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Bewegte politische Laufbahn

Kaum ein israelischer Politiker hat eine derart bewegte Laufbahn hinter sich wie Mosche Dajan (1915 – 1981). Im zweiten Weltkrieg Soldat auf der Seite der Alliierten stieg er bis zur Sinai-Krise 1956 zum Oberbefehlshaber der Armee auf und war während des Sechstagekrieges 1967 Verteidigungsminister.

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Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, den Israel beinahe verlor, begann der Mythos Dajan Kratzer zu bekommen. Doch das war keineswegs das Ende der politischen Laufbahn des Generals mit der schwarzen Augenklappe. Zwei Jahre vor seinem Tod war er als Außenminister noch maßgeblich an den Friedensverhandlungen mit dem Nachbarn Ägypten beteiligt.

Geboren wurde Dajan am 20. Mai 1915 als Sohn jüdisch-ukrainischer Einwanderer in Palästina. Seine Eltern, Schmuel und Devorah Dajan, hatten in der Nähe des Sees Genezareth einen Kibbuz gegründet. Nach dem Schulbesuch schloss er sich der paramilitärischen Untergrundbewegung Haganah an, weshalb er zwischen 1939 und 1941 inhaftiert war.

Im Zweiten Weltkrieg am Auge verletzt

Während des Zweiten Weltkrieges kämpfte Dajan aufseiten der Alliierten im Libanon und verlor dort sein linkes Auge. Seitdem trug er eine schwarze Augenklappe, die zu seinem Markenzeichen wurde.

Im israelischen Unabhängigkeitskrieg (dem ersten israelisch-arabischen Krieg) übernahm Dajan die Führung unterschiedlicher Truppenteile. 1954 wurde er Generalstabschef und anschließend bis 1958) Oberbefehlshaber der israelischen Streitkräfte. In dieser Funktion befehligte er 1956 den Sinai-Feldzug während des Kriegs zwischen Ägypten auf der einen und einer Allianz aus Großbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite.

Rückkehr als Verteidigungsminister

Nach seinem Ausscheiden aus der Armee wurde Dajan Landwirtschaftsminister, übernahm 1967 angesichts zunehmender Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn schließlich aber mit dem Amt des Verteidigungsministers die zentrale militärische Rolle in Israel. In dieser Position erwarb Dajan hohes öffentliches Ansehen in Israel, aber auch große internationale Bekanntheit. Politisch war Dajan ein Ziehsohn des ersten israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion.

Im Jahr 1969 wurde Dajan unter der Regierung von Ministerpräsidentin Golda Meir abermals als Verteidigungsminister berufen. Im Jom-Kippur-Krieg unterliefen ihm allerdings, wie erst nun veröffentlichte Gesprächsprotokolle der damaligen israelischen Regierungsspitze belegen, augenscheinliche Fehler. Der Verzicht auf eine Generalmobilmachung angesichts heraufdämmernder Kriegsgefahr und das Abgehen von der israelischen Präventivschlagsdoktrin führten zu einer Beinahe-Niederlage Israels in dem nur 20 Tage lang dauernden vierten israelisch-arabischen Krieg (6. bis 26. Oktober 1973). Wegen zunehmender öffentlicher Kritik mussten sowohl Dajan als auch Regierungschefin Meir zurücktreten. Dajans Nachfolger war Schimon Peres, heute israelischer Staatspräsident.

Sohn und Tochter für Versöhnung

1977 kehrte der Veteran abermals in die hohe Politik zurück und übte bis 1979 das Amt des israelischen Außenministers im Kabinett von Ministerpräsident Menachem Begin aus. In dieser Position war er federführend an der Vorbereitung des Friedensabkommens 1979 (Camp David I.) mit dem Nachbarn Ägypten beteiligt. Differenzen über den Status der arabischen Bevölkerung in Israel – Dajan sprach sich für mehr Eigenständigkeit aus – führten zum Ausscheiden aus dem Kabinett Begins. Dajan starb am 16. Oktober 1981 an den Folgen eines Herzinfarkts.

Seine Tochter Jael Dajan (geboren 1939) ist eine bekannte Friedensaktivistin. Die Schriftstellerin ist Mitglied des Führungsgremiums der Organisation Schalom Achschaw (Peace Now), die sich für eine Verständigung mit den Palästinensern nach dem Modell Land für Frieden einsetzt und außerdem stellvertretende Bürgermeisterin von Tel Aviv. Jael Dajan ist eine scharfe Kritikerin der israelischen Besatzungspolitik. Mosche Dajans Sohn Assaf („Assi“, geboren 1945) ist Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent und spricht sich ebenfalls für eine friedliche Koexistenz von Israelis und Arabern aus.

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