Seit 69 Tagen verschüttet
Florencio Avalos hat kurz nach Mitternacht (5.10 Uhr MESZ) - nach 69 Tagen in der Tiefe - als Erster der 33 Bergleute die Oberfläche erreicht. Angehörige der Kumpel bei der Mine San Jose in Chile und Retter brachen in Jubel aus und fielen einander in die Arme. Der 31-jährige Avalos wirkte beim Aussteigen aus der Kapsel ruhig und bei guter Gesundheit.
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Als Erstes umarmte er Familienangehörige, dann auch den chilenischen Präsidenten Sebastian Pinera, der am Rettungsschacht auf ihn gewartet hatte. Eine Stunde später folgte der „Sprecher“ der Gruppe, Mario Sepulveda, dann der 51-jährige Juan Illanes. Insgesamt dürfte die Aktion rund 30 Stunden dauern, da für jeden Kumpel insgesamt etwa eine Stunde veranschlagt ist. Steinschlag und Panikattacken sind die größten Risiken während der Fahrt in der 53 Zentimeter breiten Kapsel nach oben. Zwei Rettungsarbeiter bereiten die Minenarbeiter auf ihre Auffahrt vor.
„Es lebe Chile!“
Oben angekommen schrie Sepulveda seine Freude nach der Bergung laut heraus: „Es lebe Chile, Scheiße!“ Der Kumpel wurde der Öffentlichkeit durch viele Videos bekannt, in denen er über das Leben der Kumpel berichtete. Seine Auftritte beendete er gern mit dem Spruch: „Ich gebe zurück in die Sendezentrale.“ Sollte Sepulveda nie wieder unter Tage arbeiten wollen, steht ihm deshalb möglicherweise eine andere Karriere offen. Zahlreiche TV-Kanäle wollten ihn bereits interviewen und in ihre Sendungen einladen.

AP
Die Kapsel zur Bergung der Kumpel
Avalos trug zum Schutz vor den Lichtstrahlen an der Oberfläche eine Brille und einen Spezialanzug mit einem mit Sensoren versehenen Gürtel, der eine medizinische Überprüfung garantieren soll. Während der Auffahrt gibt es auch eine eigene Sauerstoffflasche. Trotz der Dunkelheit war es durch die zahlreichen Scheinwerfer und Kameralampen taghell über dem Rettungsschacht. Die geborgenen Kumpel wurden nach einer überschwänglichen Begrüßung zu einer medizinischen Untersuchung gebracht. Sobald vier Bergleute gerettet sind, sollen sie von einem Hubschrauber in ein Spital gebracht werden.
Einsatz verzögert
Bei der Bergungsaktion gilt der Grundsatz, zunächst „die geistig Fittesten“ an die Erdoberfläche zu holen, die auf eventuell auftretende Probleme in der Kapsel reagieren können. Danach sollen die Schwächsten und am Ende die körperlich Stärksten folgen.
Der Einsatz war wegen zusätzlich notwendiger Installationen und Tests zunächst um zwei Stunden verschoben worden. Bei der ersten unbemannten Testfahrt wurde die Kapsel leicht beschädigt, so dass sich die Rettung weiter verzögerte.
Vor über zwei Monaten verschüttet
Die 33 Männer waren am 5. August in der Mine San Jose in der chilenischen Atacama-Wüste verschüttet worden, nachdem dort in fast 700 Meter Tiefe ein Stollen eingestürzt war. 17 Tage lang hatte es keinerlei Lebenszeichen von den Bergleuten gegeben. Am 22. August allerdings traf eine Suchbohrung den Stollen, in dem sich die Arbeiter in einen Schutzraum in Sicherheit gebracht hatten. Per Zettelbotschaft schickten sie anschließend durch das wenige Zentimeter schmale Bohrloch das erste Lebenszeichen an die Oberfläche.
Unmittelbar darauf begannen mehrere Rettungsbohrungen. Am Samstag erfolgte schließlich der Durchbruch in einen Werkstattraum in etwa 630 Meter Tiefe, zu dem die Verschütteten Zugang hatten.

Reuters/Government of Chile
Florencio Avalos wurde als erster der 33 Kumpel geborgen.
Umfangreiche Vorbereitungen
Unmittelbar vor Beginn der Bergung hatten die Kumpel, wie Chiles Gesundheitsminister Jaime Manalich sagte, eine Diät mit hohem Salzgehalt erhalten, um sie zum Trinken anzuhalten. Damit sollten die Männer möglichst gut auf die Fahrt per Rettungskapsel "Phönix“ durch den Bohrschacht an die Oberfläche vorbereitet werden.
Für die Zeit unmittelbar nach Ankunft an der Oberfläche war es den Männern freigestellt worden, ob sie mit Journalisten sprechen wollten oder nicht. In einer Erklärung baten die Verschütteten, die ersten Tage mit ihren Familien in Ruhe verbringen zu können. Die internationale Medienpräsenz war bereits vor Beginn der Bergungsaktion enorm. Bei der Bergung selbst sind rund 1.600 Journalisten am Ort des Geschehens.
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