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Vor 75 Jahren noch ohne Lasche

Sie sind unverzichtbare Utensilien eines jeden Musikfestivals und vieler Grillpartys: Palettenweise gehen Bierdosen an schönen Sommerwochenenden über den Ladentisch und sorgen für einen guten Teil des Umsatzes der Brauereien. Vor 75 Jahren kam das Bier im Blechmantel auf den US-Markt. Anstoß für die Erfolgsgeschichte gab der findige Bierbrauer Gottfried Krueger.

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Der Idee folgte eine kurze Forschungsphase - es galt, einige Hindernisse zu überwinden. Da nämlich Bier mit Metall reagiert, musste zunächst eine geschmacksneutrale Innenbeschichtung entwickelt werden. Auch der Druck durch das kohlensäurehaltige Getränk stellte die Dosenmacher vor Herausforderungen. 1933 ließ Krueger sein in Dosen abgefülltes Bier zum ersten Mal von 2.000 Bierfreunden testen, Anfang 1935 kam es dann auf den Markt.

Die Dose war ein großer Wurf: Schon am Ende des Jahres waren 200 Millionen davon verkauft worden, und das Produkt trat in nur wenigen Jahren auch international seinen Siegeszug an.

Neue Öffnung verhalf zu Durchbruch

Ein kleiner Schönheitsfehler musste noch behoben werden: Weil die Bierdosen noch keine Lasche hatten, waren sie nur mit Hilfe eines Dosenöffners zu öffnen. Die Idee zum einfachen Öffnungsmechanismus, dem „Lift-Tab“, kam dem Amerikaner Ermal Fraze 1963, als er bei einem Familienpicknick in Ermangelung eines Dosenöffners gezwungen war, sein Bier an einer Stoßstange zu öffnen.

Gewichtsvorteil gegenüber Flasche

Der Vorteil der Dose im Vergleich zu einer Flasche liegt auf der Hand: Ein Lastwagen kann die doppelte Menge transportieren - dasselbe gilt auch für den benötigten Stauraum im Kühlschrank. Eine 0,33-Liter-Dose bestand damals aus Weißblech und wog rund 100 Gramm. Heute bringt eine aus Weißblech hergestellte Dose rund 21 Gramm auf die Waage, eine Aluminiumdose nur zehn Gramm.

Die Zukunft der Dose

Doch auch nach 75 Jahren entwickelt sich die Dose noch weiter. Der Getränkedosenhersteller Ball Packaging Europe unterhält im deutschen Bonn ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum, in dem rund 70 Experten ständig an der Weiterentwicklung der Dose arbeiten. So wurde 2008 die erste wiederverschließbare Getränkedose auf den Markt gebracht. In den USA ist ein Bier auf dem Markt, dessen Dose sich blau einfärbt, wenn es auf die Trinktemperatur von fünf bis sechs Grad gekühlt ist.

Zunehmend wird die Oberfläche als Werbeträger genutzt, denn anders als Glas und Plastik lässt sich das Metall direkt bedrucken. Forscher träumen von einer Dose, die mit dem Käufer kommuniziert. Aufladbare Partikel auf der Oberfläche und Handys sollen das möglich machen.

Ökologischer Rucksack

Auch wenn Dosen recycelt werden, ändert das nichts an ihrer grundsätzlich schlechten Energiebilanz. Die Gewinnung von Aluminium erfordert einen besonders hohen Einsatz an Material und Energie sowie Transporte rund um den Erdball. In Deutschland wird bei Getränkedosen ein Einwegpfand eingehoben, was ein Hauptgrund dafür ist, dass dort eine Recyclingquote von fast 90 Prozent erreicht werden kann.

Erotische Dosenspielchen strafbar

Im Lauf der Bierdosengeschichte waren auch schon reichlich skurrile Vorfälle zu verzeichnen. Für eine Bardame in Australien wurde das Spiel mit einer Bierdose ein teures Vergnügen:
Weil sie zur Belustigung ihrer Kunden Bierdosen zwischen ihren nackten Brüsten zerdrückte und so gegen die australischen Alkoholausschankbestimmungen verstieß, wurde sie zu einer Geldstrafe von 1.000 australischen Dollar verurteilt.

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