Die „Korrekturen“ als Maßstab
Neun Jahre hat Jonathan Franzen an seinem aktuellen Roman „Freiheit“ geschrieben. Groß war das Medienecho zum Erscheinen des Buches. Man erwartet nicht weniger als die Wiederholung des Erfolgs der „Korrekturen“ (2001), die sich weltweit über drei Millionen Mal verkauften. Damit sich ein entsprechender Erfolg einstellen kann, erscheinen die internationalen Übersetzungen von „Freedom“ mit kurzem Abstand nach der Originalausgabe.
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Bereits im Vorjahr konnten sich Interessierte ein Bild machen. Jonathan Franzen reiste im Spätfrühling mit einem noch unfertigen Werk durch die Welt und stellte auch in Deutschland bereits das Buch vor, das im Herbst 2010 für so viel Furore sorgt.
Franzen, der gut Deutsch spricht, war zu Gast an der American Academy am Wannsee. Dort las er aus dem Buch, das damals noch den Arbeitstitel „Freedom“ trug.
„Es geht um eine Ehe, es geht um Wettbewerb“, sagte Franzen damals zum Inhalt des Romans. Geschrieben sei es von jemandem, dem die Umwelt am Herzen liege. Das erste Kapitel spielt wie Teile des Bestsellers „Die Korrekturen“ im Mittleren Westen der USA. Franzen seziert das Thema Familie und das Leben in Ramsey Hill, St. Paul (Minnesota).
Franzen und die Kraft von Literatur
Franzen meint, dass Literatur das Geschehen nicht nur verarbeitet, sondern, mit Blick auf den Terror von 9/11, der ja auch diesem Buch einen zeitlichen Rahmen setzt, sogar vorausgesehen hat. „Schriftsteller folgen nicht etwas, sie führen.“ Auch ein „traumatischer“ Sommer, den Franzen in Washington verbracht hat, hat das neue Buch beeinflusst. Die Figuren Patty und Walter sind von einer Zufallsbekanntschaft beziehungsweise einem Onkel inspiriert. „Ich habe die schreckliche Angewohnheit, Charaktere nach echten Menschen zu benennen“, sagte Franzen.
Der in New York lebende Amerikaner, der in Berlin und München Germanistik studiert hat, veröffentlichte vor Freedom drei Romane. „Die Korrekturen“ wurden 2001 sein größter Erfolg und werden von Kritikern in einem Atemzug mit den „Buddenbrooks“ genannt. 2007 erschien seine Übersetzung von Frank Wedekinds Drama „Frühlings Erwachen“. Auch als Essayist ist Franzen bekannt. Momentan sei ein guter Zeitpunkt für amerikanische Literatur, sagte er.
Bezüge zu einer Freundschaft?
Als einer von Franzens engsten Freunden galt der Schriftsteller David Foster Wallace („Infinite Jest“: „Unendlicher Spaß“). Wallace brachte sich im Herbst 2008 um, ein für Franzen, wie er zuletzt gegenüber dem „Time“-Magazin durchblicken ließ, massiver Einschnitt. Möglicherweise findet man in der Beziehung zwischen Walter Berglund und Richard Katz so etwas wie die Freundschaft zwischen den beiden doch sehr unterschiedlichen Autoren wieder.
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