Lacher im Publikum nicht auf seiner Seite
Viel gegensätzlicher hätte einer der Festivaltage wohl nicht ausfallen können: Der Egomane Vincent Gallo inszenierte sich in seinem Film selbst, während der Spanier Alex de la Iglesia einen Clown durch die Abgründe der Franco-Diktatur schickte.
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Bei der ersten Vorstellung wurde Gallos Film teilweise verlacht und am Ende sogar ausgebuht. Schon im Vorspann von „Promises Written in Water“ wurde deutlich, was für ein Egomane da am Werk war. Hauptdarsteller: Vincent Gallo. Musik: Vincent Gallo. Schnitt: Vincent Gallo. Ach, ja, Drehbuch, Regie und Produktion natürlich ebenfalls von Vincent Gallo. Und dann zeigte die Kamera in den folgenden gut 70 Minuten vor allem Gallo, wie er durchs Zimmer läuft, wie er seinen Job als Bestatter macht und wie er sich mit einer Freundin unterhält.
Abschied, Tod, Trauer, Beziehungen
Dabei scheiterte der US-Regisseur, der übrigens auch als Hauptdarsteller in dem Wettbewerbsbeitrag „Essential Killing“ zu sehen war, allerdings an seinen eigenen Ansprüchen. Denn die Schwarz-Weiß-Bilder und die wenigen Dialoge sollten wohl ambitioniertes Kunstkino versinnbildlichen - doch das wirkte eher aufgesetzt und prätentiös. Die Themen, die Gallo anspricht, hatten dagegen durchaus Tiefe: Abschied, Tod, Trauer, Liebe und Beziehungen. Doch was genau er mit dem Werk zeigen wollte, blieb unklar. Der Regisseur verweigerte schon im Katalog jeglichen Kommentar, und auch die Pressekonferenz mit ihm wurde kurzfristig abgesagt.
Amoklauf im Clownskostüm
Ganz anders „Balada triste de trompeta“ von Alex de la Iglesia: Javier ist ein trauriger Clown, keiner, der Kinder unbedingt zum Lachen bringen will. Dafür hat er in seinem Leben durch den spanischen Bürgerkrieg, die Faschisten und schließlich Franco zu viel Traumatisches erlebt. Viele Jahre erduldete er das alles still und zurückhaltend, doch dann bricht es aus ihm heraus: Javier läuft im Clownskostüm Amok, unter anderem gegen Führer der Franco-Diktatur.
Der traurige Clown wird damit zu einer Art Freiheitskämpfer, und das in teilweise äußerst gewalttätigen Szenen. Auf den ersten Blick kämpft er zwar vor allem für seine eigene Freiheit. Doch der Regisseur fand so auch einen Weg, die Franco-Diktatur anzuprangern: In grotesken und überzeichneten Bildern offenbart er mit der „traurigen Ballade“ einen Blick in menschliche und politische Abgründe, der vor allem wegen der Figur des traurigen Clowns in Erinnerung bleibt.
Aliki Nassoufis, dpa
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