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Ein Nationalsymbol geht fremd

Weder Römer noch Piraten konnten die gallischen Comic-Helden Asterix und Obelix einst aufhalten - doch nun scheint Streben nach Gewinn sie bezwungen zu haben. McDonald’s hat sie als Werbehelden unter Vertrag genommen und verteidigt sich nun gemeinsam mit den Lizenzinhabern der Comic-Figuren gegen den Sturm an Protesten beleidigter Franzosen.

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Großflächig sieht man die streitbaren Gallier auf Anzeigen in Metro-Stationen und Zeitungen nun beim Gelage in einer Filiale der Fast-Food-Kette. Big Mac und Pommes statt Wildschwein und Bier - für viele Franzosen droht der Himmel einzustürzen. In Internetforen und Zeitungsspalten macht sich Empörung breit. „Ketchup auf dem Barte von Asterix“, titelte die Zeitung „Le Figaro“.

Asterix-Werbung für McDonald's

McDonald's Frankreich

Das Plakat wirbt in ganz Frankreich für die Fast-Food-Kette.

Der kleine gewitzte Comic-Gallier Asterix und sein voluminöser Freund Obelix ließen sich in der Vergangenheit gerne von den kulinarischen Spezialitäten Lutetias verführen, wie Paris zur Römerzeit genannt wurde. Und nun geben sie sich ausgerechnet einer Esskultur hin, die vielen Franzosen lange Zeit als Inbegriff aller Bedrohungen durch Globalisierung und Kultur-Imperialismus galt. Die Anzeigenkampagne trifft daher mitten ins Herz der Franzosen, für die die Asterix-Charaktere ein Ausdruck der unbeugsamen nationalen Eigenständigkeit sind.

„Tiefster Respekt“ vor Asterix

McDonald’s France versichert nun, wie die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) berichtete, die Kampagne wolle die gallische Seele nicht verletzen. Sie demonstriere im Gegenteil den „tiefsten Respekt“, den man für Asterix empfinde. Auch der Verlag Editions Albert Rene, dem die Rechte an Asterix gehören, rechtfertigt sich.

Asterix- Zeichner Albert Uderzo

APA/dpa/Arne Dedert

Asterix-Zeichner Albert Uderzo verteidigt die McDonald’s-Werbung.

Man habe der Werbung zugestimmt, weil sie unter dem guten Motto laufe: „Kommt, wie ihr seid.“ Zudem habe Albert Uderzo eingewilligt, der Zeichner und Mitautor der Asterix-Hefte. Vom französischen Staatsfernsehen zur Rede gestellt, beteuerte der Verlag, man gehe sorgfältig mit den Rechten um: „Wir stimmen nicht zu, dass die Gallier auf Toilettenpapier erscheinen.“ Und man habe es immerhin abgelehnt, Obelix für Coca-Cola light werben zu lassen - „weil das Produkt nicht zum Charakter der Figur passt“.

Gerade McDonald’s galt im Land der Gourmets lange als ein Symbol des fremden Imperiums, das von eingefleischten Franzosen wie dem Bauernrebellen Jose Bove (der mit seinem Bart ausgerechnet der Comicfigur Asterix ähnelt) teils mit Gewalt bekämpft wurde. Mittlerweile wankt der Widerstand laut „SZ“ beträchtlich. McDonald’s hat Frankreich mit mehr als 1.100 Restaurants überzogen und wächst von Jahr zu Jahr.

Werbung mit homosexuellen Protagonisten

Bereits im Frühjahr machte das Unternehmen in Frankreich mit einer Kampagne unter demselben Motto („Come as you are“) auf sich aufmerksam und sorgte - vor allem in konservativen Kreisen der USA für erbitterten Widerstand. In Frankreich hingegen konnte sich McDonald’s mit dem „ersten schwulenfreundlichen TV-Spot des Landes“, in dem die Macher auf schwulentypische Klischees a la extravagante Tunte verzichteten, positiv platzieren.

Nach einer Aussage von Nathalie Legarlantezec, Direktorin der Marke McDonald’s in Frankreich, wollte man nur darstellen, wie die Realität wirklich ist, und fühle sich dabei auch nicht unwohl. „Die Werbung gehört zu einer Serie, die einfach die Vielfältigkeit unserer Kunden widerspiegelt.“

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