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Befreiungstheologe und Umweltschützer

Der in Österreich geborene und seit Jahrzehnten in Brasilien tätige Bischof Erwin Kräutler ist einer der vier Preisträger des Alternativen Nobelpreises 2010. Wie die „Right Livelihood Award Foundation“ am Donnerstag bekanntgab, werde der Bischof der brasilianischen Diözese Xingu für seinen lebenslangen Einsatz für die Rechte der indigenen Völker und für sein unermüdliches Engagement geehrt, „den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren“.

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Der in Vorarlberg geborene Kräutler ging kurz nach seiner Priesterweihe als Missionar nach Brasilien. 1978 nahm Kräutler die Staatsangehörigkeit des südamerikanischen Landes an, behielt aber auch die österreichische. 1980 wurde er Bischof in Xingu und setzte sich hier, inspiriert von der Befreiungstheologie, vor allem für die Rechte der indigenen Ureinwohner ein. Er tat das auch nach Morddrohungen und einem Anschlagsversuch in den 1980er Jahren.

Buchcover von "Rot wie die Blumen"

Otto Müller Verlag

Buchhinweis:

Erwin Kräutler: Rot wie Blut die Blumen. Ein Bischof zwischen Tod und Leben. Otto Müller Verlag, 184 Seiten, 18 Euro.

Seit er 2006 die Präsidentschaft der Missionsgesellschaft für die Ureinwohner in ganz Brasilien übernahm, engagiert er sich neben der Bewahrung und auch Rückgewinnung von Landeigentum auch für eine bessere Gesundheitsversorgung, Selbstorganisation und die Wahrung der Menschenrechte.

Österreichs Staatsspitze zeigte sich erfreut über die Auszeichnung - zahlreiche prominente Gratulanten würdigten den Bischof. Zu ihnen gehören Bundespräsident Heinz Fischer und Kanzler Werner Faymann - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Drei weitere Preisträger

Kräutler teilt sich den Alternativen Nobelpreis 2010 und damit auch die Preissumme in Höhe von 200.000 Euro mit drei weiteren Preisträgern. Der nigerianische Umweltschützer Nnimmo Bassey wird ausgezeichnet, weil er - so das Auswahlkomitee - „die ökologischen und menschlichen Kosten der Ölförderung aufzeigt und mit seinem Einsatz Umweltbewegungen in Nigeria und der ganzen Welt stärkt“.

Die Selbsthilfeorganisation Sappros Nepal und ihr Vorsitzender Shrikrishna Upadhyay wird ausgezeichnet, „weil sie selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann“.

TV-Hinweis

Ein „kreuz und quer spezial“ bringt heute aus aktuellem Anlass um 23.05 Uhr in ORF2 die von Johannes Schmidle gestaltete Dokumentation „Erwin Kräutler - Bischof am Xingu: Anwalt und Hoffnungsträger für die Armen“ - mehr dazu in tv.ORF.at

Die Organisation „Physicians for Human Rights-Israel“ (Mediziner für Menschenrechte-Israel, PHRI) wird geehrt „für ihren unbezähmbaren Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina einstehen“.

Preisverleihung im Dezember in Schweden

Die als „Alternative Nobelpreise“ bezeichneten Right Livelihood Awards wurden 1980 von Jakob von Uexküll gegründet. Die diesjährige Preisverleihung findet am 6. Dezember im Schwedischen Reichstag statt. Bisher hatten zwei Österreicher den Alternativen Nobelpreis erhalten: 1983 der Ökonom Leopold Kohr und 1986 der Zukunftsforscher Robert Jungk. Beide sind mittlerweile verstorben.

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