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Wieder mehr Kritik an Ölindustrie

Nach einem erneuten Unfall auf einer Ölplattform im Golf von Mexiko kann zunächst Entwarnung gegeben werden. Der Brand ist gelöscht. Trotz erster widersprüchlicher Angaben tritt laut US-Küstenwache kein Öl aus. Dennoch sorgt der Vorfall vier Monate nach dem katastrophalen Untergang der BP-Plattform „Deepwarter Horizon“ für neue Kritik an der Öl- und Gasindustrie.

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Weder Helikopter noch Schiffe hätten einen Ölaustritt feststellen können, sagte Kapitan Peter Troedsson: Es gebe entgegen ersten Annahmen keinen Hinweis auf einen Ölschleier im Meer. Die Küstenwache hatte ursprünglich unter Berufung auf Aussagen der geretteten Arbeiter der Plattform von einem Ölschleier gesprochen. Die Lage werde aber weiter im Auge behalten. Auch die Betreibergesellschaft der Plattform, das in Texas ansässige Unternehmen Mariner Energy, erklärte, dass es keine Anzeichen für eine Umweltverschmutzung gebe und kündigte Untersuchungen an. Die Ursache des Brandes ist weiterhin unklar. Das Feuer war in den unteren Stockwerken ausgebrochen.

Über die Plattform, rund 160 Kilometer südlich der Küste des US-Bundesstaats Louisiana, wurden täglich rund 1.400 Barrel Öl und über 250.000 Kubikmeter Gas gefördert. Zum Zeitpunkt des Unglücks gab es aber keine Ölförderung. Alle 13 Arbeiter der Plattform hatten sich mit einem Sprung ins Wasser gerettet und konnten an Land gebracht werden. Ihren Angaben zufolge gelang es ihnen vor der Explosion, das Förderloch zu schließen. Mariner Energy fördert Medienberichten zufolge in dieser Region Rohöl und Erdgas aus insgesamt sieben Bohrlöchern.

Löscharbeiten auf einer Ölplattform im Golf von Mexiko

AP/Gerald Herbert

Der Brand auf der Plattform „Vermilion Bay“ wurde bereits gelöscht.

Ölaustritt verhindern

Louisianas Gouverneur Bobby Jindal erklärte, Mariner Energy habe versichert, dass alle sieben Brunnen unter der Plattform verschlossen worden seien. Seine Behörden arbeiteten eng mit der Küstenwache zusammen, um einen Austritt von Öl zu verhindern, erklärte er. Das Weiße Haus kündigte an, die Lage genauestens zu beobachten. Wenn es Berichte über Verschmutzung gebe, würden Maßnahmen eingeleitet, sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Robert Gibbs.

Der Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses lud unterdessen den Chef von Mariner Energy, Scott Josey, zu einer Anhörung am 10. September vor. Dieser soll dabei Auskunft über den Unfall und dessen Ursachen geben.

Erneut Kritik an Ölindustrie

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Katastrophe rund um die von BP betriebene Plattform „Deepwater Horizon“. Nach deren Versinken liefen schätzungsweise 660.000 Tonnen Rohöl aus. Daraus wurde der größte Ölunfall der Geschichte, der BP bisher nach eigenen Angaben acht Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro) kostete. Entsprechend wird nun die Kritik an den Offshore-Bohrungen wieder neu angefacht. „Das BP-Desaster sollte ein Weckruf sein, aber wir haben die Schlummertaste gedrückt“, sagte die US-Umweltschutzvereinignug Sierra Club.

Mariner vor Übernahme

Die Ölbranche ist eng verwoben: Mariner wird gerade in einem 2,7 Milliarden Dollar (2,11 Mrd. Euro) schweren Geschäft vom Rivalen Apache geschluckt. Der US-Förderer Apache wiederum hat auch BP mehrere Öl- und Gasfelder für sieben Milliarden Dollar (5,46 Mrd. Euro) abgekauft. Mit dem Geld bezahlt der britische Konzern die Schäden der Ölpest, die als bisher schwerste in der Geschichte der USA gilt.

„Die Ölindustrie schimpft weiter auf die Vorschriften, aber es wird immer klarer, dass der jetzige Ansatz der Offshore-Bohrungen zu gefährlich ist.“ Auch Greenpeace betonte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Es ist Zeit, dass wir aus unseren Fehlern lernen.“

Von Hurrikan „Ike“ beschädigt

Die von Mariner Energy betriebene Plattform „Vermilion 380“ soll bereits früher Probleme gemacht haben. 2009 schrieb Mariner Energy laut dem Internetportal seekingalpha.com, dass die Insel zunächst wegen Verzögerungen bei der Errichtung nicht im gewünschten Ausmaß förderte. Dann beschädigte der Hurrikan „Ike“ im September 2008 die Bohrinsel, die Reparatur habe länger gedauert als erwartet und letztlich die Jahresproduktion 2008 des Unternehmens reduziert. Anders als die BP-Plattform „Deepwater Horizon“ mit einem Leck in 1.500 Meter Tiefe operiert diese Bohrinsel in relativ flachem Wasser in rund 100 Meter Tiefe.

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