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Abschied nach 15 Jahren

Als Alessandro Profumo 1997 die damalige Credito Italiano übernahm, war er der jüngste Bankchef in Italien. Innerhalb der nächsten Jahre machte er aus der mittelgroßen Sparkasse einen der größten Bankkonzerne Europas. Doch sein Führungsstil und sein Kampf gegen politische Einflüsterer brachten ihm den Spitznamen „Mr. Arrogance“ ein. Am Ende brachte ihn ein Milliardendeal mit Libyen zu Fall.

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Kein anderer Bankchef konnte sich in Europa so lange an der Spitze eines Finanzunternehmens halten wie der scheidende UniCredit-Chef. Und er wäre gerne noch länger an den Schalthebeln gesessen. „Ich werde nach 15 Jahren harter Arbeit einfach weggeschickt“, erklärte Profumo gegenüber der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Dienstag und klang dabei weniger arrogant als verbittert.

Dabei hatte Profumo - anders als andere Großbanker in Europa - voriges Jahr öffentlichkeitswirksam milliardenschwere Staatshilfen in Italien und in Österreich ausgeschlagen und stattdessen heuer zu Jahresbeginn mit einer riesigen Kapitalerhöhung über die Börse die nötigen Eigenmittel beschafft. Dadurch öffnete er aber gleichzeitig einem unliebsamen Großaktionär Tür und Tor.

In wenigen Jahren zum Finanzsuperstar

Der 2002 mit dem Titel Europäischer Banker des Jahres ausgezeichnete Profumo startete seine Karriere in den 1980er Jahren bei der Allianz-Tochter RAS. 1994 stieg Profumo in die damals frisch privatisierte Credito Italiano ein und übernahm wenig später den Posten des Generaldirektors. Drei Jahre später stellte er die Weichen, um aus sieben verschiedenen Banken und Sparkassen - darunter Credito Italiano, Regionalbank Rolo Banca sowie den Sparkassen von Verona, Turin und Treviso - eine neue Großbank zu formen, die Unicredito (UniCredit).

Sein größter Coup war vor fünf Jahren die Übernahme der bayerischen HypoVereinsbank (HVB) mitsamt ihrer Wiener Tochter Bank Austria. Heute ist die UniCredit nach Börsenwert die größte Bank Italiens.

Irritationen über Libyen-Deal

Der als kühler und arroganter Ökonom („Süddeutsche“) beschriebene Profumo brauchte nicht lange, um einflussreiche Feinde um sich zu sammeln. Seit seiner Berufung als Bankchef bemühte er sich fast fanatisch darum, den politischen Einfluss aus den Bankgeschäften herauszuhalten. Erst im Frühjahr setzte er eine neue Unternehmensstruktur durch, die die Einflussnahme von Landespolitikern weiter beschneiden sollte - mit dem Erfolg, dass Politiker aller Lager gegen ihn mobil machten.

Sein berufliches „Grab“ schaufelte er sich aber mit der Hereinnahme zweier libyscher Staatsfonds des italienischen Erzfeindes Muammar al-Gaddafi über eine Kapitalerhöhung. Mit diesem Deal halten die Libyer nun 7,6 Prozent der UniCredit-Aktien und sind somit der größte Aktionär der Bank. Konservative italienische Politiker befürchteten bereits einen libyschen Übernahmeversuch. Auch die Vertreter von Sparkassenaktionären äußerten in den vergangenen Wochen offen ihre „Irritation“.

Dazu kam noch, dass die Chemie mit seinem bayrischen Aufsichtsratschef Dieter Rampl (Ex-HVB), den Profumo über den Einstieg der Libyer nicht informiert hatte, nicht mehr stimmte. Als die italienische Börsenaufsicht zu dem Deal ermittelte, verweigerte ihm Rampl die Rückendeckung. Als unmittelbare Reaktion setzte er Profumo im August den Bank-Austria-Vizechef Federico Ghizzoni als „Ko“ an der Mailänder Konzernspitze zur Seite. Profumo hatte bis dato nie einen Stellvertreter gehabt.

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