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Die Müllhalde des Weltraumschrotts

Bei kontrollierten Abstürzen lassen die Raumfahrtexperten Schutt aus dem All zielgenau in unbewohnten Regionen niedergehen. Vor allem der Pazifische Ozean auf der Südhemisphäre ist ein beliebtes Aufschlagsgebiet. Russische Experten bezeichnen diese Meeresregion fernab von wichtigen Schifffahrtsrouten scherzhaft als „Friedhof der Raumschiffe“.

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Erst am Montag verglühte ein russischer Raumfrachter mit mehr als einer Tonne Müll von der Internationalen Raumstation ISS an Bord planmäßig beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Die Reste der Kapsel vom Typ Progress versanken mehrere Tausend Kilometer östlich von Neuseeland. Das Manöver habe ohne Probleme funktioniert und sei nicht umweltschädlich, teilte das Flugleitzentrum nahe Moskau nach Angaben der Agentur ITAR-TASS mit.

Die Progress war vor einer Woche von der ISS abgekoppelt worden und hatte seitdem als Labor gedient. Bereits am 10. September soll der nächste Raumfrachter mit mehr als 2,5 Tonnen Material an der ISS andocken.

Entsorgung im Pazifik

Bei der kontrollierten Beseitigung des Weltraummülls kommt der Raumfahrt die Natur zu Hilfe: Das meiste Material verglüht beim Wiedereinritt in die Erdatmosphäre. Extrem hitzebeständige Teile können es aber bis zum Boden schaffen und auf der Erde auftreffen. Sie sollen die Weiten des Pazifiks verschlucken.

Dabei kommt immer wieder der „Friedhof der Raumschiffe“ zwischen Australien und Hawaii nahe der Inselrepublik Kiribati ins Spiel. Hier werden besonders häufig Trümmer aus dem Weltraum kontrolliert versenkt. Im Jahr 2001 wurde die ausrangierte Weltraumstation MIR ebenfalls im Raumschifffriedhof zum Absturz gebracht, ihre Trümmer verteilten sich über Hunderte Quadratkilometer. Eine Gefahr für Menschen und Umwelt stelle diese Art der Abfallentsorgung aber nicht dar, meinen die Raumfahrtexperten.

Immer wieder Pannen

Doch bisher hat Russland bei der Entsorgung seines Weltraummülls nicht immer eine glückliche Hand bewiesen. 1978 geriet ein sowjetischer Militärsatellit außer Kontrolle, radioaktiver Abfall ging über der kanadischen Arktis nieder. Die Vorgängerin der MIR, die Station Saljut 7, fiel 1991 auf die Anden. Sie richtete zwar keinen größeren Schaden an, ließ aber die Welt zusammenzucken.

Computergeneriertes Bild von Weltraumschrott der die Erde umkreist

AP/ESA

Im Orbit ist es mittlerweile ziemlich voll. Das meiste davon ist Schrott.

Auch die USA hatten ihre Schwierigkeiten mit dem Müll aus dem All: Teile ihres Skylabs krachten 1979 in die australische Wüste. Dem US-Raumfahrtkommando zufolge sind bereits rund 20.000 Abfallobjekte auf der Erde eingeschlagen. Im Jahr 2002 traf ein Teil einer 1985 gestarteten Ariane-Rakete ein Haus in Uganda. Die ersten derartigen Zwischenfälle gab es 1962. Damals stürzten ein Bruchstück einer amerikanischen Atlas-Rakete auf eine Farm in Südafrika und ein Eisenteil des sowjetischen Sputnik 4 auf eine Straßenkreuzung in Manitowoe (US-Staat Wisconsin).

Bedrohung aus dem All

Seit Beginn der Raumfahrt 1957 mit dem sowjetischen Satelliten Sputnik haben die Menschen das All in einen Schrottplatz verwandelt. Inzwischen umkreisen schätzungsweise mehr als 600.000 Müllteile die Erde, die meisten sind aber nicht größer als Kieselsteine. Sie sind deshalb so gefährlich, weil sie mit der enormen Geschwindigkeit von rund 28.000 km/h fliegen.

Der Abfall stammt überwiegend aus Explosionen von Raketen und Satelliten. Neben ausgebrannten Raketenstufen rasen auch von Astronauten verlorene Handschuhe und Schraubenzieher um die Erde. Nur ein Bruchteil davon, etwa 13.000 Trümmerstücke mit einem Durchmesser ab zehn Zentimetern, wird ständig von der amerikanischen und russischen Raumüberwachung mit Radaranlagen und Teleskopen beobachtet. Droht ein Zusammenstoß mit einem Satelliten, wird ein Ausweichmanöver geflogen, um Beschädigungen zu vermeiden.

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