreichs scheint nicht abzureißen. Zwischen Februar und Oktober registrierte die Polizei über zehn derartiger Delikte. In der Nacht auf Samstag scheiterten Unbekannte bei dem Versuch, einen Geldautomaten abzutransportieren.

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Den hatten sie zuvor im Foyer einer Bankfiliale im oststeirischen Bezirk Weiz aus seiner Verankerung gerissen. Als eine Streife der Polizei eintraf, flüchteten die Männer in einem gestohlenen Pritschenwagen. Zuletzt hatten sich in Niederösterreich binnen einer Woche gleich drei ähnlich gelagerte Fälle ereignet.

Zwischen 25. September und 2. Oktober wurden drei Bankomaten in den Bezirken Hollabrunn, Mistelbach und Horn gestohlen. Ein Geldautomat wurde später in einem See in der Nähe von Brno in Tschechien entdeckt, zusammen mit einem mutmaßlichen Fluchtfahrzeug. Ein weiterer Bankomat wurde ebenfalls in Tschechien gefunden, einer in Wien.

Mehrere Tätergruppen wahrscheinlich

Die Polizei schließt nicht aus, dass es zwischen einzelnen Fällen einen Zusammenhang geben könnte, so auch mit dem letzten in der Steiermark. Allerdings gibt es auch Unterschiede zwischen den Coups, damit seien „drei bis vier“ unterschiedliche Tätergruppen wahrscheinlich, hieß es zuletzt: Bei zwei Fällen in Mai und Juni etwa schnitten Unbekannte in zwei Baumärkten in Niederösterreich Geldautomaten auf. Mehrmals wurden Bankomaten aus ihren Verankerungen gerissen und abtransportiert, oder aber es blieb beim Versuch.

Maskierte transportieren einen Bankomaten ab.

APA/Polizei

In Hadersdorf am Kamp (NÖ) filmte eine Überwachungskamera Anfang Oktober die maskierten Täter.

Bankomat in Niederösterreich gesprengt

Beim wohl spektakulärsten Fall bisher wurde der Geldautomat einer Raiffeisenbank-Filiale im niederösterreichischen Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) gesprengt. Am Gebäude entstand schwerer Sachschaden. Im burgenländischen Halbturn war es im Februar bei dem Versuch geblieben, einen Bankomaten zu sprengen. Die bisherigen Fälle beschränken sich auf das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark.

Die Täter wurden mehrmals von Überwachungskameras gefilmt, waren bei den jüngsten Fällen jedoch immer maskiert. Inwieweit die Polizei den Bankomatdieben auf der Spur ist, ist nicht bekannt. Nach dem Fund des Bankomaten nahe Brno erklärten Ermittler, „die Erhebungen laufen gut“. Sämtliche Ermittlungsansätze würden „mit Intensität“ verfolgt. Dabei arbeiten die Sicherheitsbehörden grenzüberschreitend intensiv zusammen. Die Bankomatdiebe sind nicht nur in Österreich, sondern auch in Tschechien, der Slowakei und Umgarn aktiv. In den Nachbarländern gebe es „mehrere Dutzend“ gleichartiger Taten, so der Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung der Sicherheitsdirektion Niederösterreich, Franz Wendler, Anfang Oktober. „Wir sind zuversichtlich, durch die Zusammenarbeit entsprechende Anhaltspunkte zu gewinnen.“

Polizei bittet um Hinweise

Seit Jahresbeginn zählt die Polizei bereits zwölf Fälle: neun in Niederösterreich, zwei im Burgenland und einen in der Steiermark. Die Landespolizeikommanden ersuchen dazu um sachdienliche Hinweise.

Banken überlegen Maßnahmen

Wichtig seien neben den laufenden Ermittlungen auch Maßnahmen im Bereich Prävention, betonte die Polizei. Bundes- und Landeskriminalämter seien diesbezüglich dabei, gemeinsam mit Banken entsprechende Verbesserungen zu erarbeiten. Überlegt wird offenbar der Einsatz von Alarmpaketen, die Geldscheine einfärben, sobald an Bankomaten mit Gewalt manipuliert wird. Das Geld wird damit unbrauchbar. Bisher waren die Coups für die Diebe lukrativ. Zwei Ende September in Niederösterreich abtransportierte Bankomaten waren mit etwa 50.000 Euro bestückt.

Banken überlegen inzwischen, wie sich die Geräte besser sichern ließen, vor allem durch eine stabilere Befestigung in den Foyers. Verständlich aber, dass die Geldinstitute hier nicht über Details sprechen. Fest steht allerdings, dass Bankomaten schon jetzt keine leichte Beute für die Diebe sind – und das im wahrsten Sinn des Wortes: Die Geräte wiegen teils über eine halbe Tonne.

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