Themenüberblick

Profumo „berechenbare Größe“

Ein Milliardendeal mit Libyen hat den Ausschlag für den Rücktritt von UniCredit-Chef Alessandro Profumo gegeben. Einsame Entscheidungen und sein Führungsstil war vielen schon länger ein Dorn im Auge. Insbesondere Aufsichtsratschef Dieter Rampl, der nun interimsmäßig die Geschäfte führt, zählte zuletzt zu seinen größten Kritikern.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Veränderungen an der Spitze des Konzerns geben auch bei der Österreich-Tochter der UniCredit, der Bank Austria, Anlass zur Beunruhigung. Die Bank Austria besitzt Privilegien, die nun gefährdet sein könnten. Dabei geht es insbesondere um Garantien für die CEE-Headquarter-Funktion, die im „Bank-der-Regionen-Vertrag“ festgelegt sind. Bis 2012 darf das Österreich-Geschäft nicht von den Osteuropa-Aktivitäten abgespalten werden. Zudem muss laut Vertrag das Osteuropa-Headquarter bis 2016 in Wien ansässig sein.

Profumo galt als Garant dafür, diesen Vertrag zu erfüllen. Wiederholt hatte er betont, dass er keinen Anlass sehe, ihn zu ändern. Befürchtet wird nun, dass die Sonderstellung für die Bank Austria innerhalb des Konzerns nicht ewig gehalten werden könne. Profumo sei diesbezüglich „eine berechenbare Größe“ gewesen, sagte Bank-Austria-Betriebsratschef Wolfgang Heinzl gegenüber dem „Standard“ (Mittwoch-Ausgabe).

CEE-Zentrale ausgehöhlt

Er gehe davon aus, dass sich auch der Nachfolger an die Verträge halten werden. Allerdings rechne er bei einer externen Nachfolge mit einer härteren Gangart als bei einer internen Rochade. Heinzl: „Alarmiert sind wir alle.“ 8.000 Mitarbeiter arbeiten für die Bank Austria in Österreich. Der Betriebsrat befürchtet einen Jobabbau. Wie das Ö1-Morgenjournal berichtete, wurde das Inlandsgeschäft durch die Koppelung an Osteuropa zusätzlich aufgewertet, auch das könnte unter einem neuen Chef verloren gehen.

Dass Wien CEE-Zentrale des UniCredit-Konzerns bleibt, wurde laut „Standard“ allerdings bereits ausgehöhlt. Denn schon im vergangenen Jahr wurde das Geschäft in Firmenkunden, Retail, Private Banking und Investmentbanking geteilt und zentral gesteuert. Das sollte Einsparungen und Risikominimierung ermöglichen. Auch durch die Bestellung von Federico Ghizzoni, auch Vizechef der Bank Austria, zum Osteuropa-Chef in Mailand zeigt den größeren Einfluss der Zentrale. Ghizzoni wurde Anfang August zum Stellvertreter Profumos ernannt. Nun wird er auch als dessen möglicher Nachfolger gehandelt.

Als andere interne Kandidaten werden Sergio Ermotti, Paolo Fiorentino und Roberto Nicastro genannt. Italienische Medien spekulieren auch über externe Kandidaten wie Matteo Arpe (früher Capitalia), Claudio Costamagna (ehemals Goldman Sachs) und Fabio Gallia (BNP Paribas Italien).

40 Mio. Euro Abfindung

Profumos Abschied wird für die Bank teuer. Bis zum späten Abend feilte er in einer Mailänder Kanzlei an Details zur Vertragsauflösung. Es geht um eine Abfindung von 40 Millionen Euro - zwei Mio. Euro davon will er angeblich spenden. Die Mailänder Bank hatte Profumo laut ANSA ein Ultimatum bis Mitternacht gestellt, um eine einvernehmliche Vertragsauflösung anzunehmen. Davor hatte der Aufsichtsrat seinem Vorstandschef bereits das Vertrauen entzogen.

Links: