Mammutprozess um Marbella-Skandal eröffnet

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Vor einem Gericht in der südspanischen Metropole Malaga ist der Prozess um den großen Bestechungsskandal im Nobelbadeort Marbella eröffnet werden. Im größten Korruptionsprozess der spanischen Rechtsgeschichte müssen sich seit heute 95 Angeklagte vor den Richtern verantworten. Dazu gehören die beiden Ex-Bürgermeister von Marbella, Marisol Yagüe und Julian Munoz, frühere Stadträte, Bauunternehmer, Anwälte und ein Ex-Fußballprofi.

Sie sollen nach der Anklageschrift ein weit verzweigtes Netzwerk gebildet haben, das den Badeort an der Costa del Sol in einen „Sumpf der Korruption“ verwandelt hatte. Bis zur Aufdeckung des Skandals im Jahr 2006 hatte die Stadtregierung von Marbella gegen Schmiergelder zahllose Baugenehmigungen gewährt, ohne auf Bebauungspläne oder landschaftliche Schutzgebiete Rücksicht zu nehmen. Etwa ein Drittel der 80.000 Wohnungen in der Stadt wurde illegal errichtet.

Gesamter Stadtrat abgesetzt

Die Korruption in der Stadt mit 120.000 Einwohnern hatte ein solches Ausmaß angenommen, dass im April 2006 die spanische Zentralregierung intervenierte und den gesamten Stadtrat absetzte. Es war in Spanien die erste Amtsenthebung einer gewählten Stadtregierung seit dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975).

Der Hauptangeklagte ist der mutmaßliche Drahtzieher Juan Antonio Roca. Er war in Marbella die rechte Hand des 2004 gestorbenen Bürgermeisters und berüchtigten Baulöwen Jesus Gil gewesen und hatte jahrelang die Baupolitik kontrolliert. Für ihn fordert die Staatsanwaltschaft 30 Jahre Haft. Der Prozess wird voraussichtlich über ein Jahr dauern.