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Auch getrockneter Schlamm gefährlich

Am Tag nach dem verheerenden Dammbruch im Aluminiumwerk im westungarischen Ort Kolontar ist das gesamte Ausmaß der Katastrophe noch nicht abzusehen. Das Unglück, bei dem vier Menschen starben und drei Orte von einer teils zwei Meter hohen ätzenden Schlammwelle geflutet wurden, wird aber dramatische Auswirkungen auf die Umwelt haben.

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Der toxische Rotschlamm wird laut Greenpeace nicht nur ins Grundwasser sickern und dieses vergiften, sondern könnte in getrocknetem Zustand viele Kilometer weit verfrachtet werden. "Wenn der Giftschlamm trocknet, kann er durch Wind zu nahe gelegenen Siedlungen in einem Radius von zehn bis fünfzehn Kilometern transportiert werden, so Zsolt Szegfalvi, Leiter des Greenpeace-Büros in Ungarn.

Die gebrochene Mauer der Aluminiumfabrik in Ungarn

APA/EPA/Gyoergy Varga

Das geborstene Giftschlammbecken

Der Rotschlamm ist ein Überbleibsel aus der Aluminiumgewinnung und enthält extrem ätzende Stoffe, die bei Hautkontakt für Menschen lebensgefährlich sein können. Abgebautes Bauxit wird mittels Natronlauge „aufgebrochen“ - das dadurch gewonnene Aluminium wird abgefiltert, übrig bleiben Eisen sowie Titanoxide.

Auch Raab und Donau bedroht

Rund eine Million Kubikmeter seien bisher aus dem Gelände der Aluminiumfabrik MAL AG ausgetreten. Nach Medienberichten ist das der bisher größte Chemieunfall in Ungarn. Die Schlammlawine durchbrach einen Damm, ergoss sich in einen Bach und vermengte sich mit dem Hochwasser, das schon seit mehreren Tagen die Gegend heimsucht.

Grafik von der Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn

APA/M. Hirsch

Die giftige Masse habe nicht nur Flora und Fauna in der Umgebung zerstört, sondern ist bereits in den Fluss Marcal geflossen. Es bestehe sogar die Gefahr, dass der Schlamm auch die Raab und die Donau verunreinigt, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Helikopter versuchten indes, durch Abwurf von mehreren Tonnen Gips das giftige Material zu binden. In Kolontar wurden nicht nur mindestens vier Menschen getötet, sieben weitere Bewohner der Ortschaft gelten als vermisst, 113 wurden verletzt. Umweltstaatssekretär Zoltan Iles warnte vor einer totalen ökologischen Katastrophe, falls der ausgetretene Giftschlamm nicht gebunden werden kann.

„Diese Stoffe sind extrem giftig, aber nicht radioaktiv. Die Umweltbelastung ist aber erheblich“, erklärte ein Sprecher von Global 2000 im APA-Gespräch. Für die Einwohner der umliegenden Dörfer bestehe akute Gefahr, denn der Rotschlamm könne aufgrund der Lauge zu schweren Verätzungen führen. Aber auch die enthaltenen Schwermetalle seien „alles andere als gesund“.

Neben Kolontar - das rund 150 Kilometer von Wien entfernt ist - wurden auch die benachbarten Orte Devecser und Somlovasarhely überflutet. Mindestens vier Menschen sind dem ätzenden Schlamm bereits zum Opfer gefallen, darunter auch ein Säugling. In dem Ort Devecser wurden rund 400 Häuser überschwemmt. In Kolontar erreichte die Brühe eine Höhe von zwei Metern. Die Polizei nahm Ermittlungen zur Ursache des Unfalls auf.

Rettungskräfte stehen im verseuchten Wasser

APA/EPA/Lajos Nagy

Einsatzkräfte kämpfen gegen die Fluten.

Burgenländische Firma hilft

Auch die burgenländische Baustofffirma Leier ist von dem Unglück betroffen. Leier betreibt in Devecser ein Ziegelwerk, das zwar von den Schlammmassen verschont blieb, aber sicherheitshalber evakuiert wurde. Die Firma hilft nun beim Katastropheneinsatz. Die Lage sei gefährlich, da weitere Dämme zu brechen drohen, so die Firma - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

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