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Wie stark die Welt am Ölhahn hängt

Zwar werden die Erdölreserven laut Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) nicht so bald ausgehen, aber die Zukunft des Ölmarktes ist ungewiss. Der Klimawandel lässt die Industrieländer auf andere Wirtschaftsstrukturen setzen. Künftig soll die Gewinnung von Energie möglichst emissionsarm sein. Das würde ein Ende der Abhängigkeit vom Öl bedeuten.

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Alternativen in Sachen Mobilität, Heizung und Kühlung sollen den Energieverbrauch senken. Bis 2020 will die EU ihre Emissionen im Vergleich zum Stand von 1990 um 20 Prozent zurückfahren. Die USA wollen ihren Ausstoß (Stand: 2005) bis dahin um 17 Prozent reduzieren. Während immer nur vom „Peak Oil“ die Rede war - dem Punkt, an dem die weltweiten Ölvorräte zu sinken beginnen -, ist nun erstmals vom „Peak Demand“ zu hören - dem Punkt, an dem die globale Nachfrage nach Öl zurückgeht.

Klimaschutz senkt Ölverbrauch

Mit den Klimaschutzzielen sinkt der Ölverbrauch in den Industrieländern. „Im Rest der Welt könnte sich das Nachfragewachstum so verlangsamen, dass es in Summe um 2030 zum ‚Peak Demand‘ kommt“, sagte der Energieexperte Johannes Benigni vom in Wien ansässigen Consultingunternehmen JBC Energy. Sollte die Nachfrage nach dem schwarzen Gold als Energieträger wirklich dauerhaft zurückgehen, wäre die OPEC vor einem Scheideweg. Ein langfristiger Werteverfall würde die meisten OPEC-Mitglieder in große ökonomische Schwierigkeiten bringen.

Die steigende Nachfrage in aufstrebenden Industrienationen wie China und Indien bei gleichzeitig schwindenden Ressourcen könnte den Ölpreis aber auch dramatisch in die Höhe treiben. Denn in anderen Wirtschaftszweigen - der Pharmabranche oder der chemischen Industrie etwa - gibt es noch keine Alternative zum Öl.

Ölkrisen in den 70ern und 80ern

Ins allgemeine Bewusstsein gelangte die OPEC vor allem durch ihre Rolle in den „Ölkrisen“ der 1970er-Jahre. Die erste Ölkrise wurde im Herbst 1973 durch den von Ägypten und Syrien gegen Israel geführten Jom-Kippur-Krieg ausgelöst. Die OPEC drosselte bewusst die Fördermengen, um die Unterstützung Israels seitens der USA und der westeuropäischen Staaten zu vergelten. Durch Panik ausgelöste Hamsterkäufe ließen die Nachfrage weiter steigen. Innerhalb eines Jahres stieg der Weltölpreis um 300 Prozent, was dramatische Auswirkungen auf die globale Wirtschaft hatte.

Die zweite Ölkrise wurde durch die Revolution im Iran und den folgenden Irak-Iran-Krieg, den ersten Golf-Krieg von 1980 bis 1988, ausgelöst. Förderausfälle und Verunsicherung der Marktteilnehmer bezüglich beider OPEC-Mitglieder zogen einen Preisanstieg von über 100 Prozent innerhalb von zwölf Monaten nach sich.

Spekulationen bewegen Ölmarkt

In den folgenden Jahrzehnten schwand der Einfluss der OPEC. Als der Ölpreis im Juli 2008 mit 147 Dollar pro Barrel seinen höchsten Wert aller Zeiten erreichte, hatte das Experten zufolge kaum mehr die OPEC zu verantworten gehabt. Vielmehr wurde die Preissteigerung durch eine komplexe Mischung aus steigender Nachfrage und Finanzspekulationen ausgelöst.

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