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FPÖ mobilisierte auch Nichtwähler

Die FPÖ konnte bei der Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag viele bisherige Wähler vor allem von der SPÖ, aber auch von der ÖVP für sich gewinnen. Außerdem mobilisierte sie viele bisherige Nichtwähler für sich. 24 Prozent der nunmehrigen FPÖ-Wähler hatten laut ORF/SORA-Wählerstromanalyse beim Urnengang 2005 noch SPÖ gewählt.

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Immerhin zehn Prozent der FPÖ-Wähler waren 2005 noch im Lager der ÖVP zu finden. Und 23 Prozent der FPÖ-Wähler waren 2005 noch im Lager der Nichtwähler beheimatet. Auch die Wanderungen weg von SPÖ und ÖVP zeigen, dass die beiden Parteien in beträchtlichem Ausmaß Wähler an die FPÖ verloren: 14 Prozent der SPÖ-Wähler von 2005 wanderten laut SORA zur FPÖ, bei der ÖVP waren es sogar 16 Prozent.

Die SPÖ verlor auch viele Stimmen an die Nichtwähler - neun Prozent von 2005 blieben diesmal zu Hause. Gleichzeitig konnte die SPÖ aber viele Nichtwähler mobilisieren: Elf Prozent jener, die 2005 noch daheimgeblieben waren, wählten diesmal SPÖ.

ÖVP-Wähler wanderten auch zu SPÖ und Grünen

Die ÖVP verlor nicht nur an die FPÖ, sondern auch an die SPÖ (fünf Prozent der Wähler von 2005) und an die Grünen (vier Prozent). In Richtung Nichtwähler wanderten neun Prozent der ÖVP-Wähler vom letzten Urnengang.

Erwartungsgemäß gering war die Wanderung von den Grünen hin zu den Freiheitlichen: Nur drei Prozent der Grün-Wähler von 2005 wechselten zur FPÖ. Und nur ein Prozent der heurigen FPÖ-Wähler hatte bei der vergangenen Wahl die Grünen gewählt. Dafür verloren die Grünen stark in Richtung SPÖ: 24 Prozent der Grün-Wähler von 2005 wanderten heuer zu den Sozialdemokraten. Neun Prozent hingegen verabschiedeten sich ins Lager der Nichtwähler.

Ogris: Wahlbeteiligung entscheidend

Junge Männer wählten vor allem die FPÖ, während junge Frauen vorwiegend für die Grünen stimmten. Die Wahlbeteiligung wird bei dieser Wiener Gemeinderatswahl deutlich über den 61 Prozent vom letzten Mal liegen, sobald alle Briefwahlstimmen eingelangt sind. Das sei entscheidend für diese Wahl gewesen, sagte Günther Ogris vom SORA-Institut, das für den ORF die Wählerstromanalyse erstellte, im Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Heinz-Christian Strache (FPÖ)

ORF.at/Roland Winkler

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache

Die Wahlmotive untersuchte das Institut für Strategieanalysen. „Die Spitzenkandidaten haben eine wesentliche Rolle bei der Wahlentscheidung gespielt“, so der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier im Ö1-Morgenjournal. „Etwa 40 Prozent der Wähler nannten ihren Spitzenkandidaten als Motiv, Häupl und Strache waren etwa gleichauf. Für den Amtsinhaber ist das ein eher mittelmäßiges Ergebnis, für den Herausforderer ist es ein gutes.“

Große Unterschiede bei Geschlechtern

Untersucht wurde auch das Wahlverhalten der jungen Wähler und der Erstwähler. Hier zeigten sich große Unterschiede nach den Geschlechtern, so Filzmaier. „Die Freiheitliche Partei hat bei den jungen Männern ein extrem überdurchschnittliches Ergebnis, bei den jungen Frauen hätte sie wahrscheinlich nicht einmal den zweiten Platz geschafft. Die wählen nämlich Großteils die Grünen, vor allem wenn ein formal höherer Bildungsgrad hinzukommt. Maturantinnen und Studentinnen wählen die Grünen.“

Wähler mit Migrationshintergrund für SPÖ

Ebenfalls analysiert wurde, wie Menschen mit Migrationshintergrund stimmten. Das Ergebnis bestätigt bisherige Untersuchungen dazu. „Die SPÖ hat bei jenen Wählern, die einen Migrationshintergrund angeben, ein überdurchschnittliches Ergebnis mit 55 Prozent der Stimmen, umgekehrt liegen die Freiheitlichen viel besser bei Wählern ohne Migrationshintergrund. Die Gruppe ohne Migrationshintergrund ist aber mit drei Viertel viel größer als die Wählergruppe der Migranten mit einem Viertel.“

Michael Häupl (SPÖ)

ORF.at/Roland WInkler

Wiens SPÖ-Chef und Bürgermeister Michael Häupl

Als besonders umworbene Gruppe galten auch die Bewohner von Gemeindebauten. Hier hat laut Filzmaier die Sozialdemokratie nach wie vor die absolute Mehrheit, die Freiheitlichen liegen hier mit rund 30 Prozent ebenfalls leicht über ihrem allgemeinen Ergebnis.

Zeitungen: SPÖ und ÖVP „abgewatscht“

Die Kommentatoren der heimischen Zeitungen versuchten nach der Wahl vor allem, das doch überraschend hohe Ergebnis der FPÖ und die damit einhergehenden Verluste von SPÖ und ÖVP zu erklären. Die „Großparteien“ seien „abgewatscht“ worden, so der Tenor - mehr dazu in wien.ORF.at.

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