Hoffnungsmarkt Russland
Die Führungsebene bei dem großen Autozuliefererkonzern Magna ordnet sich neu. Nachdem Konzerngründer Frank Stronach seine Stimmrechtsmehrheit abgab, geht nun auch sein langjähriger Kompagnon, Konzernvorstand Siegfried Wolf. Er wechselt nach Russland zum Konzern des Oligarchen Oleg Deripaska, Basic Elements.
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Ab 15. November wird Wolf als Aufsichtsratsvorsitzender mit Durchgriffsrecht (Chairman of the Board of Directors) bei der Division OJSC Russian Machines, dem Hauptaktionär des russischen Autoherstellers GAZ, tätig sein. Dort wird er für die Pkw- und Nutzfahrzeugsparte die strategische Verantwortung tragen und sich auch um den Militär- und Luftfahrtbereich kümmern.
Als Lehrling gestartet
Wolf wurde 1957 in der Steiermark geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Der Werkzeugmacher und Maschinenbauer arbeitete bei Philips, dann bei den Vereinigten Wiener Metallwerken und dem Munitionsproduzenten Hirtenberger. Mitte der 90er Jahre wechselte er zu Magna. Seit 1999 ist er im Vorstand von Magna International.
Noch Anfang August hatte Wolf via Bloomberg abgewunken: „GAZ hat einen sehr starken CEO, den besten in der Branche. Als Aufsichtsrat bin ich sehr zufrieden mit seinem Job.“ Wolf ist bereits seit dem vergangenen Jahr im Aufsichtsrat von GAZ - seit diesem Jahr auch als Vorsitzender. Auch der russische Fahrzeughersteller GAZ gehört zu Deripaskas Firmenimperium. Die Verbindungen zwischen GAZ und Magna bestehen schon länger.
Gemeinsame Interessen
GAZ hatte sich gemeinsam mit der russischen Sberbank und dem Zuliefererkonzern Magna um die Übernahme von Opel beworben. Letztlich hatte sich General Motors entschieden, das Tochterunternehmen Opel doch selbst zu behalten. Seit 15 Jahren arbeitet Wolf im Magna-Konzern, seit April 2005 ist er Ko-CEO bei Magna International. Künftig wird Donald Walker die Geschäfte an der Spitze des Konzerns führen.
Magna entwickelte sich im ersten Halbjahr positiv und schrieb nach Verlusten im Vorjahr wieder Gewinne. Die Umsätze von Magna International kletterten konzernweit um 59 Prozent auf 11,56 Milliarden Dollar (8,8 Mrd. Euro). Für das gesamte Jahr 2010 geht Magna von einem weltweiten Umsatz von 22 bis 23 Mrd. Dollar aus.
Steirische Politiker bedankten sich nach Bekanntwerden des Ausscheidens von Wolf aus dem Magna-Konzern bei dem Manager für seine Leistungen. Die Steiermark habe Wolf viele Arbeitsplätze zu verdanken - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Kooperation mit Magna
„Als Oleg Deripaska kürzlich an uns herantrat und um Erlaubnis ersuchte, Sigi ein Angebot zu machen, stellten wir klar, dass die Entscheidung letztlich bei ihm selbst lag“, sagte Stronach laut Mitteilung. Magna sei dezentral strukturiert, und der Erfolg des Unternehmens hänge deshalb nicht von einer Person ab. Gleichzeitig macht er aber auch auf „den möglichen Vorteil, der sich daraus für Magna ergeben könnte“, aufmerksam. Russland sei ein interessanter Markt. Magna wolle seine Beziehungen zu Basic Element stärken und weiter wachsen.
Auch Wolf baut auf künftige Zusammenarbeit. Magna werde sicher eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der russischen Autoindustrie spielen. Dabei werde es wohl auch Gelegenheit für eine Kooperation geben. Magna exportiert schon nach Russland. Für Herbst war die Eröffnung eines neuen Zulieferwerkes bei St. Petersburg geplant. Der russische Automarkt erholt sich allmählich wieder nach dem Einbruch durch die Krise. Zuvor hatte Russland als Hoffnungsmarkt der Autobranche gegolten.
Kein Zwei-Klassen-Aktiensystem
Stronach selbst zog sich weitgehend aus dem Unternehmen zurück. Abgegolten wird ihm das mit 300 Millionen Dollar in Bar, neun Mio. normalen Aktien und Honorar von geschätzten 120 Mio. Dollar für die Aufgabe seiner 727.000 B-Aktien, mit denen er bisher den Konzern kontrollierte. Insgesamt beläuft sich die Summe auf rund 1,1 Mrd. Dollar. Stronach besitzt dadurch nur mehr 7,4 Prozent der Stimmrechte - bisher hatte er 66 Prozent. Das Zwei-Klassen-Aktiensystem bei Magna wurde mit der Auszahlung Stronachs abgeschafft.
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