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Berührende Szenen nach Bergung

Das Drama der 33 in der chilenischen Mine San Jose verschütteten Bergleute ist am Mittwoch nach fast zehn Wochen einem glücklichen Ende entgegen gegangen. Ohne Zwischenfälle wurde seit der Nacht ein Kumpel nach dem anderen in einer Rettungskapsel aus dem Stollen an die Erdoberfläche befördert. Die Bergung geht schneller als gedacht vonstatten.

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Als erster war der 31-jährige Vorarbeiter Florencio Avalos in die Rettungskapsel gestiegen, die ihn durch einen in den vergangenen Wochen gebohrten Schacht aus mehr als 600 Metern Tiefe an die Erdoberfläche in die Kühle der Nacht in der Atacama-Wüste beförderte. Wie die folgenden Kumpel später auch fiel Avalos erleichtert seinen Angehörigen in die Arme.

Der chilenische Präsident Sebastian Pinera umarmt den ersten Geretteten Florencio Avalos

APA/EPA/Chilenian Presidental Office/Jose Manuel de la Maza

Der chilenische Präsident Sebastian Pinera umarmt den ersten Geretteten Florencio Avalos.

Frenetischer Jubel

Rund 800 Verwandte und Freunde beklatschten und bejubelten jeden einzelnen der Grubenarbeiter, die in den folgenden Stunden aus der Rettungskapsel stiegen. Nach Wochen des Bangens um das Leben der Männer brachen sie vor Erleichterung in Tränen und Jubelschreie aus.

Auch der bei der Rettung anwesende chilenische Staatschef Sebastian Pinera war sichtbar glücklich über die problemlos gestartete Rettungsaktion und bezeichnete sie als „einmalig in der Geschichte der Menschheit“. Noch nie haben Menschen so lange unter Tage überlebt.

Gesundheitszustand „ziemlich gut“

Als neunter Geretteter entstieg der Älteste der Verschütteten, der 63-jährige Mario Gomez, um kurz vor 8.00 Uhr (13.00 Uhr MESZ) der Rettungskapsel. In den Händen hielt der vierfache Vater die blau-weiß-rote Fahne Chiles. Gomez hatte die Nachricht mit dem ersten Lebenszeichen der 33 Männer geschrieben, die mehr als zwei Wochen nach dem Einsturz eines Stollens in der Mine am 5. August die Außenwelt erreichte - als die Hoffnung auf ihr Überleben schon fast aufgegeben war.

Der älteste Bergmann Mario Gomez wurde mit einer Atemmaske nach oben gezogen

APA/EPA/Cezaro de Luca

Der älteste Bergmann, Mario Gomez, trug eine Atemmaske während seiner Fahrt in der Kapsel.

Um ihre Augen nach Wochen in der Dunkelheit vor dem Tageslicht zu schützen, trugen alle Bergleute extra dunkle Sonnenbrillen. Nach einem kurzen Treffen mit ihren Angehörigen und einer ersten ärztlichen Untersuchung nahe der Mine wurden einige der Männer in ein Krankenhaus im nahen Copiapo gebracht, wo sie zwei Tage lang untersucht werden sollen. Der Gesundheitszustand der Männer sei „ziemlich gut“, sagte Chiles Gesundheitsminister Jaime Manalich.

Die Schriftsteller sind gerettet

Ursprünglich war pro Kumpel etwa eine Stunde für die Vorbereitungen und die Auffahrt veranschlagt worden. Teilweise ging die Rettung jedoch rascher vonstatten. Die Rettungskräfte hatten für die Aktion 24 bis 48 Stunden veranschlagt. Gegen Mittag tauchte mit Victor Zamora der 14. Bergmann an der Oberfläche auf. Der etwa Mitte-30-Jährige schrieb unter Tage Gedichte. Danach kam Victor Segovia nach oben. Der fast 50-Jährige schrieb im Stollen Tagebuch.

Kumpel war bereits dreimal verschüttet

Als Kumpel Nummer 17 kehrte Omar Reygadas Rojas an die Oberfläche zurück. Der Mittfünfziger ist Witwer und arbeitet seit drei Jahrzehnten im Bergbau. Verschüttet war er nun schon zum vierten Mal in seinem Leben. Der 18. gerettete Kumpel ist Esteban Rojas, dem der Spitzname „Der Romantiker“ verliehen wurde. Der Mittvierziger hatte seiner Frau noch unter der Erde per Botschaft eine kirchliche Trauung versprochen.

Als Kumpel Nummer 20 ist Dario Segovia Rojo nach oben geholt worden. Die Retter zogen den Ende-40-Jährigen um 15.59 Uhr Ortszeit (20.59 Uhr MESZ) an die Oberfläche. Er hatte schon im Alter von acht Jahren mit der Arbeit im Bergbau begonnen. Oben empfing ihn seine Familie. Der 23. geborgene Bergmann war Carlos Bugueno. Rettungskräfte holten ihn um 17.33 Uhr Ortszeit (22.33 Uhr MESZ) aus der schmalen Stahlkapsel. Bevor er Minenarbeiter wurde, war er Wachmann.

Wie bereits in den vergangenen Wochen wurde das Schicksal weltweit mit großer Anteilnahme und Spannung verfolgt. Von den Geschehnissen an der Mine berichteten rund 2.000 Journalisten. Zahlreiche Fernsehsender rund um den Globus übertrugen die Bilder der Rettung live. Boliviens Präsident Evo Morales reiste an die Mine, um seinen Landsmann Carlos Mamani - den einzigen Ausländer unter den verschütteten Bergleuten - in Empfang zu nehmen.

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