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Firmen auf schwarze Liste setzen

Die USA wollen türkische Firmen notfalls mit Sanktionen am florierenden Geschäft mit dem Iran hindern. US-Regierungsvertreter hätten bei Gesprächen in Ankara gedroht, türkische Energieunternehmen und Banken auf eine schwarze Liste zu setzen, wenn diese ihre Geschäftsbeziehungen ungeachtet des internationalen Streits über das iranische Atomprogramm fortsetzen, berichtete die türkische Tageszeitung „Cumhuriyet“ am Freitag.

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Washington habe die Warnung von einer Delegation aus Mitarbeitern des Außen- und Finanzministeriums überbringen lassen. Die türkische Regierung will den Handel mit dem Iran trotz des Atomstreits kräftig ausbauen. Im kommenden Jahr sei ein Handelsvolumen von 20 Milliarden US-Dollar (knapp 15 Mrd. Euro) beabsichtigt, hatte Staatsminister Hayati Yazici erklärt. Dazu solle die Zahl der Zollübergänge an der gemeinsamen Grenze auf vier verdoppelt werden. Das Handelsvolumen der beiden Staaten hatte im Jahr 2008 rund zehn Milliarden US-Dollar betragen, war dann aber im vergangenen Jahr auf rund 5,5 Milliarden Dollar gesunken.

Erdogan stellt sich vor den Iran

Den westlichen Partner der Türkei, allen voran den USA, ist ein Ausbau der Geschäfte zwischen der Türkei und dem Iran ein Dorn im Auge. Der Iran wird vom Westen verdächtigt, sich über sein Atomprogramm unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung Material für den Bau einer Atombombe zu beschaffen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich zuletzt aber immer wieder vor den Iran gestellt und das Recht des Nachbarlandes auf ein ziviles Atomprogramm verteidigt.

Die türkische Regierung stellt sich auch trotz Sanktionen den Benzinlieferungen in den Iran nicht in den Weg. Sollten einheimische Unternehmen den Kraftstoff in die Islamische Republik Iran liefern wollen, werde die Regierung ihnen helfen, sagte Energieminister Taner Yildiz vorige Woche in Ankara der Agentur Reuters. Wegen des Atomstreits verhängte Sanktionen sollten die iranischen Treibstoffimporte eigentlich einschränken.

Viel Erdöl - kaum Raffinerien

Der Iran ist zwar einer der weltgrößten Erdölproduzenten. Er verfügt jedoch nicht über ausreichende Raffinerie-Kapazitäten, um seinen eigenen Benzinbedarf zu decken. Daher ist das Land auf die Importe angewiesen. Die auf das Rückgrat der iranischen Wirtschaft zielenden Sanktionen, wie sie etwa die USA zuletzt aufgelegt haben, verbieten aber unter anderem den Export von Benzin in den Iran.

Daher verzichtet seit Juni auch der französische Ölkonzern Total auf Geschäfte mit der Republik. Im Mai stellte er noch die Hälfte aller iranischen Benzinimporte. Auch Royal Dutch Shell, BP, Reliance Industries und der Schweizer Händler Glencore beliefern den Iran entweder nicht mehr oder haben sich entschieden, keine neuen Verträge abzuschließen.

Gemeinsamer Bau von Kraftwerken

Yildiz kündigte außerdem an, der gemeinsame Bau von Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 6.000 Megawatt werde fortgesetzt. Der Ausstoß reiche, um sowohl die Türkei und den Iran als auch Nachbarstaaten im Nahen Osten zu versorgen. Im Konflikt um die iranischen Atomanlagen lancierte die Türkei zusammen mit Brasilien einen Vorschlag zum Austausch nuklearer Brennstoffe, der sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Seit Juni haben neben dem UNO-Sicherheitsrat auch die USA und die Europäische Union Sanktionen verhängt, um den Druck auf Teheran weiter zu erhöhen. Russland und China haben die EU-Sanktionen kritisiert.

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