Übernahmeversuch befürchtet
Der Einstieg des libyschen Investmentfonds LIA bei der italienischen UniCredit hatte im Juli in Italien hohe Wellen geschlagen. Durch eine zweite Aufstockung um weitere 100 Millionen Euro vergangene Woche hält LIA nun bereits 2,59 Prozent an der Bank. Gemeinsam mit den Anteilen der libyschen Notenbank wurde der afrikanische Staat innerhalb weniger Monate zum größten Aktionär der Bank.
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Seit 2008 hält Tripolis’ Notenbank eine Fünfprozentbeteiligung an der UniCredit, gemeinsam besitzen die libyschen Investoren nun einen 7,6-prozentigen Anteil an der norditalienischen Bank und festigen somit ihre Position als stärkste Aktionäre. Zugleich kündigte die Sparkassenstiftung CariVerona, stärkster italienischer Aktionär der Bank, an, dass sie ihren UniCredit-Anteil von 4,98 auf 4,63 Prozent reduziert habe.
Börsenaufsichtsbehörde ermittelt
Die Auseinandersetzung um das wachsende Gewicht libyscher Investoren bei der Bank-Austria-Mutter hat sich verschärft. Das italienische Außenministerium verlangt von der Regierung in Tripolis Informationen über die UniCredit-Beteiligungen libyscher Investoren. Das Außenministerium will somit die Arbeit der Mailänder Börsenaufsichtsbehörde Consob unterstützen, die derzeit prüft, ob die Libyer nicht die Regeln über die Begrenzung der Stimmrechte umgangen haben.
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die beiden Aktionäre aus dem nordafrikanischen Land tatsächlich als separate Anteilseigner anzusehen sind oder ob es sich in Wirklichkeit um einen einzigen Aktienbesitzer handelt. Die Frage hat große Relevanz, da die Stimmrechte einzelner Aktionäre bei UniCredit auf fünf Prozent begrenzt sind. Konservative italienische Politiker fürchteten bereits einen libyschen Übernahmeversuch.
Libyen-Deal, um Stiftungen zu beschneiden?
Uneinigkeit herrscht auch innerhalb der Bank, wie das libysche Engagement zu betrachten ist. Vor allem UniCredit-Aufsichtsratschef Dieter Rampl soll laut italienischen Medien beklagt haben, von Geschäftsführer Alessandro Profumo nicht frühzeitig über die libyschen Absichten informiert worden zu sein. Irritiert sind auch die italienischen Sparkassenstiftungen, die zusammen immer noch rund ein Zehntel der Aktien halten. Italienische Medien spekulieren, Profumo habe die Anteilsaufstockung der Libyer sogar aktiv gefördert, um das Gewicht der Stiftungen zu reduzieren. Der CEO widersprach dem allerdings.
Rampl ist vom Corporate-Governance-Ausschuss von UniCredit beauftragt worden, der italienischen Notenbank über die Rolle libyscher Investoren im Aktionärskreis der Gruppe zu berichten. Er wird ein Dokument verfassen, das bei der UniCredit-Aufsichtsratsitzung am 30. September überprüft wird.
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