„Leben etwas verbessern“
Zum Jahrestag des Luftangriffs von Kunduz hat die Afghanische Unabhängige Menschenrechtskommission (AIHRC) Deutschland aufgefordert, den Betroffenen über die bisherigen Zahlungen hinaus zu helfen.
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„Die deutschen Kräfte in Kunduz und andere Hilfsorganisationen sollten sie weiter unterstützen“, sagte der AIHRC-Leiter in Kunduz, Hajatullah Amiri, der AFP. Bei dem Angriff, der von der in Kunduz stationierten deutschen Bundeswehr angefordert worden war, waren bis zu 142 Menschen getötet worden, unter ihnen auch Zivilisten.
„Auch wenn sie die gestorbenen Familienmitglieder nicht zurückbringen können, können sie zumindest das Leben der Familien ein bisschen zum Besseren wenden“, sagte Amiri. Die Menschenrechtskommission habe das bei zahlreichen Besuchen in Deutschland und in den Gesprächen mit dem Bundesverteidigungsministerium in Berlin deutlich gemacht.
Einmalzahlung an Opfer
Bei dem Luftangriff gegen zwei von den Taliban entführte Tanklaster waren in der Nacht zum 4. September 2009 in der Nähe des nordafghanischen Kunduz nach NATO-Angaben bis zu 142 Menschen ums Leben gekommen. Die AIHRC listete 102 Opfer auf, darunter 91 Tote und elf Verletzte. Deutschland zahlte an jede der 86 betroffenen Familien 5.000 Dollar (rund 3.900 Euro) - unabhängig davon, wie viele Opfer sie jeweils zu beklagen hatte.
Der Gouverneur von Kunduz, Mohammed Omar, sagte der AFP, das Verhältnis der afghanischen Behörden zur Bundeswehr sei durch die zivilen Opfer rückblickend nicht beschädigt worden. Eine offizielle Gedenkfeier für die Opfer am Jahrestag am Samstag war nach seinen Angaben nicht geplant. Der Angriff habe trotz der getöteten Zivilisten einen Fortschritt im Kampf gegen die Aufständischen gebracht, sagte Omar. „Nach unseren Geheimdienstinformationen waren 60 der Opfer Taliban.“
„Weitgehend aufgeklärt“
Die Bundesregierung erklärte am Freitag, sie halte den Luftangriff für weitgehend aufgeklärt. Was vonseiten der Regierung habe getan werden müssen, sei auch getan worden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. „Was vom Untersuchungsausschuss noch getan werden muss, wird noch getan werden, da gibt es keinen Zweifel dran“, fügte er hinzu.
Kritik von Opposition
Aus der Opposition in Deutschland kam zum Jahrestag des Luftangriffs scharfe Kritik. Die Bundesregierung habe noch immer nicht die „notwendigen Lehren aus dem Luftschlag von Kunduz gezogen“, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth. Die Grünen-Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour und Tom Koenigs erklärten, dass Hauptanliegen in Afghanistan müsse der Schutz der Zivilbevölkerung sein.
Linken-Vorstandsmitglied Christine Buchholz teilte mit, das Bombardement von Kunduz sei „kein Betriebsunfall“ gewesen. Bombenangriffe auf Zivilisten lägen in der Logik eines Krieges, in dem NATO-Soldaten Angst vor der Zivilbevölkerung hätten und die Afghanen zunehmend verbittert seien.
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