„Wertvolles Gut wird verschleudert“
Helium ist ein farbloses, geruchloses und geschmacksneutrales Gas - und die nächste knappe Ressource. In maximal 30 Jahren werde es kein Helium mehr geben, so der US-amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Robert Richardson. Das Edelgas werde derzeit weit unter seinem Wert verkauft.
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Mit Helium gefüllte Luftballons müssten auf dem freien Markt eigentlich 100 US-Dollar pro Stück kosten, so Richardson im britischen „Independent“. Sind die Ressourcen einmal aufgebraucht, kann Helium nicht reproduziert werden. Da es nicht in gebundener Form vorkommt, kann es nicht chemisch hergestellt werden. In Anbetracht dieser Tatsache sei der derzeitige Umgang mit Helium geradezu verschwenderisch, so Richardson.
„Markt wird überschwemmt“
Die mit Abstand größte Heliumreserve weltweit befindet sich in einer ehemaligen Erdgaslagerstätte in der Nähe der texanischen Stadt Amarillo. Ein US-Gesetz von 1996 ist dafür verantwortlich, dass das seit 1925 dort lagernde Helium seit Jahren unter Wert verkauft wird. Der Helium Privatisation Act sieht vor, dass die Heliumvorräte der USA bis 2015 an die Privatwirtschaft gehen - unabhängig vom eigentlichen Marktpreis.
Das Gesetz habe zur Folge, dass ein wertvolles Gut verschleudert und der Markt mit billigem Helium überschwemmt werde, so Richardson, der 1996 den Physiknobelpreis für die Entdeckung des supraflüssigen Zustandes des Isotops Helium-3 erhielt.
Recycling als letzte Chance?
Weil Helium so billig zu kaufen ist, machen sich Unternehmen nicht die Mühe, es aufzufangen und wiederzuverwenden. Recycling sei aber die einzige Möglichkeit, den rasanten Verbrauch zu stoppen, so Richardson. Die NASA etwa verbrauche Unmengen an Helium, um Raketentriebwerke zu reinigen. Um Recycling für Unternehmen attraktiv zu machen, müsste der Preis für das Edelgas massiv steigen. „Wäre Helium etwa hundertfach teurer, würden sie es mit Planen auffangen und wiederverwenden“, so Richardson.
Dass es bei der Heliumversorgung schon jetzt immer wieder zu Problemen kommt, berichten Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden im „Spiegel“ (Onlineausgabe). Mehrmals sei eine vereinbarte Lieferung nicht angekommen. Es sei außerdem zu beobachten, dass Helium bereits teurer wird.
Unverzichtbares Element
Verflüssigtes Helium ist als Kühlmittel zum Erreichen sehr tiefer Temperaturen unverzichtbar. In der Medizin wird es etwa in der Kernspintomographie (MRT) eingesetzt, mit der Radiologen Organe durchleuchten. Anti-Terror-Behörden sind bei der Technik der Strahlungsüberwachung auf Helium angewiesen.
In der Raumfahrt kühlt flüssiges Helium Infrarotteleskope und die hochempfindlichen Infrarotkameras in Weltraumteleskopen. Diese können nur nahe des absoluten Nullpunkts ohne zu stark störende Eigenwärme arbeiten. Das Edelgas ist außerdem unverzichtbar bei der Altersbestimmung von Gesteinen.
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