Ging Amoklauf Beziehungstat voraus?
Vier Tote und ein schwer verletzter Polizist: Das ist die vorläufige Bilanz eines Amoklaufes Sonntagabend in einem Krankenhaus in Lörrach im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Eine Frau hatte das Feuer eröffnet, bevor sie von eintreffenden Polizeibeamten erschossen wurde. Kurz darauf fanden Beamten zwei weitere Leichen im Nachbarhaus.
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Nach Polizeiangaben hatte eine Frau kurz nach 18.00 Uhr das St.-Elisabethen-Krankenhaus im Zentrum der Stadt betreten und mit einer automatischen Waffe um sich geschossen. Sie traf dabei einen Pfleger tödlich und verletzte einen Polizisten schwer, der sich privat in dem Gebäude aufhielt. Auch auf die alarmierten Einsatzkräfte eröffnete sie das Feuer, ehe sie von den Beamten selbst erschossen wurde. Die Polizei sprach von einer „Amoklage“.
Totes Kind im Nachbarhaus gefunden
Die Identität der Frau war zunächst unklar. Rätsel gab den Ermittlern auch der Fund zweier Leichen in einem benachbarten Mehrparteienhaus auf, aus dem die Frau zuvor gerannt war. Dort war es kurz vor der Schießerei zu einer Explosion gekommen, außerdem fielen mehrere Schüsse. Die alarmierte Feuerwehr entdeckte in der Wohnung einen toten Mann und einen toten Buben.

APA/DPA/Patrick Seeger
Die Wohnung im ersten Stock brannte komplett aus.
Die Staatsanwaltschaft geht von einer Beziehungstat aus. Bei dem Mann dürfte es sich um den früheren Lebensgefährten der Frau gehandelt haben. Sie dürfte ihn ebenso wie den gemeinsamen fünfjährigen Sohn erschossen haben, erklärte der Leitende Staatsanwalt Dieter Inhofer bei einer Pressekonferenz in der Nacht zum Montag.
Tatort war die Wohnung des Mannes. In dieser habe es eine heftige Explosion gegeben. Diese sei von der Frau durch Brandbeschleuniger ausgelöst worden. Zunächst hatte die Polizei davon gesprochen, dass in der Wohnung eine tote Frau und ein totes Mädchen gefunden worden waren. Von der Wohnung rannte die Frau zum nahen Krankenhaus, wo sie das Feuer eröffnete.
Ein Opfer in Lebensgefahr
Beim Landeskriminalamt in Stuttgart ging gegen 18.15 Uhr der erste Anruf ein. Bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte und dem Schusswechsel mit der Frau seien dann keine zehn Minuten mehr vergangen, hieß es. Der Bereich um das Krankenhaus im Zentrum der Stadt wurde komplett abgeriegelt. Ein Sprecher des Rettungsdienstes sagte, Patienten sowie Feuerwehrleute müssten psychologisch betreut werden. Sie seien nach dem Amoklauf traumatisiert.
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Das katholische Krankenhaus in Lörrach verfügt unter anderem über ein Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, ein Zentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie ein Säuglingszentrum mit Kinderintensivstation. Außerdem gibt es dort seit März ein Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
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