Österreich-Pavillon in Leistung gehüllt
Den Pavillon von Josef Hoffmann sieht man nicht mehr. „Aber ich versichere Ihnen, er ist noch da“, scherzte Kommissär Eric Owen Moss bei der Pressekonferenz zum österreichischen Pavillon auf der 12. Architekturbiennale Venedig am Donnerstag. „Austria Under Construction“, so das Motto.
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Aber es ist nicht der Eindruck von Baustelle, der bleibt: Zwischen und auf den Gerüsten spielt sich eine runde, gefällige Leistungsschau ab, mit dem gelungenen Twist, sich mit Architektur sowohl aus als auch in Österreich zu schmücken. „Architektur ist ein Spiegel und ein Motor der Gesellschaft“, betonte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ), und der österreichische Beitrag sei als ein „klares Bekenntnis zu Weltoffenheit“ zu verstehen. Es könne, streute Moss Rosen, „wohl kein eindeutigeres Signal für Kommunikationsbereitschaft geben, als einen Architekten aus Los Angeles als Kommissär zu beauftragen“.
Um zu sehen, was Österreich architektonisch für die Welt geleistet hat, muss man den Pavillon auch gar nicht betreten: Gleich von der Fassade blicken Aufnahmen, etwa von Hans Holleins SBF Tower im chinesischen Shenzhen und von Anna Heringers handgemachter Lehm- und Bambusschule in Bangladesh in die Giardini-Landschaft. Auch Feichtinger und Pruscha, Coop Himmelb(l)au und Raimund Abraham lassen den Pavillon als zugkräftiges Österreich-Team in Leistung verschwinden.
Die ganze Welt baut in Österreich
Wo, wenn nicht vor solcher Fassade, passt eine spitze kleine „Anlehnung an die Lehrerdebatte“, wie Schmied bemerkte: „Tiroler Architekten bauen nicht nur in Tirol - sondern in der ganzen Welt.“ Und die ganze Welt baut auch in Tirol: Zaha Hadid etwa, mit der „Nordpark Stadtseilbahn“. Aufnahmen von Bauten internationaler Architekten in Österreich zieren das Innere des Pavillons auf einer Plane, die als riesiger Tunnel durch den Raum gespannt ist. Auf der Fotomontage zum Durchschreiten darf freilich der von zahlreichen internationalen Büros zu errichtende neue WU-Campus ebenso wenig fehlen wie die Neue Oper Linz von Terry Pawson.
Im hinteren Bereich hat sich Moss - nicht zuletzt auf ausdrücklichen Wunsch der Ministerin - der Lehre gewidmet und von den heimischen Architekturklassen und internationalen Schulen mit österreichischen Lehrenden „Objekte“ anfertigen lassen. Fast wie bei der Kunstbiennale fühlt man sich hier, zwischen den Skulpturen, die den enthusiastischen Glauben Studierender an das Mögliche und Unmögliche atmen.
Prototypen für Türme, Baukonzepte aus Leder und Holz, aus Hängetopfpflanzen und aus Blumenmeeren, der „Tiger von Venedig“ als stylischer Riesensetzkasten und trendig bekleidete Barbiepuppen als Indikatoren für Größenrelationen. Ein gefälliger, fröhlicher Auftritt der architektonischen Lehre und ein wohltuendes Gegengewicht zum allzu Gewichtigen der großen Namen.
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