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Amokläuferin trug zwei Waffen bei sich

Nach dem Amoklauf mit vier Toten und mehreren Verletzten in Lörrach gehen die Ermittler von einer Beziehungstat aus. Die Frau habe zunächst ihren früheren Lebensgefährten sowie den fünf Jahre alten gemeinsamen Sohn getötet, sagte der Leitende Staatsanwalt Dieter Inhofer bei einer Pressekonferenz in der Nacht zum Montag in Lörrach in Baden-Württemberg.

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Unter den insgesamt vier Todesopfern ist auch die Amokläuferin, sie wurde von Polizisten erschossen. Der getötete Mann und der Bub lebten gemeinsam in der Wohnung, die Frau nicht. Die Anwältin habe dort aber ihre Kanzlei gehabt. Der Fünfjährige sei am Sonntag bei der Mutter zu Besuch gewesen. Die „Badische Zeitung“ berichtete unter Berufung auf Nachbarn, die Frau habe mit dem Vater des Kindes offenbar einen Sorgerechtsstreit gehabt.

Die Frau sei als „schwierig und verbittert“ wahrgenommen worden und war nach einem Bericht der „Badischen Zeitung“ Sportschützin. Das würde erklären, wie die 41-Jährige an die Sportwaffe Kaliber 22 und die Munition kam. Ein Polizeisprecher sagte dazu am Montag, man prüfe die Vermutung.

Untersuchungen laufen auf Hochtouren

Über die Ergebnisse der Untersuchung und die Erkenntnisse zu den weiteren Hintergründen der am Sonntag begangenen Tat wollte die Polizei am Montagnachmittag (16.00 Uhr) eine Pressekonferenz im Lörracher Rathaus geben.

Eingang des Krankenhauses

Reuters/Christian Hartmann

Vor dem St.-Elisabethen-Krankenhaus schoss die Amokläuferin auf Passanten.

In einem Haus in Lörrach war es am Sonntag nach Polizeiangaben gegen 18.00 Uhr zu einer Explosion gekommen, die das Gebäude in Brand setzen. Die Frau soll dafür Brandbeschleuniger eingesetzt haben. Der 44-jährige Mann und der gemeinsame Sohn seien bereits tot gewesen, als es zur Explosion kam, bestätigte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU). Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus Polizeikreisen erschoss die 41-jährige Anwältin ihren getrennt von ihr lebenden Mann mit einer Sportwaffe Kaliber 22. Wie der Sohn zu Tode kam, ist noch unbekannt.

Anschließend rannte die mit einer Schusswaffe bewaffneten Amokläuferin der Polizei zufolge in das benachbarte katholische St.-Elisabethen-Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin habe die Frau zwei Passanten angeschossen. Nach Angaben der Polizei von Montagfrüh sind die beiden Verletzten außer Lebensgefahr.

Wohnung völlig verwüstet und ausgebrannt

Im Krankenhaus schoss die Frau offenbar wild um sich und tötete einen Pfleger. Sie feuerte zudem auf ankommende Polizeibeamte. Ein Polizist wurde verletzt, er erlitt einen Kniedurchschuss. In dem Schusswechsel zwischen Polizei und Amokläuferin wurde die Frau getötet. Die Amokläuferin habe ihn ersten Ermittlungen zufolge nicht gezielt ausgewählt, sagte ein Polizeisprecher.

Das brennende Wohnhaus wurde den Angaben zufolge von der Feuerwehr gelöscht. Die Wohnung, in der das Kind und der mutmaßliche Lebensgefährte der Frau gefunden wurden, sei völlig verwüstet gewesen, teilte die Polizei mit.

ausgebranntes Stiegenhaus

APA/DPA/Patrick Seeger

Das Stiegenhaus im Mehrfamilienhaus wurde durch die Explosion völlig zerstört.

Die Feuerwehr brachte aus dem brennenden Gebäude sieben Menschen und zwölf weitere aus dem Nachbarhaus in Sicherheit. Durch die Explosion und den Brand erlitten der Polizei zufolge 17 Menschen leichte Verletzungen. Etliche Einsatzkräfte und andere Menschen seien durch ein Kriseninterventionsteam betreut worden, teilte die Polizei weiter mit.

Der schnelle Einsatz beruhte auf einem neuen Einsatzkonzept, das die Polizei nach dem Fall von Winnenden entwickelte. „Die Kollegen sind nach Winnenden entsprechend geschult worden, schnell und effizient einzugreifen“, sagte Polizeisprecher Joachim Langanky am Montag: „Das Konzept ist voll aufgegangen.“ Das rasche Ende des Amoklaufes sei ein Ergebnis der neuen Maßnahmen.

St.-Elisabethen-Krankenhaus

Das katholische Krankenhaus in Lörrach verfügt unter anderem über ein Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, ein Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie ein Säuglingszentrum mit Kinderintensivstation. Außerdem gibt es dort seit März ein Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Tiefe Erschütterung in Deutschland

Die Oberbürgermeisterin von Lörrach, Gudrun Heute-Bluhm, zeigte sich schockiert über die Bluttat. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zeigte sich tief erschüttert über den Amoklauf: „Wir sind in Gedanken und unseren Gebeten bei den Verstorbenen, den Verletzten, den trauernden Angehörigen und Freunden sowie den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdiensten“, erklärte Zollitsch. Seelsorger hätten allen Betroffenen in Lörrach Hilfe und Gespräche angeboten.

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